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2014-03-15 Ausstellung:

"Ein Traum von Rom", kulturhistorische Sonderausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier

 

Römisches Stadtleben
in Südwestdeutschland

 
ape. Trier. Was gehört zu einer modernen Stadt? Was macht Urbanität aus? Wohnquartiere, Handel und Gewerbe, öffentliche Plätze, Ämter, Kultureinrichtungen, Verkehrsnetz, Wasserversorgung... Städte sind Schmelztiegel unterschiedlichster Menschen und Großmechanismus aus unterschiedlichsten Funktionen. Unser Stadtbegriff geht zurück aufs alte Rom. Die größte Metropole der Antike war nicht nur Zentrum des Imperium Romanum, sondern dereinst Vorbild für Städtebau und urbane Lebensart von Nordafrika bis Britannien. Dies macht jetzt eine bemerkenswerte Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier deutlich. Unter dem Titel „Ein Traum von Rom” beleuchtet sie römisches Stadtleben in Südwestdeutschland.



Der Ausstellungsrundgang beginnt monumental: mit einem Modell des Kolosseums zu Rom, dem opulentesten und eindrücklichsten Beispiel für die Baukunst der Römer. Er endet ernüchternd bei einem Haufen aus zertrümmerten Statuen, Gedenksteinen, Bauteilen. Nach Jahrhunderten entledigten sich die gallo-germanischen Völker der römischen Herrschaft – und pulversierten dabei auch deren Hinterlassenschaften in der Kalkbrennerei. Die Untergangsphase des Imperiums gibt Historikern noch manches Rätsel auf. Warum diese brachiale Bilder- und Baustürmerei? „Wir wissen es nicht genau”, räumt Museumsdirektor Marcus Reuter ein. Was dabei an urbaner Lebensart und Kultur verloren ging, fächert die Ausstellung anhand von 300 Exponaten aus den Beständen des Trierer Museums sowie des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart auf.

Die Kooperation lag nahe, weil in den benachbarten Einzugs- und Forschungsbereichen beider Institutionen an Mosel und Neckar sämtliche Stadttypen römischer Zeit vertreten sind. Mit Trier die einst größte Imperiumsmetropole nördlich der Alpen. Sie dehnte sich über 284 Hektar aus. Zum Vergleich: Köln und Mainz umfassten seinerzeit je rund 95 Hektar. Noch kleiner waren Rottweil und Ladenburg, gleichwohl handelte es sich um wichtige Marken in der antiken Städtelandschaft Südwestdeutschlands. Denn im Unterschied zu heute, so eine Erkenntnis aus der Trierer Schau, bemaß sich bei den Römern die Bedeutung einer Stadt nicht nach ihrer Größe, sondern nach ihrem Rechtsstatus.

Mit erheblichen Wirkungen für Stadt- und Bürgerrechte waren Trier als „colonia” eingestuft, Rottweil als „municipium”, Ladenburg als „civitas”. Unterschiedlos war ihnen indes ein Streben eigen: der Lebensweise Roms so nahe wie möglich kommen. Reich, prächtig, mächtig fiel das Ergebnis in der Kaiserresidenz Trier aus; bescheidener, aber nicht minder bemüht in den Neckarstädten. Auf den Spuren dieses Strebens bewegt sich die Ausstellung vom öffentlichen Raum der provinzialrömischen Städte bis hinein in die private Wohnkultur.

Originale Statuen, Skulpturen und in Stein gemeißelte Inschriften legen nebst Baumodellen Zeugnis ab von der Ordnung der an Rom orientierten Gemeinwesen. Mit Mörtel, Ziegel- und Steinbau hatten die Römer die keltische Holzbauweise abgelöst. Eine Filmanimation skizziert, wie die Bauentwicklung der südwestdeutschen Römerstädte einem Ideal von Rom folgte - das die Tiberstadt manchenteils selbst nicht erfüllen konnte. Breite, geradlinige Straßen mit zentralen Kreuzungen etwa, zwischen denen schachbrettartig von vier Seiten zugängliche Mischquartiere liegen.

Was aber Rom hat, wollte man auch in der Provinz haben: zentrales Forum, Theater und Circus, Thermen, Tempel, Stadtpaläste, gepflasterte Straßen, Marktbasilika etc. Die Überreste mancher dieser Großbauten gehören noch heute zum Stadtbild Trier und genießen Unesco-Welterbestatus. In der Ausstellung ist symbolisch eine Ladenstraße nachgebaut, die den Anschluss der provinzialrömischen Städte an den damaligen "Weltmarkt" bezeugt. Im Angebot sind Gewürze aus Indien, Zinn aus England, Produkte aus Spanien, Griechenland, Nordafrika. Ebenso finden sich Exportschlager von hier: die im gesamten Imperium beliebten Trierer Spruchbecher etwa oder das von der Mosel in alle Welt ausgeführte Tafelgeschirr Terra Sigillata.

Wie im Äußeren, so im Inneren. Steinerne Ehrentafeln erzählen von „Eliten, Karrieren, Ämtern”; von Stadtmagistraten beispielsweise, die nach Roms Vorbild durch betuchte Ehrenämtler besetzt waren. Andere Artfakte lassen erkennen, dass die antike Stadtgesellschaft ein vielschichtiges, buntes Konglomerat war aus Freien und Unfreien, Reichen und Armen, Einheimischen und Zugereisten in großer Zahl.

Schließlich gelangt der Rundgang in die privaten Gemächer der (wohlhabenden) Stadtbewohner. Kunstvolle Bodenmosaiken, Wandgemälde, Marmorstatuen aus den angesprochenen Provinzstädten belegen: Da wollte damals, erstens, jemand zeigen, dass er sich solch edle Interieurs leisten kann; und, zweitens, demonstrierten auch Hausherrn nichtrömischer Abstammung so den Grad ihrer Romanisierung. Verfeinerte, kultivierte, weltoffene, eben urbane Lebensart, das hieß bis ins späte 4. Jahrhundert: Auch weit weg von Rom leben wie in der ewigen Stadt.                
                                                                                     Andreas Pecht

"Ein Traum  von Rom" ist in Trier bis 28. September zu sehen (Infos: >>www.landesmuseum-trier.de)
Ab 25. Oktober dann im Landesmuseum Württemberg Stuttgart.


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 15. März 2014)


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