ape. Rheinland-Pfalz. Mindestens einmal jährlich ausführlich mit Thomas Metz zu sprechen, ist ein Muss für den Chronisten, der zu seinen Aufgaben Berichterstattung über den Stand der rheinland-pfälzischen Altertumspflege zählt. Denn der gebürtige Kurpfälzer und gelernte Architekt ist Herr der Altertümer im Land. Seit 2008 trägt er den etwas umständlichen Titel „Generaldirektor der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz”. Kurzum: Er ist Chef der GDKE.
Das ist, so sei erinnert, eine Obere Landesbehörde im Zuständigkeitsbereich des Mainzer Kulturministeriums. Die GDKE wurde 2007 unter maßgeblichem Einfluss des damaligen Kulturstaatssekretärs und heutigen Oberbürgermeisters von Koblenz, Joachim Hofmann-Göttig, aus zuvor sechs eigenständigen Landesinstitutionen zusammengebaut. Weshalb Metz nunmehr seit acht Jahren einem großen Apparat vorsteht. Darin vereint sind Landesarchäologie, Landesdenkmalpflege, Direktion Burgen/Schlösser/Altertümer (BSA), dazu die Landesmuseen in Trier, Koblenz und Mainz.
Abendliches Gespräch in Metz‘ Büro auf der Festung Ehrenbreitstein – während gegenüber in deren Kuppelsälen gerade eine Vorstellung des Hahn-Weihnachtsvarietés beginnt. Wir hätten uns auch in der Mainzer Offizialzentrale der GDKE treffen können, wo das Vorzimmer des Chefs und sein zweites Büro liegen. Doch haben sich im Zuge der Festungssanierung sowie der Ausbildung der Generaldirektion manche Gewichte von Mainz nach Koblenz verlagert; weshalb es heute Jacke wie Hose ist, wo wir plaudern.
Als Einstieg drängt sich das eben beendete Jahr auf der Koblenzer Festung selbst auf. Da fällt eine stolze Zahl: In summa darf sich diese Mischliegenschaft des Landes aus Baudenkmal, Landesmuseum und Kulturzentrum für 2015 knapp eine Million Besucher zugute halten. Damit ist die Ehrenbreitstein – nicht zuletzt dank eines umfangreichen Veranstaltungsprogramms – das wahrscheinlich meistbesuchte, eintrittspflichtige Einzeldenkmal in Rheinland-Pfalz.
Doch gilt mein Interesse weniger den vordergründigen Erfolgen. Vielmehr geht es um die qualitativen Entwicklungen im Hintergrund. Vornehmlich um die Frage, ob und wenn ja welche Positivwirkungen die Zusammenfassung von sechs Institutionen unter dem Dach der GDKE zeitigt. Das Gespräch nimmt nun zwangsläufig eine überörtliche Perspektive ein. Metz beschreibt die Fortschritte hin zu interdisziplinären inhaltlichen Schwerpunktsetzungen an den vier Hauptstandorten der GDKE in Trier, Koblenz, Mainz und Speyer.
So gehe der Ausbau Triers zum rheinland-pfälzischen „Zentrum für Antike” gut voran. Denkmalpflege, Archäologie und das Rheinische Landesmuseum in der Moselstadt würden immer besser Hand in Hand arbeiten bei Pflege, Erforschung, Aufwertung der Trierer Welterbe-Antikenstätten sowie Vortrieb, Auswertung und Präsentation archäologischer Grabungen. Hinzugekommen ist eine Kooperation mit speziellen Fachbereichen der Universität Trier, wodurch sich die wissenschaftlichen Kapazitäten für die GDKE-Arbeit beträchtlich erweitern.
Diese Zusammenarbeit am Ort sowie die Vernetzung mit den anderen GDKE-Standorten im Land waren zuletzt sehr hilfreich etwa bei Ausstellungen über römischen Städtebau oder den Einsatz von Mainzer Legionen zur Verteidigung Triers anno 196/97 nach Christus. Sie kommt nun wieder zum Zuge bei der im Mai 2016 beginnenden großen Trierer Ausstellungskampagne über Kaiser Nero. Kooperation mit den Hochschulen am Ort ist auch in Mainz Usus geworden; derweil übt Speyer den Schulterschluss mit der benachbarten Uni Heidelberg.
