28.08.2017
Die Koblenzer „steps dance studios“ feiern am 9. September mit zwei Bühnenshows in der Kulturfabrik/Kufa ihren 20. Geburtstag. Sie sind untrennbar verknüpft mit dem Lebensweg ihrer heute 66-jährigen Gründerin und Leiterin Barbara Pietjou. Dieser Werdegang führt tief hinein in die Geschichte der freien Kulturszene von Koblenz. Anlässlich des Jubiläums von „steps“
ein kleiner Rückblick auf oft auch schwierige Zeiten
27.08.2017
Die Theatersaison 2017/18 hat begonnen. Der erste Kritikereinsatz führte mich jetzt nach Mainz, wo am Staatstheater Jan-Christoph Gockels Projekt „Der siebte Kontinent – Reise zur größten Mülldeponie der Erde“ Premiere hatte. Die Realität selbst erleben und mit Künstleraugen betrachten, dann die Eigenerfahrung mit zurückbringen und fürs Theater bearbeiten: Nach dieser Arbeitsmethode ist aus einer Hawaii-Reise des Ensembles eine kluge und eindringliche Mischung aus filmischer Dokumentation und intensivem Bühnenspiel entstanden – über und wider die folgenschwere Herrschaft der Plastiks.
Premierenbesprechung (hier)
4000 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent
24.08.2017
„Nehmen sie das einfachere der beiden Produkte, das reicht für ihre Zwecke vollauf und ist wesentlich preiswerter.“ Wann habt Ihr zuletzt einen Verkäufer so etwas sagen hören? Solche Fälle kommen vor, aber sie sind selten. Es mag ja sein, dass ich an Paranoia leide. Aber immer wenn ich einen Markt der großen Handeslketten, mit Banken/Versicherungen, Internet-/Telefonanbietern etc. zu tun habe, werde ich das Gefühl nicht los, die wollen einen hinters Licht führen. Davon handelt die aktuelle Folge 151 meiner glossierenden Monatkolumne
„Quergedanken“ unter der Überschrift „Du sollst X für ein U halten“
16.08.2017
Die Bundestagswahl rückt näher. Da mir Zeit meines Erwachsenenlebens keine Bindung an irgendeine Partei vergönnt ist, werde ich wohl – wieder – bis zum letzten Tag unentschlossen sein. Den Wahlkampf verfolge ich interessiert, aber mit Gleichmut, empfinde ihn als eher mäßiges Theater, bei dem Unterschiedsnuancen zur großen Szene aufgeblasen werden. So viele Regierungen habe ich kommen und gehen sehen, keine hat je in eine Richtung gearbeitet, die meine ungeteilte Zustimmung hätte finden können. Dennoch gehe ich jedesmal wieder zur Wahl, um mein Kreuzchen beim vermeintlich kleineren Übel zu machen. Wahlziel diesmal: Die Rechtsradikalen so unbedeutend wie möglich abschneiden lassen.
15.08.2017
LESEEMPFEHLUNG: Interessanter Fakten-Beitrag der „Wirtschaftswoche“ zur Frage, ob E-Autos bei einer ökologischen Gesamtbilanzierung letztlich nicht genauso dreckig sind wie Benziner und Diesel. (Benötigte Lesezeit ca 10 Minuten) hier .
Ich selbst bin durchaus kein begeisterter E-Auto-Freund. Ich halte das Ding ökologisch nur für das kleinere Übel gegenüber der Verbrennungstechnik und keineswegs für die finale Lösung des Autoproblems. Die wird letztlich nur zu finden sein in fortschreitender Abwendung vom Individualauto als primäres Massentransportmittel.
14.08.2017
Gestern zur Dämmerstunde ein Festmahl: Auf dem Teller Tomatenschnitze, etwas gesalzen und gepfeffert; daneben Gurkenscheiben, nur mit Olivenöl beträufelt und gehacktem frischem Schnittlauch bestreut. Auf dem Brettchen zwei Scheiben Butterbrot, darauf etwas eben geernteten Knoblauch gequetscht. Dazu Brocken vom alten Emmentaler und Stückchen von der knüppelharten Wildschweinsalami gesäbelt. Im Wasserglas ein knappes Viertel eines schlichten roten Hausweins aus der Pfalz. Gemächlich wandert alles nacheinander und durcheinander ins Maul. Ruhe ist, selbst das Hirn denkt nur noch in Geschmack. Schön. Zauber der Einfachheit.
