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Thema Kultur / Archäologie / Geschichte
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2016-04-01 Ausstellungsbesprechung:


Die Tierwelt der letzten Eiszeit
in Südwesteuropa


Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim stellen in der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein 60 Replikate aus


 
ape. Koblenz. Ein Vorhang aus Lederstreifen, aufgehängt zwischen Mammutstoßzähnen markiert den Übergang in die Steinzeit. Genauer: in die letzte Eiszeit vor 30 000 bis 15 000 Jahren. Jenseits des Portals begrüßt ein Paar junger Cro-Magnon-Menschen, wie man unsere Vorfahren jener Zeit nennt, den Besucher. Es handelt sich bei den beiden Figuren um Replikate, um Nachbildungen jener Steinzeitmenschen auf Basis archäologischer Funde. Dieses Prinzip gilt für fast alle  60 Exponate der „Eiszeitsafari” betitelten Populärausstellung, die im Landesmuseum auf der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein bis 30. Oktober zu sehen ist.



Hernach geht die Präsentation auf Tournee, erst nach Kassel und Hildesheim, um schließlich an ihrem Ursprungsort Mannheim zu enden. Denn auf die Beine gestellt wurde die „Eiszeitsafari” von den in Sachen kulturhistorischer Ausstellungen renommierten Reiss-Engelhorn-Museen (REM) Mannheim. In diesem Fall handelt es sich indes mehr um eine natur- als kulturhistorische Schau. Im Zentrum steht die Tierwelt jener Epoche: Originalgetreue, lebensgroße Replikate diverser (Land-)Tiere, von denen die damals trocken-kalte Tundra-Landschaft Südwesteuropas einschließlich der hiesigen rheinischen Gefilde bevölkert war.

Gleich zu Beginn des als Zeitreise für die ganze Familie konzipierten Ausstellungsrundgangs stehen dem Cro-Magnon-Paar Nachbauten einer Saiga-Antilope und ein Leopardenskelett gegenüber. Erstere symbolisiert eine Nahrungsquelle, letztere eine Gefahr. Allerdings tritt im Verlauf des Rundgangs die Beziehung zwischen eiszeitlicher Umwelt und darin lebendem Homo sapiens sapiens weit in den Hintergrund. Bewaffnung, Siedlungsart, Ernährungsweise, Handwerkliches, Kultisches werden nur marginal am Rande erwähnt.

Die Ausstellung konzentriert sich auf Beeindruckung vor allem durch hochkarätige Großtier-Replikate. Kraftvoll, ja beängstigend mutet ein in aggressiver Pose dargestellter Höhlenbär an. Vertraut und doch völlig fremd wirkt das längst ausgestorbene Wollnashorn. Elch, Wolf, Braunbär, Pferd – die Unterschiede zu heutigen Artgenossen sind nicht groß. Interessant ist die Rückverbindung zur Archäologie, die bei manchen Spezies hergestellt wird durch Ausstellung von Knochenfunden, daraus abgeleiteter Skelettrekonstruktion und darauf basierendem Nachbau des gesamten Tieres. Das wegen seiner Größe am meisten beeindruckende Exponat ist das Mammut, hier vertreten durch ein Kalb, ein Muttertier und ein Bullenskelett.



Gewusst hätte man gerne, wie Cro-Magnon-Menschen derartige Riesen bejagt hatten – um an ihr Fleisch zu kommen; um Fell, Haut, Knochen als Baumaterial zu verwenden; um aus dem Stoßzahnelfenbein Werkzeug und Schmuck zu schnitzen. Doch darüber schweigt sich die Ausstellung aus – sieht man vom Inhalt einiger Vitrinen ab, der ihr aus der archäologischen Dauerausstellung des Landesmuseums leihweise zur Seite gestellt ist: Beispiele der in der Steinzeitarchäologie berühmten "Frauen von Gönnersdorf" aus dem Neuwieder Becken in Form kleiner Elfenbeinschnitzereien und Risszeichnungen auf Schieferplatten.

So beeindruckend und kurzweilig die – durch Zusatzinformationen und Spiele per Smartphone-App sowie einen gedruckten "Reiseführer" ergänzte – Fauna-Darstellung der „Eiszeitsafari” wohl gerade für Kinder ist, so sehr empfiehlt sich für den ernsthaft Steinzeit-Interessierten ein Ergänzungsprogramm: Besuch nebenan im Archäologie-Haus der Festung sowie ein Abstecher zur Dauerausstellung in Schloss Monrepos bei Neuwied. Erst aus diesem Besuchsdreiklang ergibt sich jenes Gesamtbild der Natur- und Kulturgeschichte, das die Welt und das Leben unserer frühen Vorfahren richtig begreifbar macht.

Andreas Pecht

Info: >>www.diefestungehrenbreitstein.de         
                                                                                    

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