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2014-03-26a Vorbericht:

23. Kultursommer Rheinland-Pfalz unter dem Motto „Mit allen Sinnen” – Startwochenende in Hachenburg



Sehen, hören, riechen,
schmecken, fühlen


ape. Frage: Was haben aus Sicht des kulturinteressierten Publikums die Sommer der 1970er und frühen 1980er in der rheinland-pfälzischen Provinz mit den heutigen gemeinsam? Antwort: Damals wusste man nicht, wo man hingegen sollte, und jetzt weiß man's auch nicht. Wesentlicher Unterschied: Seinerzeit war hierzulande zwischen Mai und September halt fast nix los; heutzutage macht dicht gedrängtes Programmangebot allerorten und -örtchen in jeder Kunst- wie Kurzweilsparte einem die Wahl zur schieren Qual. Die Entwicklung der Sommerzeit zum kulturellen Vielseitigkeitsparcour begann mit dem Ausbruch des Festivalitis Mitte der 80er. Mosel Musikfestival (1985) und Rheingau Musikfestival (1988) waren in der hiesigen Gegend die großen klassischen, Rock am Ring (1985) der jugendliche Bannbrecher. Die noch älteren Polit- und Folkveteranen OpenOhr Mainz (1974) und das Waldeck-Festival (1964) bekamen von da an reichlich Gesellschaft jedweder Art.



1992 hat dann noch ein neuer Spieler die Szene betreten: der „Kultursommer Rheinland-Pfalz” – durch die Landesregierung als Sammler, Dachmarke, Koordinator, Förderer, Vernetzer, Impulsgeber der erblühenden Sommerkultur zwischen Südpfalz und Oberwesterwald zur Seite gestellt. Vom „Kultursommer” gibt’s finanzielle Projektförderung für regionale und lokale Initiativen; von ihm kommt jeweils ein Jahresmotto, das mit etwas inhaltlicher Pointierung zumindest einen vagen Rahmen rheinland-pfälzischer Zusammengehörigkeit ziehen will um mittlerweile Dutzende Festivals und Hunderte Einzelveranstaltungen. Über rund 250 Projekten wird 2014 die farbige Kultursommersonne leuchten.

Das Motto lautet heuer „Mit allen Sinnen”. Es zielt mit seiner uferlosen Offenheit ab auf die Bewusstmachung eines recht simplen Umstandes. Den benennt Kulturministerin Doris Ahnen bei der Programmvorstellung mit einem Zitat des Philosophen John Locke: „ Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre.” Will sagen: Vor das Denken hat der liebe Gott oder die menschliche Natur Wahrnehmung durch Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen gesetzt. Da nun Kunst per se (auch) sinnlich-emotionales Erlebnis ist, fällt es den meisten Kulturis nicht schwer, sich umstandslos auf das Motto „Mit allen Sinnen” einzulassen. Ob Musik, Literatur, Bildende Kunst, Theater, Tanz oder Architektur: Sinnlichkeit ist überall. Touristiker und Gastronomen wird’s freuen, dass diesmal selbst Speis und Trank vom Status des unverzichtbaren Beiwerks zum programmatischen Eigenwert aufsteigen.

Kultur als Gesamtkunstwerk für Leib, Herz und Hirn – das ruft unter anderem nach besonderer Hinwendung zur prallen und prunkvollen Sinnlichkeit des Barock. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) gibt deshalb pünktlich zum Kultursommer-Start einen Reiseführer zu den Hinterlassenschaften der Barock-Epoche in Rheinland-Pfalz heraus. Fürs Eröffnungswochenende (9. –  11.5.) des Kultursommers 2014 ist mit der barocken Innenstadt von Hachenburg nebst Schloss und Burggarten eine passende Kulisse gewählt. Und das Programm des dreitägigen Events dort fällt entsprechend „ganzheitlich” aus. Sprich: von allem für jeden etwas. Vom Kinderfest bis zum Straßentheater; vom historischen Jahrmarkt über die Chormeile bis zum „Markt der Genüsse”; vom barocken Kirchenkonzert über den Jazzact bis zur Kopfhörerparty. Und als eintrittfreies Sahnehäubchen obenauf die schöne, sympathische, kluge, verschmitzte, natürliche, renitente, gefällige Judith Holofernes mit Band.

Soweit das Allgemeine und Zentrale. Bei allem Weiterem geht es wie in den Vorjahren: Auch der Vorbericht zum 23. Kultursommer muss sich auf Rosinenpicken aus dem opulenten Sammelsurium der Sinnlichkeiten beschränken. Das fällt selbst dann noch eher zufällig aus, wenn man sich aufs Programmangebot im mittelrheinischen Landesteil kapriziert. Bleiben wir noch einen Moment im Westerwald, wo in diesem Jahr nicht nur Hachenburg seinen 700. Stadtgeburtstag mit in die kultursommerliche Waagschale wirft, sondern Altenkirchen neben seinem Spiegelzeltfestival (15.9. – 5.10.) ebenfalls ein 700-jähriges Stadtjubiläum. Dazu kommen im WW- und AK-Kreis die 23 Veranstaltungen der 13. Literaturtage, die u.a. Ortheil, Safranski, Martenstein und Elke Heidenreich zu Gast haben. Ein kleines,  aber volkskulturell wahrscheinlich sehr spannendes Projekt dürfte „Die Fünf” werden (16.8.): Fünf Dörfer erzählen dem von Ort zu Ort reisenden Publikum mit je eigenen Mitteln von ihrer Geschichte. 

Sprung an die Lahn, wo sich im dritten Jahrgang das Festival „Gegen den Strom” mit rund 50 Veranstaltungen als Platzhirsch von Lahnstein bis an die Landesgrenze hinter Diez etabliert hat. Um Heine, Shakespeare, Wagner, Offenbach, die Piaf und andere geht es diesmal bei der Multisparten-Reihe zu Musik/Filmmusik, Literatur, Tanz, Philosophie und Religion. Von der Lahn an die Mosel, wo im Schatten des Riesen, Mosel Musikfestival, auch kleine hübsche Blümchen sprießen. So das Mosel-Jonglier-Festival in Bengel (31.7. – 3.8.) oder die Kunsttage Winningen (9. – 11.5.) mit ihrem Schwerpunkt auf Bildender Kunst.

Schließlich geht am Rhein wieder gehörig was ab. Da knubbeln sich etliche seit Jahren fest in der Sommersaison verwurzelte Festivals: Barockfest Schloss Engers (23./24.8.), 22. Koblenz Guitar Festival (2. –  9.6.), 8. Sommerkunstcamp der JuKuWe Koblenz (18. – 20.7.), 7. Universitätsmusiktage Koblenz (19. – 25.7.), Gauklerfestival Koblenz (1. – 3.8.), Horizonte auf der Festung Ehrenbreitstein (25./26.7.), 14. Mittelrhein Musik Festival, 10. Rheinvokal, 25. Lahneck Live, 34. Lahnsteiner Bluesfestival .... Dazu einige weniger bekannte, jüngere Projekte. Etwa die „Nacht der Religionen” in der Neuwieder Marktkirche (12.6.) mit Ritualmusik aus diversen Weltreligionen. Oder eine Veranstaltungsreihe im Industriedenkmal Sayner Hütte (22.8. – 21.9.), die   sich in diesem Jahr dem Expressionismus in Film, Bildender Kunst und Musik widmet.

Was aussuchen, wo hingehen im Kultursommer 2014? Das muss nun jeder mit sich selbst ausmachen. Anlaufpunkt für Infos ist im Netz >>www.kultursommer.de      


Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
13. Woche im März 2014)


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