Wie im Rahmen der GDKE-Schwerpunktsetzung Trier „Zentrum der Antike” ist, so das Landesmuseum Koblenz in der Festung Ehrenbreitstein Zentrum der rheinland-pfälzischen Technik- und Wirtschaftsgeschichte. Tragende Säulen sind hier die Dauerausstellung „Zündende Ideen” sowie die Wechselausstellungen im „Haus des Genusses”. Dort wird – nach Wein, barocker Esskultur und Schokolade in den Vorjahren – 2016 die Geschichte der Tabak-Kultur sowie der einstigen Verpflegung der preußischen Festungsbelegschaft thematisiert. Als publikumsträchtige Familienausstellung folgt auf die 2015er Playmobil-Schau im neuen Jahr eine „Eiszeitsafari” genannte Sonderausstellung über Flora, Fauna und Menschenleben in der Eiszeit .
Dem GDKE-Standort Mainz fällt entsprechend der Hauptstadtlage sowie der traditionellen Mischform des dortigen Landesmuseums aus Kunst- und Historienmuseum die Rolle als Zentrum des kulturellen Erbes von Rheinland-Pfalz zu. Wegen Sanierung des Landtagsgebäudes wird der Landtag seine Sitzungen für längere Zeit in der „Steinhalle” auf dem Museumsgelände abhalten. Metz will diese Konstellation auch nutzen, bei den Parlamentariern das Interesse am Kulturerbe zu verstärken. Auf dem Programm stehen für 2016 eine Expressionisten-Ausstellung sowie die bereits eröffnete bauhistorische Schau „Mainz – Ein Blick, viele Ansichten”. 2017 wird dort eine umfassende Präsentation mit Exponaten aus allen Ecken des Landes „70 Jahre Archäologie in Rheinland-Pfalz” dokumentieren.
Unser Gespräch wird nun eine Tour de force zu zahlreichen Einzelprojekten im Bereich Denkmalpflege und Archäologie. Beispielsweise: Wie steht es mit Schloss Stolzenfels? Die Außensanierung sei abgeschlossen, im Inneren müsse aber noch einiges getan werden. Derweil läuft dort weiter ein vielgestaltiges Veranstaltungsprogramm. Baulich ähnlich ist die Lage bei Schloss Bürresheim nahe Mayen. Metz freut sich, dass hinsichtlich der Öffentlichkeitsarbeit eine Kooperation zwischen Stadt Mayen, Burg Elz und Bürresheim/GDKE zustande gekommen ist.
Das lange fast vergessene Doppelburg-Schloss Bürresheim ist inzwischen im Sommerhalbjahr für Besucher geöffnet, bietet zudem eine Veranstaltungsreihe aus politisch-gesellschaftlichen Vorträgen, Kulturabenden und barockem Märchenfest. Gute Fortschritte macht auch die Restaurierung des Industriedenkmals Sayner Hütte bei Bendorf. 2017/18 wird dort eine Ausstellung über die Industrielle Revolution in Rheinland-Pfalz die große Trierer Schau zum 200. Geburtstag von Karl Marx ergänzen.
Schließlich jüngste Beispiele aus der Archäologie. Da sind etwa die spektakulären Entdeckungen: der antike „Barbarenschatz von Rülzheim” in der Pfalz; steinzeitliche Pferdegravuren bei Gondershausen im Hunsrück; neue Beweise für die letzte Schlacht der Treverer gegen Rom auf einer Wiese bei Riol (Mosel). Da sind laufende Grabungen bei Polch und Andernach, die weitere Erhellung über römisches, keltisches und noch früheres Erbe versprechen. Und da wird wohl, wie ich höre, demnächst eine neue Überraschung aus dem Ehrenbreitsteiner Gebiet kommen. Doch Metz will mit der Sache nicht rausrücken; wahrscheinlich gibt es noch Forschungsbedarf. Beschäftigung mit den Altertümern ist nunmal nicht nur kulturelle Pflicht, sondern sehr oft auch spannendes Abenteuer.
Andreas Pecht