30.05.2017
Fragt mich jetzt ein langjährig treuer Leser meines Geschreibes: „Haben Sie den Spaß an der politischen Publizistik verloren? Schließlich waren Sie in den 1990ern und im ersten 2000er-Jahrzehnt, neben Ihrem Kulturengagement, einer der meistgedruckten Politkommentatoren/-analysten in der rheinland-pfälzischen Zeitungslandschaft. Und jetzt fast nichts mehr.“ Antwort meinerseits: Ach, Spaß. Wirklich Spaß hat mir das Politgeschäft nie gemacht. Seit jeher hätte ich mich viel lieber nur mit den Künsten befasst. Aber…
Aber die Kunst selbst wirft einen immer wieder in die Politik, schürt das Interesse vor allem an den Haltungen, Triebfedern, Absichten, die gesellschaftspolitische Prozesse befeuern. Daher der Drang des klassischen Feuilletonisten, sich in den Politdiskurs mit Blickwinkeln einzumischen, die im tagesaktuell gehetzten Mainstream zu Unrecht keine oder kaum eine Rolle spielen.
Dass der Schwerpunkt meiner Arbeit sich seit meinem Ausscheiden aus der Redaktion 2005 dennoch so gravierend in Richtung Kultur verlagert hat, ist einem ganz simplen Umstand geschuldet: dem Broterwerb als freischaffender Autor. Die Arbeitsweise eines tagesaktuellen Politkommentators unterscheidet sich völlig von derjenigen eines Kulturjournalisten, der einen nicht unerheblichen Teil seiner Einkünfte aus dem Schreiben für Monats- und Quartalsmagazine sowie für Sonderpublikationen und durch Vorträge erzielen muss.
29.05.2017
„Je älter umso laxer. Du bist weich geworden in der Birne!”, schimpft Walter. Obwohl seit Ewigkeit beste Freunde, geraten wir uns jüngst immer wieder heftig in die Haare. Worüber? Ach, es geht jedesmal nur um die leidige Politik. Der Streit von dem in der aktuellen Folge meiner Monatskolumne „Quergedanken“ die Rede ist, liegt rund eineinhalb Wochen zurück – also in jener schon fast wieder vergessenen Vergangenheit, da alle Welt sich ereiferte über Wahlen in Frankreich und NRW. Das Thema kommt wieder, so sicher wie das Amen in der Kirche – spätestens im Herbst.
Quergedanken Nr. 148 hier: Flasche halb voll oder halb leer?
(freier Lesetext, 3400 Anschläge)
25.05.2017
Das Arp Museum in Remagen-Rolandseck feiert 2017 sein 10-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum hat es sich und dem Publikum ein ”schwergewichtiges” Geschenk gemacht: die am Sonntag eröffnende Ausstellung „Henry Moore — Vision. Creation. Obsession“. Acht Monumentalwerke, dazu 38 kleinere Arbeiten, wurden vom britischen Perry-Green-Areal der Moore Foundation aufs Museumsgelände an der rheinland-pfälzischen Nordgrenze transferiert – und vereinen sich hier mit 80 Expontanen aus hauseigenen Sammlungen bis 8. Januar 2018 zu einer hinreißenden Präsentation.
Meine Ausstellungsbesprechung hier
(freier Lesetext, 6400 Anschläge, dazu etliche Fotos)
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An diesem Sonntag (28.5.) startet mit der Premiere des Kinderstücks „Ronja Räubertochter“ das Hauptprogramm der Burgfestspiele Mayen 2017. Es folgen auf der Hauptbühne im Burghof Schillers „Kabale und Liebe“ sowie das Musiical „Der kleine Horrorladen“. Mit nun 30 Jahren auf dem Buckel sind die mayener Festpiele eines der ältesten Theaterfestivals in Rheinland-Pfalz. Heuer hat mit Daniel Ris ein neuer und der jetzt fünfte Intendant seit Gründung 1987 die Leitung übernommen. Der 52-Jährige kann und will das Burgfestspiel-Rad nicht neu erfinden – macht aber doch allerhand anders als seine Vorgänger.
