ape. Weil das Thema wegen der Sache Rhein-Zeitung vs. Christian Lindner derzeit in vieler Munde ist, mal kurz nachgedacht: Was macht eigentlich einen guten Chefredakteur aus? Nachfolgend einige der wichtigsten AnforderungsMAXIMEN aus meiner Sicht.
- Er/sie versteht sich nicht und agiert nicht als Alleinherrscher über die Redaktion, sondern als inspirierender primus inter pares.
- Er/sie bemüht sich um Arbeitsbedingungen und eine kollegiale Atmosphäre, die der möglichst optimalen Entfaltung der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Redakteure/innen im Team wie im talentierten Einzelfall dienlich sind.
- Er/sie fungiert als Ideengeber, Motivator, Berater, konstruktiver Kritiker für die Redaktionsarbeit.
- Er/sie sieht zu, dass „sein/ihr“ Medium bei den jeweils neuen Entwicklungsprozessen in der Medienlandschaft nicht unter die Räder kommt, sondern diese gemäß der eigenen Qualitätsansprüche mitvollzieht oder gar mitgestaltet.
- Er/sie hält seiner/ihrer Redaktion couragiert den Rücken frei gegenüber Anfeindungen und Zumutungen von außen und „oben“.
- Er/sie streitet für die praktische Einhaltung der Prinzipien der äußeren wie inneren Pressefreiheit.
- Er/sie behält im Auge, dass die Bindung bisheriger Leserschichten an das Medium ebenso wichtig ist wie die Gewinnung neuer und jüngerer.
- Er/sie sorgt gleichermaßen für weltanschauliche und politische Offenheit/Pluralität wie thematisch interessante Vielfalt des Mediums auf ordentlichem Niveau.
- Er/sie achtet auf möglichst strikte Trennung zwischen journalistisch-redaktionellen Belangen und dem Verlagsgeschäft.
- Er/sie greift in politisch/gesellschaftlich besonders bedeutsamen Momenten selbst zur Feder, um mit gewichtigem Wort Dinge einzuordnen und nötigenfalls engagiert Position zu beziehen.
(Was nun Christian Lindner selbst angeht, so ist er nach meinen Erfahrungen mit ihm und meinem Dafürhalten in den letzten Jahren vielen dieser Anforderungen sehr nahe gekommen)
Andreas Pecht