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2010-01-24 Vorbericht: | |
Staufer 2010: Drei Bundesländer widmen sich in diesem Jahr dem mittelalterlichen Herrschergeschlecht – Start in der Pfalz, Höhepunkt in Mannheim Der Südwesten ist Staufer-Land |
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ape. Dass
gleich drei Bundesländer gemeinsam ein kulturgeschichtliches Projekt
stämmen, ist selten. 2009 übernahmen die Ministerpräsidenten Günther
Oettinger (Baden-Württemberg), Roland Koch (Hessen) und Kurt Beck
(Rheinland-Pfalz) gemeinsam die Schirmherrschaft für eine im September
2010 beginnende Groß-Ausstellung: „Die Staufer und Italien“ in
den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Sie ist Höhepunkt eines
Staufer-Jahres, in dessen Verlauf sich die drei Bundesländer als Heim-
und Wirkungsraum des für Europa so bedeutenden Herrschergeschlechtes
präsentieren. |
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Der Startschuss für das Staufer-Jahr 2010 fällt im Frühling, und er fällt in Rheinland-Pfalz. Genauer: auf der Reichsburg Trifels im Süden des Landes. Die Örtlichkeit liegt etwas abseits vom Rhein-Neckar-Raum, in dem sich die beteiligten Bundesländer berühren. Trifels ist nicht zufällig gewählt, sondern seiner historischen Bedeutung wegen: Die auf einem Felsriff hoch über Annweiler thronende, einst durch einen Festungsring in weiter Umgebung gedeckte Burg galt als Hort des staufischen König- und Kaiserstums. Vom frühen 12. bis ins späte 13. Jahrhundert wurden in der dortigen Schatzkammer die Insignien des „Heiligen Römischen Reiches“ aufbewahrt. Zugleich diente die Burg den Staufern als Staatsgefängnis für prominente Gegner; bekanntester Insasse war Richard Löwenherz. Einer mehrfach verfilmten Sage nach hat der Troubadour Blondel seinen Herrn gewaltsam von da befreit. Historisch korrekt ist: Kaiser Heinrich VI. ließ den englischen König 1194 gegen ein exorbitantes Lösegeld ziehen. 23 Tonnen Silber – mit denen der Staufer einen erfolgreichen Eroberungsfeldzug nach Sizilien finanzierte. Die Gewinne daraus flossen nachher unter anderem in den Ausbau seiner Städte Worms und Speyer. Staufer-Kampagne beginnt auf Reichsburg Trifels Als Auftakt zum Staufer-Jahr 2010 wird Ministerpräsident Kurt Beck im Mai eine neu gestaltete Dauerausstellung auf Burg Trifels eröffnen, die auch die Bedeutung der Lokalität für die Staufer-Herrschaft beleuchtet. Zugleich rückt damit ein Prinzip des länderübergreifenden Staufer-Projektes in den Blick: Die zentrale kulturhistorische Ausstellung in Mannheim thematisiert die europäische Dimension der Staufer-Epoche, korrespondiert zugleich mit deren Zeugnissen in der näheren und weiteren Umgebung. Wer waren diese Staufer eigentlich, um die jetzt Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz solch ein Aufhebens machen? Ursprünglich ein eher randständiges schwäbisches Grafengeschlecht, das durch die Einheiratung der salischen Kaisertochter Agnes im 11. Jahrhundert plötzlich zu Ansprüchen auf die deutsche Königskrone gelangte. Ansprüche, die die Söhne von Agnes dann Anfang des 12. Jahrhunderts auch handgreiflich erhoben. Am 7. März 1138 wurde Konrad III. in Koblenz als erster Staufer zum deutschen König gewählt. Und das in einem durchaus fragwürdigen Handstreich-Verfahren wider den Favoriten aus dem Geschlecht der Welfen. Dabei sollen vom Trierer Erzbischof spendierte Fässer mit Mosel- und Rheinwein eine nicht unbeträchtliche Rolle gespielt haben. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls begleitete die Rivalität mit den Welfen die Staufer-Herrschaft von da an bis zu ihrem Auslaufen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der wichtigste Staufer: Barbarossas Enkel Der berühmteste aller Staufer ist wohl Friedrich I., genannt Barbarossa, der Rotbart. Mit ihm trat Deutschland in die hohe Zeit der Ritter-Kultur ein. Barbarossa war es auch, der die Staufer-Hand nachdrücklich, aber wenig erfolgreich, auf Italien legte. Mit der Folge, dass die ohnehin fragile Beziehung zwischen Papst- und Kaisertum über die gesamte Staufer-Epoche zur geharnischten Dauerfehde wurde. Erst dem Sohn Barbarossas, Heinrich VI., war es vergönnt, den Herrschaftsanspruch der Staufer von der Nordsee bis nach Sizilien durchzusetzen. Ist Barbarossa der bekannteste Staufer, so halten Historiker dessen Enkel Friedrich II. für den wichtigeren und interessanteren. Seine Zeitgenossen nannten ihn „stupor mundi“, das Erstaunen der Welt. Und in der Tat leistete dieser hochgebildete, mehrsprachige Mann für das Mittelalter Erstaunliches. An seinem Hofe verkehrten Gelehrte aus aller Herren Länder, Muslime inklusive. „Seinen“ Kreuzzug 1228/29 ins Heilige Land trug er mit den Mitteln der Diplomatie aus, beendete ihn durch einen Frieden mit Sultan al-Kamil. Friedrich II. erwies sich als vorausdenkender Innovator in Sachen Reichsverwaltung und setzte in seinem italienischen Machtbereich bemerkenswerte juristische Reformen durch. Unter anderem erließ er Gesetze zum Schutze von Frauen, Minderheiten und Natur. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Papsttum war freilich noch schlechter als unter seinem Vorgängern. Die Könige des Mittelalters waren ewig auf Achse Die Könige des Mittelalters waren überwiegend Reise-Herrscher: Wenn nicht im Krieg, dann fast immer unterwegs, um sich der Gefolgschaft von Lehensleuten und Untertanen durch Besuche vor Ort zu vergewissern. Wie schon bei den Saliern, so führten erst recht bei den Staufern die Wege der Granden immer wieder durch die deutschen Kernbereiche ihrer Herrschaft, also in den Rhein-Neckar-Raum, auf ihre Burgen in der Pfalz, zu ihren „großen“ Städten Worms, Speyer, Mainz, ihren Königspfalzen etwa in Ingelheim, Boppard oder Sinzig. Die Spuren sind mannigfach, weshalb es bei der rheinland-pfälzischen Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) auch heißt: „Rheinland-Pfalz ist Staufer-Land“. Aus diesem Anspruch erwachsen 2010 zahlreiche Aktivitäten. Dazu gehört die Einrichtung von Rundgängen durch das staufische Mainz. Dazu gehört eine Vortragsreihe des Mittelalterspezialisten Stefan Weinfurter etwa über Konrad III. in Koblenz, Barbarossa und seine Pfalz Kaiserlautern oder über Mainz und die Staufer. Dazu gehört in Rheinlanbd-Pfalz nicht zuletzt ein über 2010 hinausweisendes touristisches Vernetzungsangebot unter dem Motto „Reisewege der Kaiser, Könige und Kurfürsten“. Andreas Pecht Infos: www.staufer2010.de (Erstabdruck Januar 2010) |
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