Mehr darüber und zur Geschichte des Festivals hier
(freier Lesetext, 6000 Anschläge)
24.05.2017
Zurück von der Presse-Vorbesichtigung der Ausstellung „Henry Moore – Vision. Creation. Obsession“ im Arp Museum Remagen-Rolandseck. Diese Schwerpunktschau anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Museums wird an diesem Sonntag eröffnet,dauert bis 7. Januar 2018 – und ist ein Hammer. Im Zentrum stehen etliche der berühmten riesengroßen und tonnenschweren Skulpturen Moores. Dies Foto habe ich am heutigen Vormittag vom Haupteingang des Arp Museums geschossen. Es zeigt die neun Meter Breite Moore-Skulptur „Large Reclinig Figure“, die neben der Bundesstraße 9 und vis-a-vis des Rheinfährenanlegers aufgestellt ist. (Meine ausführliche Ausstellungsbesprechung folgt am Donnerstag, 25.05., gegen Abend)
22.05.2017
Wie schon beim 20. Geburtstag der „Marienberger Seminare“ 2007, so wurde mir auch beim jetzt 30. des Bildungsvereines im Westerwald die Ehre zuteil, eine Festrede zu halten. Gewünscht war ausdrücklich wieder eine launig-freche Ansprache, um den staatstragenden Ernst aufzubrechen, der solche Veranstaltungen gerne umwölkt. Hier nun für alle, die es interessiert, das Redemanuskript. Obacht! Das ist kein knappes Grußwörtchen, sondern eine ausgewachsene Ansprache, deren Vortrag 25 Minuten dauerte – und deren Lektüre also auch ein bisschen Zeit beansprucht. Den Zuhörern vorort wurde gleichwohl alles andere als langweilig dabei.
Mein Redemanuskript (freier Lesetext)
21.05.2017
SONNTAGSVERSLEIN
Jetzt eben sprach mich / am Bierstand in freier Natur / mit wedelnder Hand / eine Dame an: „Wie können Sie nur / so schaden mir mit Ihrem Qualmen.“ // Ich returierte in braver Manier: / Werte Keife, / acht Monat im Jahr / tanzen die Wirte nach Ihrer / trockenen Pfeife, / Doch während der übrigen vier / dienen sie (auch) meinem Plaisier. // Aber sei’n Sie versichert, / dies duftend Tabaksrollenglühn / gefährdet Sie weniger als mich / Ihr stinkisch Parfüm.
19.05.2017
Wer auch nur eine vage Vorstellung hat, was in rheinland-pfälzischen Museen und Depots an archäologischen Fundstücken gebunkert ist, der musste befürchten, dass eine Überblicksausstellung dazu in schierer Masse ertrinkt. Gute Nachricht deshalb von der Großausstellung „vorZeiten – Archäologische Schätz an Rhein und Mosel” im Landesmuseum Mainz (21. Mai bis 29. Oktober 2017): Mit 400 sorgsam ausgewählten Artefakten, alle gefunden während der letzten 70 Jahre, vermittelt diese Schau einen knappen, exzellenten Blick über 400 Millionen Jahre Erd- und etliche zehntausend Jahre Menschengeschichte auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz.
Mein erster Artikel dazu
(5200 Anschläge + Fotostrecke, kostenpfl. RZ-Text, 49 Cent)
18.05.2017
Landesarchäologie Rheinland-Pfalz feiert als Institution jetzt ihren 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass sind besondere und besonders aussagekräftige Fundstücke aus allen Landesteilen und Epochen zur sehenswerten Ausstellung „vorZeiten“ im Landesmuseum Mainz zusammengeführt (21.5. bis 29.10.2017). Die Archäologen finden, sichern, bewahren, schützen, erforschen und vermitteln erhebliche Teile unseres kulturellen Erbes. Und das ist gut so. Im Bild: Teil einer aktuellen Großgrabung beim Eifelörtchen Polch.
