Thema Musik
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2014-03-10 Konzertbesprechung:

 

Richard Strauss mal intim,
mal effektverliebt

8. Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz bot manch Interessantes


ape. Koblenz. Es ist bei klassischen Konzerten nicht anders als sonst im Leben: Die Geschmäcker im Saal sind so verschieden wie die Menschen unterschiedlich. Und beileibe nicht allen Werken des Repertoires ist es gegeben, einem Auditorium in toto das Herz zu rühren. So jetzt erlebt beim 8. Anrechtskonzert des Koblenzer Musik-Instituts, dessen Programm viel Interessantes bot, aber bei manchem Besucher tiefe Gemütsbewegung kaum auslösen konnte. Dass dennoch jeder allen Stücken mit Aufmerksamkeit begegnete, spricht für eine reife Hörkultur bei dieser Reihe.                                          

Zum Beginn in der Rhein-Mosel-Halle die „Tragische Ouvertüre” von Johannes Brahms. Daniel Raiskins Dirigat arbeitet mit kräftigem Impetus dessen dramatische Möglichkeiten aus, lässt kurz vor Ende die Hoffnungselemente schön zu einem lichten Auftrumpfen zusammenfließen. Gleichwohl bleibt der Ouvertüre ihr kantiger, fast intellektueller Charakter, der schon die Uraufführung 1880 durch die Wiener Philharmoniker kein Erfolg werden ließ. Obendrein tut sich die Rheinische Philharmonie vor allem anfangs etwas schwer: Man hat das Koblenzer Staatsorchester schon präziser und klarer gehört.   

Im Zentrum des Abends stehen anlässlich des 150. Geburtsjahres von Richard Strauss dessen Oboen-Konzert D-Dur und die Rosenkavalier-Suite. Was den Oboen-Solisten François Leleux angeht, ist sich das Publikum per starkem Beifall einig: Der Franzose versteht seine Kunst. Aufs Schönste spielt er die vom 81-jährigen Strauss in die späte „Handgelenksübung” (Oboen-Konzert) hinein komponierten Kniffeligkeiten und Launen aus. Des Alters Heiterkeit wie Resignation finden zusammen, werden aufgemischt durch Erinnerungen an jugendlichen Übermut.

Raiskin nimmt das dabei ohnehin nur klein besetzte Orchester teils bis an die Grenzen des eben noch Hörbaren zurück. Was den Eindruck verstärkt, das Stück sei vor allem ein Sinnieren des greisen Komponisten – vielschichtig, meisterlich, aber bisweilen eben auch zu selbstreferenzieller Kleinteiligkeit neigend. Völlig anders fällt natürlich die Rosenkavalier-Suite aus, die den Abend in opulenter Besetzung beschließt. Darin hatte Strauss gut drei Jahrzehnte nach Uraufführung der Oper (1911) deren Hauptthemen für den Konzertsaal zusammengefasst.

Die Suite folgt der Szenerie dieser „Komödie für Musik”. Und Raiskin zieht mit der Rheinischen angemessen, in disziplinierter Wildheit, kräftig vom Leder. Schwungvoll schleifende Intervalle, ausgelassene Dynamik, saftiger Tragikbombast, Liebesschmelz und Walzerschmalz: Stimmungen und Attitüden purzeln in rasendem Wechsel durcheinander, formen eine komödiantische Musikcollage, an der nicht nur Opernfans Freude haben.

Doch ist dies Stück auch purer Manierismus. Spiel, Spaß – eher das Zwerchfell als die Seele bewegend. Weshalb unser Herzensliebling an diesem Abend ein kleines Werk von Franz Schreker ist, das vom Programm zwischen die beiden Strauss-Werke geschoben wird: das Intermezzo aus der romantischen Suite opus 14 von 1902. Fabelhaft spannt das Orchester da die stimmungsvollen Bögen. Die verbinden sich zu einem kunstvoll konstruierten Gewölbe, unter dem sich echte Bewegtheit zwischen Lust auf Leben und Melancholie ausbreitet. 
                                                                                       Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 10. März 2014)


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