11.08.2017
Manchmal überlege ich und versuche mir vorzustellen, wie unsere Lebenswelt hier und heute auf Leute von anderwärts wirken könnte oder auf Menschen früherer Generationen wirken würde. Vorhin schoss mir beim Gang durch Koblenz dieser Gedanke durch den Kopf: Wäre meine Großmutter selig jetzt dabei, sie würde bald entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und ausrufen: „Herr im Himmel, was ist das für eine schlimme Zeit! So vielen jungen Leuten geht es so schlecht, dass sie mit völlig abgetragenen und zerrissenen Hosen herumlaufen müssen.“
09.08.2017
Die große Sorge jetzt gilt der Frage: Könnte es einen neuen und obendrein atomaren Korea-Krieg geben? Überwiegend gingen wir bisher, wohl zurecht, davon aus, dass das Aufrüsten, Drohen, Provozieren des durchgeknallten Diktators von Nordkorea vor allem ein perfide Methode ist, materielle Vorteile und politische Anerkennung für sich und sein System zu erpressen. Wir gingen auch davon aus, dass Kim Jong Un immerhin noch weiß, dass sein Kalkül völlig zusammenbrechen würde, wenn er auch nur eine seiner militärischen Drohungen gegen Südkorea, die USA oder sonstwen wahrmacht.
Nun aber reagiert Trump in nicht minder durchgeknallter Manier auf dieses Kalkül – und beschwört damit die tatsächliche Gefahr eines atomaren Korea-Krieges mit unabsehbaren Folgen herauf. Es wäre nun die Stunde der ganz hohen staatsmännischen und diplomatischen Kunst vernünftiger Kreise der internationalen Gemeinschaft, mäßigend und vermittelnd auf die beiden so schwierigen Kontrahenten einzuwirken. Ja, es sind zwei Irre. Doch darüber zu lamentieren hilft nichts, denn sie sind nun mal an der Macht und können die Knöpfe drücken. Kriegsverhinderung muss jetzt das Primärziel aller internationalen Bemühungen sein. Denn ein neuer Korea-Krieg, zumal ein atomarer, würde nur Verlierer kennen.
08.08.2017
Werte Wahlkämpfer aller Parteien; werte Handelsvertreter für Haushaltsgeräte, Gefriergut, Zeitschriftenabos oder sonstwas; werte Missionare im Dienste diverser Götter oder irdischer Wohlfahrtsvereine: Ich muss um Verständnis bitten, dass ich Sie an meiner Haustüre doch recht kurz angebunden abweise. Nach unschönen Erfahrungen in früheren Jahren mit einigen unehrlichen/unangenehmen Zeitgenossen unter den Gutmeinenden habe ich mir das Prinzip zu eigen gemacht: Ich diskutiere nicht mit ungebetenem Besuch, wickle an der Haustüre mit mir unbekannten Personen kein Geschäft ab, nehme von solchen und gebe solchen auch nichts. Mein Bedarf an Infos und Waren sowie meine durchaus ausgeprägte soziale Solidarität bedienen sich anderer Wege. Pardon.
05.08.2017
Die Diesel-Debatte in Deutschland hat skurrile Züge angenommen. Teils wirkt sie wie eine Entlastungskampagne für diejenigen, von denen die Sache ursächlich verbockt wurde und die das hernach vertuschen wollten. Vielleicht muss man gelegentlich daran erinnern, das etwa die US-Justiz das Verhalten der dt. Autokonzerne als schwerwiegendes Kriminaldelikt verfolgt, auch mit Zielrichtung einer Entschädigung der getäuschten Kunden durch die täuschenden Hersteller.
02.08.2017
Vielleicht eine hübsche und teils auch interessante Lektüre für Freunde des Pilzesammelns, vor allem aber Zeitgenossen, die es eventuell mal werden wollen. Bei der Überprüfung der Datenbestände meines Computers stieß ich auf einen lange vergessenen Ordner mit nie endbearbeiteten Artikelentwürfen. Darunter der unten verlinkte, etwa zehn Jahre alte Textrohling, der prima zur jetzigen Jahreszeit der beginnenden Pilzsaison und den diesjährigen Witterungsbedingungen passt.
Vermischtes: Von Freud und Leid des Pilzesuchens
01.08.2017
Wenn ich etwas hasse, dann Ausfälle meiner Bürotechnik. Heute am frühen Morgen waren tot, dass es töter nicht geht: Fritzbox und sämtliche daran hängenden Geräte = PC, Drucker, Festnetztelefon. Die Gewitter der Nacht von Montag auf Dienstag haben sie gekillt durch einem Blitzeinschlag zwei Häuser weiter. Mit reichlich Geldeinsatz, Zupacken meines treuen Technikus und maßloser Nervenverausgabung meinerseits konnten wir, beginnend um 8 Uhr früh, soeben (20.30 Uhr) die teils erneuerte, teils reparierte Technik wieder in Gang setzen.