Ja, ja, ich weiß, dass viele Zeitgenossen Archäologie für eine todlangweile Krümelzählerei halten. Ging mir bis vor einigen Jahren auch noch so. Doch je näher man diesem Fachgebiet tritt, umso deutlicher wird einem, welch spannende Geschichten und interessante Erkenntnisse über Menschen, ihr Werden und Sein, ihr Leben und Wesen in den Überbleibseln aus jüngerer Vergangheit bis grauer Vorzeit stecken. Viel dummes Gerede etwa über völkische Eigenarten oder über die Nachrangigkeit der Kunst gegenüber der Ökonomie oder die angeblich natürliche kriegerische Neigung des Menschenen könnte uns erspart bleiben – zöge man nur die objektive Beweiskraft archäologischer Funde ernsthaft zu Rate.
Dann fände man nämlich, dass Völker- und Kulturvermischung ein Grundprinzip der Geschichte seit jeher ist. Dass künstlerisches Tun seit Urzeiten ein der Nahrungssuche gleichgestelltes menschliches Grundbedürfnis ist. Dass kriegsähnliche Auseinandersetzungen höchstwahrscheimlich erst vor 7000 bis 8000 Jahren zusammen mit territorialen Machtansprüchen in die Zivilisationsentwicklung eingezogen sind – und also der Krieg dem Menschen nicht etwa im Blut liegt. Was nicht heißt, dass er je frei von Aggressionen gewesen wäre. Aber der Krieg als kollektiver Waffengang zwischen verschiedenen menschlichen Großgruppen, das ist nach bisherigem Erkenntnisstand eine „Erfindung“ der neolithischen Revolution (= Übergang von der Jäger- und Sammlerkultur zur Sesshaftigkeit).
17.05.2017
Wieder zurück von der Reise in die thematischen Weiten und zeitlichen Tiefen der rheinland-pfälzischen Archäologie, grabe ich mich jetzt durch Berge von Infomaterial, Notizen, Eindrücken – um einen ersten schnellen Zeitungsartikel zur am 21.5. im Landesmuseum Mainz eröffenden Ausstellung „vorZeiten“ zu schreiben. Darüber hatte ich völlig vergessen, hier meine Kritik der Koblenzer Inszenierung von Tschechows „Die Möwe“ durch den früheren Mainzer Intendanten Matthias Fontheim anzuzeigen. Was hiermit nachgeholt sei.
Premierenkritik „Die Möwe“ am Theater Koblenz
(4000 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)
15.05.2017
Freude, Neugierde. Jetzt geht’s auf Tour zu bedeutenden archäologischen Grabungsstätten in Rheinland-Pfalz. Das ist Vorrecherche zur gewichtigen Ausstellung „vorZeiten – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ im Landesmuseum Mainz. Die wird am kommenden Wochenende eröffnet, ich kriege sie schon morgen zu sehen.
14.05.2017
Mein Aufruf zur heutigen NRW-WAHL. Leute, die ihr an Rhein und Ruhr, in Eifel, Siebengebirge, Westfalen oder sonstwo lebt: Geht wählen! Primäres Ziel: Die rechtsradikale AfD klein halten. Sekundäres Ziel: Das mag jeder für sich selbst entscheiden.
11.05.2017
Die Mühen des Textlernens blieben den elf Schauspielern erspart bei dieser umwerfenden, wunderlichen, seit der Erstaufführung 2012 fast legendär gewordenen Theaterproduktion. Denn gesprochen wird während 80 Aufführungsminuten nur ein einziges Wort: „murmel”. Umso mehr hatten die Akteure zu ackern an dessen Aussprache in tausenderlei Wiederholungen, Betonungsvarianten, Sprechrhythmen. Die Wiesbadener Maifestspiele hatten jetzt die Berliner Volksbühne mit „Murmel Murmel“ zu Gast – das Publikum und meine Wenigkeit grinsten, glucksten, prusteten, jauchzten ob des perfekt und kunstvoll schnurrenden Vergnüglichkeitsmaschinchens scheinbar bloß dadaistisch verspielter Leichtigkeit.
Meine Besprechung
(3100 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent).
