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2010-11-13 Konzertbesprechung: | |
3. Anrecht Koblenz mit "Deutsches Requiem" von Brahms und Chopins Klavierkonzert Nr. 2 So muss Chopin gespielt werden! |
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ape. Koblenz. Es
gibt Momente, da mag man eigentlich nicht rezensieren, sondern bewegt
schweigen. Das dritte Anrechtskonzert beim Musik-Institut Koblenz mit
Chopins Klavierkonzert Nr. 2 und dem „deutschen Requiem“ von Brahms ist
ein solcher. Zur Wirkung des Requiems hat der Musikkritiker
Eduard Hanslick schon 1875 alles Wichtige geschrieben: „Der
Glücklichste, der nie einen Verlust erfahren, wird das „Deutsche
Requiem“ mit jener inneren Seeligkeit genießen, welche nur die
Schönheit gewährt. Wer hingegen ein teures Wesen betrauert, der
vermesse sich nicht, bei den überwältigend rührenden Klängen trockenen
Auges zu bleiben. Aber er wird erfahren, wie verklärend und stärkend
der reinste Trost aus dieser Musik fließt.“ Um solche Anmutung zu verhindern, müsste schlecht musiziert werden. Über den Apparat aus Rheinischer Philharmonie, Domkantorei Mainz und Chor des Musik-Instituts sowie Sopranistin Christiane Oelze und dem schönen vollen Bariton von Rudolf Rosen ist das schiere Gegenteil festzuhalten. Große Augenblicke schenkt Oelze, wenn ihr Sopran sich samtig, innig, aber mächtig zum Trostgesang über den Chor erhebt. Die Anforderungen vor allem des chorischen Ausdrucks zwischen Leid und Seligkeit sind enorm. Dirigent Daniel Raiskin geht volles Risiko, wenn er den gut 120 Sängern Signal gibt, ihr Volumen bis zum Äußersten frei zu entfalten oder aufs Flüstern zu reduzieren. Puristen könnten dann ein paar Übertreibungen oder Blässen bemängeln. Ich mag mit kritischer Erbsenzählerei diesmal nichts zu schaffen haben, denn in toto kriegen Philharmoniker und Sänger jene tief bewegende Wirkung hin, von der Hanslick sprach. Dem Requiem voraus geht im 200. Geburtsjahr von Chopin dessen 2. Klavierkonzert. Und so wie hier gespielt, muss Chopin gespielt werden! Der Vortrag ist nicht nur für Koblenzer Verhältnisse eine Sternstunde. Mit Raiskin am Dirigierpult der Rheinischen und Ewa Kupiec am Flügel passiert etwas außerordentliches: Es wird musikalisch der Auffassung widersprochen, Chopin habe sich allein fürs Klavier interessiert und den Orchesterpart bloß als belanglose Rahmung drumrum drapiert. Es gibt Beschreibungen, wie der Komponist selbst als Virtuose spielte: Leicht, schwebend, perlend; komplizierteste Gänge zu gefühligen Wellen verwebend. Sein Umgang mit dem sinnlichen tempo rubato soll so erstaunlich gewesen sein wie seine Pedaltechnik. Dabei sei ihm die Effekthascherei der Tastenartisten seiner Zeit fremd geblieben. Dies alles trifft sehr genau auch das hinreißende Spiel der Ewa Kupiec. Und wenn ein ums andere Mal ihr Klavier aus dem Orchesterklang wie die Woge aus dem Meer auf- oder das Orchester in pianistische Wellen eintaucht, dann spürt man: Dies Kunstwerk ist aus einem Guss. Andreas Pecht (Erstabdruck 15./16. November 2010) |
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Infos zum weitere Konzertprogramm (die Konzerte sind auch für Nicht-Abonnenten offen): www.musik-institut-koblenz.de --------------------------------------------------------- ∇ Wer oder was ist www.pecht.info? --------------------------------------------------------- Klassische Musik, Anrechtskonzert, Musik-Institut Koblenz, Domkantorie Mainz, Chor des Musikinstituts, Rheinische Philharmonie, Daniel Raiskin, Rudolf Rosen, Christiane Oelze, Ewa Kupiec |
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