Thema Musik
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2014-11-24 Konzertbesprechung:

Anrechtskonzert Koblenz unter Sebastian Lang-Müller mit Lorenzo Gatto und der Rheinischen Philharmonie

 

Die Chemie stimmt beim italienischen Abend des Musik-Instituts


ape. Koblenz. Italienischer Abend beim Musik-Institut Koblenz. Das 4. Anrechtskonzert bot in der Rhein-Mosel-Halle die Ouvertüre zu Rossinis Oper „L'italiana in Algeri”, Paganinis Violinkonzert Nr.1 und als deutsche Liebeserklärung ans Land, wo die Zitronen blühen, die sinfonische Fantasie „Aus Italien” von Richard Strauss. Den Solopart des „Hexenmeisters auf der Geige” – wie Paganini im 19. Jahrhundert gerne bezeichnet wurde – bestritt der 27-jährige Belgier Lorenzo Gatto. Die Rheinische Philharmie wurde diesmal dirigiert von Sebastian Lang-Lessing, dem deutschen Musikdirektor des San Antonio Symphony Orchestras in Texas.
         
Für die treue Hörerschaft ist ein immer wieder spannender Aspekt, bei dieser Konzertreihe regelmäßig auf das „Hausorchester” zu treffen. Da lassen sich Entwicklungen mitverfolgen oder Reaktionen auf unterschiedliche Dirigenten erkennen. Und jedesmal darf man neugierig sein, wie die Tagesform des Koblenzer Staatsorchesters sein würde. Denn trotz aller Professionalität auf zuletzt hohem Basisniveau, gibt es doch stets Ausschläge in die eine oder andere Richtung.

An diesem Abend lassen schon die ersten Takte der Rossini-Ouvertüre aufhorchen. Zartes, stimmiges Streicher-Gezupfe vorweg; dann ein kräftiger, aber sehr fein an der Grenze zur Wuchtigkeit gehaltener Orchesterschlag; dann eine sinnlich über den Geigen schwebende und mit diesen sorgsam abgemischte Oboen-Melodie. Im verhaltenen Anfang ist angelegt, womit gleich darauf das flott und farbig gezeichnete Italocolorit Freude macht: Punktgenaue Rhythmik; kleine, enorm dichte Figurationen; dynamische Farbigkeit und klangliche Klarheit. Herrlich ein keckes Wechselspiel zwischen Piccolo und Obeo, hinreißend die knackig dirgierte und gespielte Ausgelassenheit.

Kurzum: Lang-Lessing und die Koblenzer Musiker verstehen sich prima, kommen zu einem präzisen, beseelten und auch originellen Vortrag. Das Orchester besticht mit großer Spielfreude – und schlägt derart sogar aus den kompositorisch banalen Orchesterteilen des nachfolgenden Violinkonzerts noch ein paar interessante bis humorige Funken. Paganini war das furiose und kuriose Geigenwunder seiner Zeit, als Komponist schuf er sich halt bloß einen der eigenen Bühnen-Hexerei dienenden Rahmen. Den füllt in Koblenz bravourös Lorenzo Gatto mit Staunen machender Virtuosität – bei völligem Verzicht auf ekstatische Showeffekte.

Konzentriert, aber mit scheinbar leichter Hand rast, springt, gleitet er durch irrwitzige, teils mehrstimmige Tempopassagen, überwindet fast beiläufig wahnsinnige Abgründe. Gatto entlockt dem Instrument Töne, von denen der Laie nicht ahnte, dass es sie überhaupt geben kann. Und wenn er im dritten Satz eine doppelstimmige Melodie sauber allein mit Flagolette-Tönen spielt, fällt auch den Kennern im Saal die Kinnlade runter.

Der Jubel für ihn ist ebenso berechtigt wie nach der abschließenden Italien-Fantasie von Strauss der lang anhaltende Beifall für Orchester und Dirigent. Mit schmiegsamem Klang- und Atmosphäreaufbau beginnt die Italienreise. Mit weit ausschwingendem Atem und sinnlichen, vielfarbigen Bildern wird sie durch Stadt und Landschaft fortgesetzt – um mit Tarantella-Tanz und Schlagergesang in einer überschäumenden neapolitanischen Fiesta zu enden. So intensiv, inspiriert und diszipliniert gespielt wie hier, bleibt unbegreiflich, warum der Kritiker der Uraufführung 1887 über dies Werk des 23-jährigen Strauss ausrief: „Ich leide.” Wir haben in Koblenz 2014 nicht gelitten.

Andreas Pecht


(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website
am 24. November 2014)


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4. Anrechtskonzert / Musik-Institut Koblenz / Besprechung / Sebastian Lang-Lessing / Lorenzo Gatto / italienisches Programm
 
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