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2014-04-25b Porträt/Jubiläum:

Frühsommerfest für Kultursinnige: Lahneck live

Festival feiert von 30.5. bis 1.6. am Rheinufer seinen 25. Jahrgang – Start 1989 droben auf Burg Lahneck


ape. Lahnstein. Je älter man wird, desto häufiger begegnet einem dieses Phänomen: Vertraute Begriffe verändern über die Jahre ihre Bedeutung. So jetzt wieder erlebt bei einer Gesprächsrunde im Jugend- und Kulturzentrum Lahnstein. Ich sitze zusammen mit vier Vertretern der etwa 15-köpfigen Organisationsmannschaft des Vereins Lahnsteiner Musikszene, um über die 25. Ausgabe von  „Lahneck live” zu sprechen. Besser gesagt: über die Geschichte dieses 1989 aus der Taufe gehobenen „Kulturfestes”, wie das anfangs ein-, nachher zwei-, inzwischen dreitägige Festival offiziell bezeichnet wird.


In meinem Hirn ist der Begriff „Lahneck live” noch immer verschaltet mit Burg Lahneck – und  Septembertagen, an denen das historische Gemäuer auf der Höhe durch Musik, Theater, Kleinkunst auf vier Bühnen nebst bis zu 2000 Besuchern gehörig „belebt” wurde. Von 1989 bis 1994 war das Festival auf dem Burgareal daheim. Dann folgte der Umzug ins Tal und auf wechselnde Gelände: 1995/96 Rheinanlagen Oberlahnstein, 1997 bis 2007 Rheinufer/Lahnmündung Niederlahnstein, ab 2008 Innenstadt Lahnstein, 2014 nun wieder Rheinanlagen Oberlahnstein. Über die Jahre verlor sich bei vielen Zeitgenossen die Verbindung des Begriffs Lahneck live mit Burg Lahneck – er mutierte zum ideellen Markenbegriff für ein Sparten und Generationen übergreifendes (Früh-)Sommerfestival irgendwo im Umfeld des geographischen Lahnecks.

Zum Jubiläum seien ein paar Impressionen aus der Frühzeit des Festivals erlaubt, aus seinen Burg-Jahren – mit der großen Musikbühne im verschatteten Graben. Mit einer Theater- und Kabarettbühne auf halbem Weg zur Kernburg, deren Innenhof in eine Jazz-Location und deren Kapelle zum Klassikmusik- und Literaturlesesaal verwandelt wurde. Mit der „Kneipenbühne” als Präsentationsfläche für lokale Bands und andere regionale Kulturspezialitäten. Um zwei Uhr mittags ging's gewöhnlich los. Und noch vor dem frühen Abend waren sämtliche Wege, Treppen, Pfade des dereinst erzbischöflich-kurmainzischen Wehrwerks wider den erzbischöflich-kurtrierischen Bruderfeind glitschig verschlammt oder knochentrocken verstaubt. Die akustische Schnittmenge der Bühnen nahm oft Sparten verschmelzende Intensität an. Das Menschengedränge war bisweilen arg. Und wer sich in feinen Ballerinas hierher verirrte, konnte die  Treter nachher getrost wegschmeißen.

Kurzum: Es war wunderbar und ich liebte diese knuffige Provinzversion einer nachgetragenen Mischung aus Woodstock, Waldeck, OpenOhr und Rock am Ring in der alten Burg. (Micha Stoll, Walter Nouvortne und die anderen Gründerväter/-mütter mögen die Ausdrucksweise verzeihen) Nostalgie, Schnee von gestern; zurück ins Jetzt und zur Gesprächsrunde im Jugendzentrum. Da sitzen neben Nouvortne (59) und dem 1992 als Musiker zu Lahneck live gestoßenen Markus Graf (44) zwei junge Leute mit am Tisch, die in der Anfangsphase des Festivals noch gar nicht geboren waren. Leonie Patczowksy und Tim Sauerborn sind beide 20 Jahre jung, absolvieren in Lahnstein ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Kultur – und stellen als Schlussprojekt ihres FSJ das Jugendmusiksegment des diesjährigen Lahneck live auf die Beine. (Eigentlich sind sie zu dritt, aber FSJ-Kollegin Victoria Lamm ist an diesem Vormittag verhindert.)

Ihnen ist just ein ziemlicher Verantwortungsbrocken zwischen die Füße gefallen, denn erstmals wird die Vorrunde des rheinland-pfälzischen Rockbuster-Wettbewerbs für die Region Koblenz Teil des Programms von Lahneck live. Fünf regionale Nachwuchsbands wollen ausgewählt, ihre Auftritte organisiert und betreut sein. Daneben sind andere, möglichst national bekannte und junges Publikum begeisternde Gruppen zu engagieren. Markus Graf, zugleich Geschäftsführer der LAG Rock & Pop Rheinland-Pfalz, hilft mit Rat und Tat. Dennoch haben die FSJler allerhand Neuland zu erkunden. Rasch auch mussten sie erfahren, dass manche Wunschband unerreichbar ist. Grund: Die Finanzen des seit 1997 eintrittsfreien Kulturfestes sind dank Zuschüssen von Stadt, Kultursommer und Sponsoren zwar solide, aber halt doch recht beschränkt. Also hieß die Herausforderung: Mit bescheidenen Mitteln ordentlich was hinkriegen. Gelungen? Tim und Leonie sind bis dato mehr als zufrieden. Sie wissen aber: „Die eigentliche Herausforderung wird die praktische Umsetzung beim Festival selbst.” Wir drücken die Daumen.

Was hat sich seit 1989 am Wesen von Lahneck live geändert? Im Grundsatz ist vieles geblieben, wie es von Anfang an war. So das Nebeneinander unterschiedlicher Sparten mit Angeboten für unterschiedliche Generationen und kulturelle Orientierungen. Bei der Musik etwa reichte und reicht das Spektrum von klassisch, bluesig, jazzig über Folk und Rock bis zu jeweils aktuell neuen Strömungen. Weshalb Lahneck live lange eines jener Festivals war, wo man einfach so hinging, weil: die Atmosphäre ist erfahrungsgemäß angenehm; immer trifft man nette Leute und alte Bekannte; das Programm ist allemal danach, dass sich Spannendes findet. Die Devise war: Wir gehen zu Lahneck live, weil Lahneck live ist; und dort schaun mer mal.

„Das ist nicht mehr so”, bemerken die FSJler. Heutzutage funktioniere ein Festival nur mit unbekannten Künstlern kaum noch, es brauche Publikumsmagnete. „In unserer Generation geht man gezielt irgendwo hin, um speziell diese oder jene Gruppe zu erleben”, erklären Leonie und Tim. Markus Graf bringt diese Veränderung, die teils auch fürs ältere Publikum gilt, auf den interessanten Punkt: „Der Anspruch an die Programmgestaltung ist über die 25 Jahre gewaltig gewachsen. Früher war das Festival selbst der Topact.” Aufgeben mag man in Lahnstein dieses besondere Verhältnis aber nicht. Weshalb heuer Lahneck Live wieder auszieht aus der Lahnsteiner Innenstadt, wo es seit 2008 ansiedelt war. Es geht runter an die Flüsse, breitet sich in den Oberlahnsteiner Rheinanlagen aus – als frühsommerlicher Kulturerlebnisraum für Kinder, Jugendliche, Familien, Ältere und in aller Frische Altgewordene.

Infos:  >>www.lahnsteiner-musikszene.de  


Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
17./18. Woche April/Mai 2014)


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