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2012-07-01 Konzertbericht: | |
Projekt „(e)motion“ führte Jugendliche mit der Rheinischen Philharmonie auf die Konzertbühne Musizieren als wirkungsvolle Lebenshilfe |
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ape. Koblenz. „(e)motion!
IV“ lautete der eigentümliche Titel eines bemerkenswerten Konzerts, das
am Wochenende die Rheinische Philharmonie gemeinsam mit einem Dutzend
jugendlicher Musiklaien gab. Der Kunstbegriff „(e)motion“ verknüpft die
englischen Worte für „Gefühl“ und für „Bewegung“. Er bezeichnet
trefflich ein Koblenzer Projekt, das vom Staatsorchester, der
Handwerkskammer (HwK) und dem Jobcenter am Ort getragen wird. 2008
erstmals durchgeführt, wurde jetzt auf der Festung Ehrenbreitstein das
Projekt-Ergebnis des vierten Durchgangs der Öffentlichkeit präsentiert;
deshalb „IV“. | |
Rhythmus ist der dominierende Faktor in diesem Konzert. Denn zuvor hatten die besagten jungen Leute monatelang in den HwK-Werkstätten Schlagwerkinstrumente gebaut, hatten in den Räumen der Rheinischen den Umgang damit gelernt und Stücke dafür einstudiert. Der Orchesterprolog schafft nun auf der Bühne mit treibenden, stampfenden, swingenden Tanzvariationen aus der Fancy-Free-Suite von Leonard Bernstein die passende Atmosphäre für den Einsatz der Jugendlichen. Der beginnt mit „(e)motion!-Fanfare“: Breit vor dem sinfonischen Apparat aufgereiht, trommeln die Mädchen und Jungs einen Aufmerksamkeit fordernden Startrhythmus vor, auf den das volle Orchesterblech mit sattem Pathos einsteigt. Es folgt der „Becher Beat“. Diese Ensemble-Nummer bestreiten die (e)motion-Teilnehmer ganz alleine – und verblüffen sogar Kenner mit der versierten Umsetzung eines ziemlich komplexen Rhythmusgefüges. Der Aufbau spiegelt quasi die Entwicklung über die Probenmonate wieder. Ein Teilnehmer gibt einen einfachen Grundryhthmus vor, den die anderen nach und nach aufnehmen, den die Gruppe dann als ganzes klatscht, stampft, wechselnd mit Händen, Fäusten, Ellbogen auf Tische trommelt. Dahinein setzt das Aufschlagen von Plastikbechern Akzente. Der Rhythmus variiert, wird immer komplizierter, verteilt sich auf die „Stimmen“ des bald mehrfach untergliederten Ensembles, vereint sich am Ende zum unisono eines humorigen Kehraus'. Eine starke Darbietung, von den 17- bis 22-Jährigen unter vielen Mühen erarbeitet – als Berufsvorbereitung, während sie nach einem Ausbildungsplatz im Handwerk oder anderswo suchen. Konzentration, Durchstehvermögen, Teamfähigkeit, Selbstvertrauen wie auch Lebensfreude: Das alles zu stärken, darum geht es beim Projekt „(e)motion“. Und welch wirkmächtige Hilfe musisches Tun sein kann, macht dieser Abend einmal mehr deutlich. Dessen Höhepunkt ist ein Ausschnitt aus dem „Concert of the Mad Queen“ von Nebojsa Jovan Zivkovic. Die mit orientalischen Elementen durchsetzte Komposition für Schlagwerk und Orchester wird von der Rheinischen und den Jugendlichen unter dem Dirigat Daniel Raiskins als hochdramatische Musikperformance realisiert – und vom Publikum mit Jubel honoriert. Komponist und Percussionskünstler Zivkovic hatte mit dem Schlagwerker Michael Zeller vom Koblenzer Orchester seit Herbst 2011 die (e)motion-Gruppe musikalisch betreut und „trainiert“. Freude und Stolz bei den jungen Akteuren über ihren Arbeitserfolg und dessen Anerkennung. Sichtliches Vergnügen bei den Philharmonikern, die dieses Projekt aber zugleich sehr ernst nehmen. Wie ernst, mag daran deutlich werden, dass das Staatsorchester zum Abschlusskonzert deutsche Erstaufführungen von zwei Werken renommierter Gegenwartskomponisten beisteuert: „Route 66“ von Michael Daugherty und „The Nevil Feast“ von Christopher Rouse. Beides sind vor allem rhythmisch furiose Kabinettstückchen in der Stiltradition Leonard Bernsteins. Passend gewählt – zum vorbildlichen Anlass. Andreas Pecht (Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website am 2. Juli 2012) *** Frühere Artikel zum aktuellen und zum ersten (e)motion-Projekt: ∇ 2012-03-13 Musikwelt/Jugend: Vorbericht zu "(e)motion!" IV - Performance auf selbstgebautem Schlagwerk und mit großem Orchester ∇ 2008-05-16 Feature: Koblenzer Jugendprojekt "(e)motion" I - Mit Tanz und klassischer Musik für Beruf und Leben stärken --------------------------------------------------------- ∇ Wer oder was ist www.pecht.info? --------------------------------------------------------- |
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