ape. Schlimme Hochwasser, katastrophische Tropenstürme und eine Weltklimakonferenz mit grandiosem Null-Ergebnis. Oder: Finanzkrise unter Einsatz von Abermilliarden Volksgroschen gerade nochmal überlebt, gleich rollen die Kugeln wieder im Casino nach gehabter Manier. Nehmt dies als Beispiele für eine Allgemeintendenz im abgelaufene 2013, und ihr wisst, warum es mir vor Jahresrückblicken graust: Sie sind meist furchtbar frustrierend. Eben deshalb besteht Freund Walter boshaft darauf, dass ich heuer mal einen schreibe – und verlangt hämisch auch noch „journalistische Ausgewogenheit“ zwischen schlechten und guten News. Nun denn.
Witz des Jahres 2013:
Beelzebub probt Aufstand gegen den Teufel. Die acht größten profitgeilen Datensammel-Konzerne aus den USA schimpfen wie die Rohrspatzen auf die maßlose Datensammelwut der Geheimdienste. Ihre Befürchtung: Der systematisch vergläserte Kunde könnte als Bürger mal die Schnauze voll haben von diesem wie jenem Ausspioniertwerden, könnte auf Privatsphäre bestehen und die Jalousien runterlassen.
Schwachsinn des Jahres:
Amazon, DHL und Co. erproben Paketzustellung per Flugdrohne. Als reguläres Transportsystem angewendet, gäbe das ein arges Gebrumme, Geknatter, Gedränge, Gerempel im unteren Luftraum. Der Gesetzgeber würde im Interesse des Wirtschaftsstandortes den Umbau von Terrassen und Balkonen zu Landeplattformen vorschreiben. Und die Straßenverkehrsordnung bekäme einen neuen Paragraphen: Helmpflicht für alle bei jedem Aufenthalt im Freien. Walter hat sich deshalb zu Weihnachten einen Praxisgrundkurs im Tontaubenschießen schenken lassen.
Blödester Trend des Jahres:
Das deutsche Fernsehen lässt niemanden mehr einfach mal nett oder interessant in der Flimmerkiste kochen, musizieren, tanzen, flirten oder auch bloß hübsch sein. Alles und jedes wird zum Totschlagwettbewerb oder zur K.O.-Kampf-Konkurrenz um furzige Superstartitel hochgejazzt. „Sieg oder stirb“ heißt die primitive Maxime, die aus Abendshows Instrumente der Volkserziehung macht. Lernziel: Das Leben ist ein Krieg jedes gegen jeden und nur der Sieg zählt.
Beste Aktion des Jahres:
Angriff auf das digitale Imperium – 562 renommierte Autoren aus 83 Ländern protestieren mit einem gemeinsamen Manifest gegen Totalüberwachung durch Geheimdienste und Internet-Konzerne. Der Elfenbeinturm erwacht. Endlich!
Netteste Geste des Jahres:
Zum Ergebnis mag man stehen wie man will. Dass aber die SPD ihre Mitglieder über die Große Koalition abstimmen ließ, zeugt von Freundlichkeit der Führung gegenüber der Basis (geboren aus dem Mut der Verzweiflung). Mal sehen, was die SPD-Granden künftighin mit dem lange Jahre fast vergessenen Graswurzel-Geist anfangen, den sie jetzt wieder aus der Flasche gelassen haben.
Bewegendste Nachrichten des Jahres:
Dieter Hildebrandt und Nelson Mandela haben das Zeitliche gesegnet. Was uns mit beiden so sehr verbindet, ist weniger ihre auf unterschiedliche Weise enorme Bedeutung für ihr jeweiliges Land. Es ist vielmehr beider Beispiel für persönliche Haltung: sich nicht unterwerfen, nicht korrumpieren, nicht verbiegen lassen, sondern sich treu bleiben in der Gewissheit, dass die Ordnung der Menschen veränderbar ist. In diesem Sinne: Gutes Neues!
(Erstabdruck/-veröffentlichung außerhalb dieser website 52. Woche im Dezember 2013)