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2014-07-24a Institutionsporträt: | |
„Exzellenz-Offensive” im Künstlerhaus Schloss Balmoral Oliver Kornhoff in Doppelfunktion: Seit 2013 leitet der Direktor des Arp Museums auch die Landesinstitution in Bad Ems |
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ape. Bad
Ems. Auf sowas muss gefasst sein, wer das Künstlerhaus Schloss
Balmoral in Bad Ems besucht: Am Eingang schlägt uns diesmal der Geruch
erkalteten Holzfeuers entgegen. Er rührt von einem Geflecht aus schwarz
verkokelten Zweigen, das sich bei näherem Hinsehen als Kunstobjekt
erweist. Die mittels Draht und Schnur verbundenen Hölzer bilden ein
kleines Haus mit Fenstern, Tür, Außentreppe. Natur mutiert zu Kultur,
aus Waldholz wird Behausung, besser: skulpturale Idee einer
metaphorisch auf Einfachheit oder Ärmlichkeit verweisenden
Behausungs-Ästhetik, die im Flur von Balmoral Kunstform annimmt. Das
Werk hat Hyejing Cho geschaffen. Die junge Südkoreanerin weilt gerade
als Austauschstipendiat in Bad Ems. Zeitgleich verbringt ein
rheinland-pfälzischer Stipendiat einige Monate im National Art Studio
des südkoreanischen Goyang. |
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![]() Bei seiner Ernennung zum Balmoral-Chef sprach Kulturministerin Doris Ahnen von „wertvollen Synergien für die Exzellenz-Förderung”, die sich aus dieser Doppelfunktion ergeben würden. Den Kokelgeruch von Hyejing Chos Skulptur in der Nase, dreht sich unser Gespräch mit Kornhoff nun um die erhofften Synergien und andere Veränderungen seit seiner Amtsübernahme an der Lahn. Zwei Stichworte stehen dabei im Zentrum: Netzwerk und Exzellenz-Offensive. Sein Netzwerk als Direktor des wichtigsten und meistbesuchten Kunstmuseums in Rheinland-Pfalz, des Arp Museums, soll, will, kann er nutzen für die Förderung der Stipendiaten. Wie sieht das praktisch aus? „Meine Kollegen im Land und aus anderen Bundesländern besuchen uns in Bad Ems”, führt Kornhoff als Beispiel an. Mit „Kollegen” meint er Museumsleiter. Die nehmen sich Zeit für Gespräche mit den Stipendiaten, für Besuche in deren Balmoral-Ateliers. „Umgekehrt machen wir auch Exkursionen in die Häuser der Kollegen”, zwecks Horizonterweiterung, Innovations-Input, Austausch, Kontaktausbau. Nicht selten „schießt” dabei dieser oder jener Stipendiat eine Ausstellung für sich. 2013er-Stipendiaten bekamen Präsentationen etwa in Gera, Schwerin oder Berlin-Weißensee. Besonders wichtig sind Kornhoff Besuche rheinland-pfälzischer Museen wie Ludwigmuseum Koblenz, Kunsthalle Mainz, Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, Pfalzgalerie Kaiserlautern und natürlich Arp Museum. Das nutze nicht nur den Stipendiaten. „Umgekehrt machen wir so über unsere Gäste Rheinland-Pfalz international bekannter als Land, in dem es tolle Kunstorte gibt.” Von wie vielen Stipendiaten reden wir überhaupt? Die Frage drängt sich auf, denn das Künstlerhaus scheint ein stiller, kontemplativer Ort – sofern nicht gerade das öffentliche Sommerfest abgeht oder Lesungen, Konzerte, Führungen, offene Ateliertage, Filmmusik-Festival und Künstlerkurse für kreative Normalos vorübergehende Quirligkeit auslösen. Auf Balmoral leben und arbeiten pro Jahr sieben bis acht Anwesenheitsstipendiaten. Zwei davon sind nur drei Monate da, vier weitere neun Monate, plus ebenfalls für neun Monate ein Kuratoren-Stipendiat und der bereits erwähnte Austauschgast. Den Neun-Monats-Aufenthalt hat Kornhoff im Rahmen seiner „Exzellenz-Offensive” eingeführt; bis dahin gab es nur drei oder sechs Monate. Erklärung: „Die drei Monate haben wir beibehalten für Künstler, die sich nur kurz aus ihren normalen Verpflichtungen lösen können.” ![]() Für das neue Modell mit neun Monaten sprach folgende Beobachtung: „In vielen Bewerbungen ist die Rede vom Wunsch nach einer entschleunigten Arbeitsphase,” erzählt Kornhoff. „Wenn die Stipendiaten dann aber aus Berlin, Tokio oder anderen Metropolen hierher kommen, beginnt Entschleunigung mit einer krassen Vollbremsung. Den Künstlern wird dann erst klar, wie klein Bad Ems ist. Die brauchen sechs bis acht Wochen, um überhaupt anzukommen.” Dabei hilft der Förderverein Balmoral03 e.V. mit Welcome-Dinner, Stadtführungen, Geselligkeit. Die lebendig- interessierte Beziehung zwischen Künstlern und heimischer Bevölkerung stützt auch der Balmoral-Showroom. 2013 in der Bad Emser Innenstadt eingerichtet, zeigen dort Stipendiaten unter dem Motto „Made in Balmoral” in Wechselausstellungen eben entstandene Arbeiten. Zu Kornhoffs „Exzellenz-Offensive” gehört ferner, dass die Stipendien von 1200 auf 1400 Euro pro Monat erhöht wurden und dass für jedes Jahr ein anderer Gattungs- oder Themenschwerpunkt ausgeschrieben wird. 2014 ist es Malerei, 2015 dreht sich alles um Dada. Es gibt noch eine zweite Gruppe von Stipendiaten, die von der Balmoral-Jury ausgewählt und vom Künstlerhaus betreut werden. Allerdings ist das eher eine Fernbeziehung. Denn bei diesen Künstlern handelt sich um solche mit rheinland-pfälzischen Wurzeln, die das Mainzer Kulturministerium direkt mit Auswärtsstipendien für New York, Paris, Burgund, Südkorea und Schloss Wiepersdorf fördert. Arbeiten aller Stipendaten kann das Publikum dann bei der jährlichen Abschlussausstellung kennenlernen. Die findet ab 2015 – dank der Doppelfunktion von Kornhoff – an einem Kunstort statt, wie er prominenter im Land nicht sein kann: im Arp Museum. Die ersten, die in den Genuss dieser renommee-trächtigen Praxis kommen, sind die derzeitigen 2014er-Stipendiaten. Und wer wird die Anfang Februar eröffnendeAusstellung kuratieren? Logisch, der diesjährige Kuratoren-Stipendiat von Balmoral. Andreas Pecht Info: >>www.balmoral.de (Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website 30./31. Woche im Juli/August 2014) --------------------------------------------------------- ∇ Wer oder was ist www.pecht.info? --------------------------------------------------------- |
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