10.05.2017
Man wird halt doch älter. Als jüngerer Zeitungsredakteur schrieb ich häufig zwei ausgewachsene Kritiken am Tag oder eine Kritik und anschließend einen Politikkommentar. Am Abend ging’s dann munter noch zu Veranstaltungen ein bis zwei Fahrstunden entfernt. Und nun: Nach dem Schreiben nur eines Artikels ist der Kerl am Ar…. und reif fürs Sofa. Folgt dann noch ein Abendtermin, wird spätestens die Rückfahrt zur Quälerei. „Nimm’s an, isso“, sagt die Fee – und gibt keine drei Wünsche frei.
10.05.2017
Heute als „Tages-Thema“ in der Zeitung: Meine Analyse zur Frage warum die Bundeswehr seit ihrer Gründung immer wieder von Skandalen um Fälle von Rechtsradikalismus und Verhaltensextremismus heimgesucht wird. Eine der zentralen Feststellungen lautet:
„Es wird im nun 62. Jahr der Bundeswehr höchste Zeit, dass sich Politik und Offizierskorps dem – übrigens nicht nur in Deutschland – immerwährenden Problem stellen, dass die Streitkräfte auf Rechtsradikale oder auf junge Leute, die mit dem Zivilleben nicht klar kommen, eine besondere Anziehungskraft ausüben. Um nicht missverstanden zu werden: Diese Klientel stellt innerhalb der Bundeswehr gewiss eine kleine Minderheit dar. Gleichwohl öffnet laxer Umgang mit den Grundsätzen der Inneren Führung, falsch verstandener Korpsgeist oder ein altbackenes Verständnis von soldatischer Tradition ihr immer wieder allerhand Spielräume. Dann gibt es Platz für das Ausleben vermeintlicher Mannhaftigkeit oder des Rechts des Stärkeren, für die Pflege von Waffenfetischismus und krudem Kriegertum, für das Abstreifen zivilisatorischer Normen, für die Hingabe an Führerprinzip und radikalen Nationalismus, für Verehrung alter Wehrmachtsgröße und -helden …. „
Der ganze Artikel hier
(6300 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)
09.05.2017
Es ist eine der angenehmsten Seiten überregionaler Theaterfestivals, dass man Arbeiten zu sehen bekommt, für die man sonst weit reisen müsste oder ihnen eben nie begegnet. Deshalb stehen auf meinem Kritiker-Dienstplan seit mehr als 25 Jahren auch jeweils mehrere Besuche bei den Internationalen Maifestspielen Wiesbaden. Und stets gerne berichte ich der interessierten Leserschaft hernach, was andernorts und in der Ferne mehr oder minder Interessantes entstanden ist. Heute ist nochmal die Tanzsparte dran. Es sei vom Choreografen Marco Goecke die Rede, der als überragender wie eigentümlicher Erneuerer des Balletts im frühen 21. Jahrhundert gilt. Er stellte beim Wiesbadener Gastspiel sein 2016 in Stuttgart uraufgeführtes Stück „Nijinski“ vor.
Meine Gastspielbesprechung hier
(3900 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)
08.05.2017
Die beiden bedeutsamsten Ergebnisse des gestrigen Wahlsonntags sind für mich: 1. Es haben 2/3 bis 3/4 der französischen Wähler gegen die rechtsradikale Marine Le Pen gestimmt. 2. Es haben die Wähler in Schleswig-Holstein der rechtsradikalen AfD einen Platz als kleine Randfraktion zugewiesen. Ergo: Es tut erstmal gut, zu sehen, dass die Welt nicht völlig verrückt geworden ist. Ein Durchmarsch der nationalistisch-reaktionären Rechtsströmungen an die Hebel der Macht ist in Westeuropa bis auf Weiteres abgesagt. Darauf lässt sich aufbauen.
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Bei der Ruhrtriennale 2016 haftete der Choreografie „nicht schlafen” von Alain Platel für seine Brüsseler Compagnie noch ein Hauch von Skandal an. Das Publikum beim Gastspiel jetzt in Wiesbaden nahm indes weder Anstoß an einer Bühnenskulptur aus präparierten Pferdekadavern noch am teils rüden Umgang der Tänzer miteinander. Wir sahen Tanzkunst bei der etwa das Nijinski-Stampfen von 1913 zusammenwächst mit Pina Bauschs Frühlingsopfer-Orgiastik von 1975, oder neoklassische Zierde zerbricht unter Forsythe‘ ruckenden Verkrümmungen – und vieles mehr, das sich in diesem Rausch aus Aspekten gefährdeter und sich doch wieder aufrichtender Menschlichkeit kaum zuordnen lässt oder das von Platel neu kreiert wurde.
