Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

… und ein letztes Glas im Steh’n

Was eine Aufregung! Die heimische Politik versorgt die Büttenredner am Mittelrhein noch geschwind mit Munition. „Der Walter tut frohlocken / am Zentralplatz fliegen die Brocken“ – täfftääh, täfftääh. Das wär’ doch was für die Bütt in Koblenz. Der betreffende Vortrag könnte mit einem literarisch-philosophischen Schlussbonmot sogar der hohen Fastnacht zu Mainz den Rang ablaufen: „Pflügt ein Schiffsbug durch die Stadt / Flanken hoch und gläsern matt / setzt ein Dreieck sich aufs Loch mit vieren / lässt sich einmal mehr studieren:/ Das Business glänzt im Luxusliner / im Beiboot schwingt die Kunst den Eimer.“ Uijuijuijuijui, auauauauau …

Ich muss Nicht-Koblenzer Leser um Nachsicht bitten. Sie haben den Furor nicht erlebt, mit dem  jüngst in der Mittelrhein-Hauptstadt jeder gegen jeden um die Neugestaltung des zentralen Platzes focht und noch ficht; Stichwort: Koblenzer Loch. Also müssen Ihnen die Hintergründe obiger Kalauer ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Machen Sie sich nichts draus, das geht selbst langjährigen Beobachtern am Ort nicht wirklich anders. Die Sache zu erklären, würde mehr Platz beanspruchen, als diese ganze Zeitschrift böte. Obendrein käme man flott vom Hölzchen aufs Stöckchen. Will sagen: Von der politisch beschwärmten „Einkaufsmetropole“ zur Justizmetropole, und damit vom neuen Einkaufstempel auf dem Zentralplatz zum neuen Justizpalast anstelle der noch zu schleifenden Deinhard-Halle.

Glücklich ist, wer vergisst – dass es für all die betroffenen Örtlichkeiten (Schlachthof inbegriffen) ehedem hochfahrende Kulturvisionen gab. Dass nach der Abhalfterung als Militärmetropole diese Stadt sogar mal den aufregenden Traum von der Kulturmetropole träumte. Ausgeträumt? I wo, sagt der Schängelche Michel, ein so reiches und hochkarätiges Kulturleben wie hier gibt es doch nirgendwo sonst – zwischen Remagen und Boppard. Täfftääh!

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Heuer sowieso. Dann stehst du notgedrungen draußen vor der Tür, grantelst über Antirauch-Kreuzzüglerin Bätzing und fragst dich, ob die auch nur die Spur einer Ahnung von den prä- wie postkoitalen Seligkeiten des Tabakgenusses hat. Ich will hier keineswegs dem Laster des Rauchens das Wort reden, allerdings die damit befassten Gerichte ermutigen,  „Nichtraucherschutz“ beim Wortsinn zu nehmen. Auf dass nach der rücksichtslosen Diktatur der Qualmer-Mehrheit zur Mitte des 20. Jahrhunderts im 21. nicht ein Zwangsregiment der neuen Abstinenzler-Mehrheit über die heutige Minderheit der Tabakfreunde hereinbreche. Denn Nichtraucherschutz und Freiheit, ihr Lieben samt und sonders, würden sich in vielen Fällen vernünftig verbinden lassen nach dem simplen Motto: Wo du hingehst, da muss ich nicht hingehen.

Könnte sein, dass die Tabakfrage am Ende noch die US-Präsidentenwahl entscheidet. Gewänne nämlich Hillary, hätte sie nicht bloß damit zu tun, in Ordnung zu bringen, was ihr Vorgänger auf der Welt versaubeutelt hat. Zugleich müsste sie neuer Verwicklungs-Potenziale gewärtig sein. Man stelle sich Staatsverhandlungen zwischen Frau Clinton und Herrn Sarkozy vor. Beide grinsen einander jedes Problem himmelblau – derweil im Beiprogramm der liebe Bill mit der schönen Carla eben mal ne gute Zigarre genießt. In solchem Moment könnte die Präsidentin der USA geneigt sein, den Präsidenten der Republik zu einem Schnäpschen zu überreden. Die Folgen für die internationale Politik mag man sich gar nicht ausdenken. Weshalb Amerika wohl gut daran täte, diesen cleanen Hansdampf Obama zu wählen.

Und von Walter sonst nichts? Der ist unansprechbar, weil in die Planung seiner Fastnachts-Sausen vertieft. Der Freund hat diesbezüglich einen Knall. Was soll’s: Helolaulaf!

Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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