Kritiken Theater | |||
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2014-06-02 Ballettkritik: | |
Ballett für Kinder ab 10 jahren am Theater Koblenz: "In 80 Tagen um die Welt" Kunstvoller Tanz statt Ringelreihen |
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ape.
Koblenz. Angebote
für Kinder haben im Schauspiel und im Orchesterbetrieb lange Tradition.
Kinderstücke- und -konzerte sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil
der Spielpläne. Auch in den Museen gehört die Arbeit für und mit
Kindern inzwischen zum Standard. Die Ballettsparte an deutschen Stadt-
und Staatstheatern hinkt in dieser Sache noch etwas hinterher. Das
rührt wohl davon, dass dort oft bis in jüngere Zeit der
klassisch-romantische Tanz dominierte und viele Ballettklassiker mit
ihrer märchenartigen Erzähl-Ebene per se eben auch Kinder ansprachen.![]() 80 Minuten dauert die Erdumrundung mit den Verkehrsmitteln des 19. Jahrhunderts im tänzerischen Kammerspiel. Das gehört zur Reihe „50°N 7°O”, in der sich Tänzer auf der zur kleinen Spielstätte verwandelten Bühne des Gropen Hauses als junge Choreographen versuchen. Sieben Stationen umfasst die Reise des vornehmen Phileas Fogg (Nathaniel Yelton) mit seinem Diener Passepartout, verfolgt von Detektiv Fix. Fünf führen in fremde Kulturkreise – und bieten treffliche Ansätze für folkloristisch gefärbte Ballettnummern. Die sind denn auch die Stärke dieser Produktion. Martina Angioloni hat den Ägypten-Teil als bildmächtiges Traumstück aus Schattentableaus und Handlungsballett choreographiert. Darin spielen eine wiedererweckte Pharaoninnen-Mumie und im Ensembletanz die historischen zweidimensionalen Seitenansichten alter Ägypter eine zentrale Rolle. Michael Waltrop hat die Japan-Station gestaltet. Auf einer Leinwand regnet es filmisch Kirschblüten, davor entfaltet die Compagnie ein spannungsreiches Wechselspiel aus kraftvoller Samurai-Dynamik und sinnlichem Geisha-Reigen; wobei Kraft und Sinnlichkeit auf beide Geschlechter verteilt sind. Von Kaho Kishinami/Christof Paul stammt der China-Teil, der insbesondere mit einem Männer-Duo in der Opiumhöhle besticht. Dabei übernimmt Tänzer Rory Stead von Schauspieler Ian McMillan die Rolle des Passepartout und geht in den ausgeflippten Clinch mit Arkadiusz Glebocki, der als Fix eine starke Leistung zwischen Chaplin-Stil und Marx-Brothers-Hektik liefert. Lisa Gottwik steuert mit der knuffigen Persiflage eines Indianerüberfalls in Amerika einen weiteren Schmunzelteil bei. Fuchs selbst setzt mit seinen englischen Eckpunkten einen vor allem pantomimischen Rahmen, der in ein Multikulti-Happy-End einmündet: Hochzeit zwischen britischem Gentleman und indischer Prinzessin (Iskra Stoyanova) bei einer Fete, die alle zuvor bereisten Kulturen mit balkanesischem Schwung vereint. Sinnenfroh die Kostüme von Annemarie Clevenbergh, atmosphärisch einnehmend die Bühnenbilder von Olga Engelmann sowie die Musikauswahl, nicht zuletzt die Klavierpartien von Olga Bojkova-Boæaniæ. Vor allem aber ist prima und „pädagogisch wertvoll”, dass diese 80 Minuten den Kindern kunstvollen Tanz gönnen und sie nicht mit banal-naivem Ringelreihen abspeisen. Noch zu arbeiten wäre am dramatischen Gesamtbogen. McMillan gibt sich in der mitspielenden Erzählerrolle des Passepartout redlich Mühe, das Geschehen kindgerecht zu einem spannenden Ganzen zu verbinden. Da fehlt allerdings die ordnende Hand einer versierten Schauspielregie. Ergo: Es gibt viel Schönes zu sehen, aber zum richtigen Mitfiebern reicht es noch nicht ganz. Dennoch: Ein guter Anfang fürs Kinderballett ist gemacht. |
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Andreas Pecht Infos: >>www.theater-koblenz.de/ (Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website am 2. Juni 2014) --------------------------------------------------------- ∇ Wer oder was ist www.pecht.info? --------------------------------------------------------- |
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