Meine Besprechung des Gastspiels
(3900 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text)
03.05.2017
Habe mir den 10-Punkt-Leitkultur-Katalog des Innenministers nochmal genauer angesehen. Ergebnis: Das ist allenfalls der Wertekanon eines halbwegs aufgeklärten Konservatismus. Den darf sich die CDU gerne zwecks Eigendefinition in ihr Parteiprogramm schreiben. Hinsichtlich der Gesamtgesellschaft aber muss festgestellt werden: a) sind Teile des Katalogs völlig überflüssig, weil nur anders formulierte Grundgesetzartikel; b) enthalten Teile des Katalogs – etwa bei den Themen Religion, Patriotismus, Leistungsprinzip – Verkürzungen, Interpretationen, Implikationen, Maximen, die nicht einmal zwischen „biodeutschen“ Gesellschaftsgruppen Konsens sind; c) zeugen Teile des Katalogs (zB Handschlagbegrüßung) von Weltfremdheit bzw. weitreichender Unkenntnis über die Vielfalt unterschiedlicher Gepflogenheiten und Lebensweisen (auch bei „biodeutschen“ Milieus), die den realen Status quo im modernen Deutschland kennzeichnen.
Das Elend der Leitkultur-Diskussionen ist, dass ihre jeweiligen Initiatoren seit anno 2000 sie vordergründig an Migrationsproblemen aufhängen, während es im Kern jedoch um etwas ganz anderes geht: Diverse konservative Kreise, politische Strömungen und verängstigte Geister haben entweder nicht verstanden oder wollen partout nicht akzeptieren, dass eine offene, liberale, demokratische, moderne Gesellschaft in einem globalisierten Umfeld sich mit der normativen Dominanz der bürgerlich-konservativen Lebensart nicht verträgt. Es ist ihnen unbegreiflich oder ein Dorn im Auge, dass eine solche moderne Gesellschaft ihrem Wesen nach vom Nebeneinander unterschiedlicher Kulturen/Lebensarten unter dem Dach des Grundgesetzes lebt und seine eigentliche Kraft auch nur aus dem toleranten Nebeneinander beziehen kannt. Deshalb rufen sie immer wieder nach einer Leitkultur, die letztlich in der Substanz das Primat der bürgerlich-konservativen Lebensart erhalten bzw. wieder durchsetzen soll. Migrantenprobleme sind dafür nur ein Aufhänger – sofern nötig, ließen die sich ohnehin auf Basis der bestehenden Gesetze mit einer ordentlichen Sozial-, Integrations- und Bildungspolitik lösen.
02.05.2017
Jetzt geht der Leitkultur-Zirkus schon wieder los. Es kann keine deutsche Leitkultur geben, weil allein schon die diversen „biodeutschen“ Milieus fast nichts gemeinsam haben, außer eben dem Grundgesetz.
Eine Anmerkung hierzu
(freier Lesetext)
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Die jüngste Produktion der Tanzsparte am Mainzer Staatstheater ist mehr ein Vergnügen fürs breite Publikum als Herausforderung für passionierte Liebhaber der reinen, hohen Tanzkunst. Diesmal darf das Auditorium im Großen Haus rhythmisch mitklatschen und sogar lauthals den alten Knef-Song mitsingen über rote Rosen, die es regnen soll. „Hochzeit” ist der gut zweieinhalbstündige Abend betitelt, und primär tatsächlich angelegt als ausgelassene, volkstanzfreudige Hochzeitsfeier. Wie bei ähnlichen Anlässen in der Realität, ereignen sich auch am Rande des Bühnenfestes ein paar kleine Tragödien, die etwas Ernsthaftigkeit ins schäumende Geschehen flechten.
Meine Premierenkritik hier
(kostenpflichtiger RZ-Text, 3900 Anschläge, 49 Cent)