30.07.2017
Auf die Schnauze gefallen, buchstäblich. Gestern beim Waldgang hat sich ein Ästlein zwischen meinen Füßen verfangen und mich hingehauen – bäuchlings niedergeworfen in eine schlammige Suhle, die der jüngste Regen in alten Stammschleppspuren hat entstehen lassen. Der Kerl ist heil geblieben, sein Äußeres ward freilich arg derangiert. Ursache des Missgeschicks war, dass ich zwei Dinge miteinander verbinden wollte, die per se nicht zueinander passen: den geschwinden sportiven Marsch und über die Wegränder hinaus nach Pilzen ausschauende Augen. Ich hätte es besser wissen müssen. Denn wie hatten die Altvorderen schon den Buben gelehrt: „Guck, wo du hintrittst!“ Blödes Multitasking.
27.07.2017
Die Folge 150 meiner glossierenden Monatskolumne „Quergedanken“ ist fällig. 150: Das ist schon ein ganz schöner Packen und die bald 13-jährige Kontinuität dieses nie veränderten etwas sonderbaren Formats ist ein heutzutage durchaus bemerkenswertes Phänomen. Dass ein Verleger so lange einen bisweilen recht skurril denkenden Autor schreiben lässt, was und wie er will, gehört im Mediengeschäft auch nicht zu eden Alltäglichkeiten. Dafür sei Günther Schmitz mit seinem mittelrheinischen Magazin „Kulturinfo“ herzlich gedankt. Die aktuelle Folge handelt von mitgebrachten Urlaubseindrücken, von ein paar Tagen, die ich jüngst ganz privat in der deutschen Hauptstadt verbracht habe.
Quergedanken 150: Ein Mittelrheiner in Berlin
26.07.2107
Beim Waldgang heut in der Früh stehen mir urplötzlich zwei große Hunde gegenüber. Beider Haltung ist, als überlegten sie: Können, sollen wir dieses Wild jagen, beißen, fressen? Vom Besitzer erst keine Spur. Dann schlurft er 100 Meter entfernt um eine Wegbiegung und beginnt, meiner ansichtig, zu brüllen: „Hierher, bei Fuß, hierher, bei Fuß ….“. Weil das die Vierbeiner einen Scheißdreck interessiert, schreit er nun mir zu: „Die machen normalerweise nix!“ Ich warte, bis der Mann heran ist und seine mich anknurrenden und -bellenden Tiere an den Halsbändern mühsam fortzerrt.
Werter Hundehalter: Wenn dein Liebling für jedermann ersichtlich nicht die Bohne hört, ist für jeden anderen der Zuruf „der macht nix“ keine Beruhigung, sondern Alarmsignal. Doch, ja, ich mag Hunde – obwohl ich über die Jahrzehnte in ähnlichen Situationen schon drei mal von welchen gebissen wurde, die „normalerweise nichts machen“. Ich habe aber Probleme mit Hundebsitzern, die von Hundehaltung gar nichts verstehen und zu blöd sind, mit den Ihren ordentlich umzugehen.
Denn es geht auch anders: Im Nachbarort gibt es eine kleine zierliche Frau, die hält zwei gewaltige Doggen, u.a. um nachts ungebetenen Besuch von ihrem weitläufigen und abgeschieden liegenden Anwesen fernzuhalten. Wenn dies ungleiche Trio spazierengeht, entfernen sich die beiden Riesen nie und unter keinen Umständen ohne ausdrückliche Erlaubnis weiter als zwei Meter von ihrer menschlichen Alpha. Wenn die drei mir begegnen, sorgt ein kurzer, leiser Zungenschnalzer der Besitzerin dafür, dass ihre Hunde auf engste Tuchfühlung bei Fuß gehen und ihre ganze Aufmerksamkeit auf sie richten.
26.07.2017
Es hat sich, an den Sperranlagen vorbei, eine Fliege ins Haus geschummelt. Deshalb genannt: „Stubenfliege“. Was mir eine unzutreffende Bezeichnung zu sein scheint. „Nasenfliege“ sollte das Viecherl heißen, in Anlehnung an seine fortwährenden Versuche, auf oder in meinem Riechkolben zu landen – und mich derart von der Schreibarbeit abzuhalten. Letzteres wirft nun allerdings die Frage auf: Soll ich mich den Attacken ergeben und den Rückzug von der Arbeit antreten? Oder soll ich meinerseits zur Attacke blasen und den Angreifer mittels Klatschengeschütz gewaltsam aus der Stube expedieren?
25.07.2017
Wäre ich Veganer, die Selbstversorgungsrate bei Nahrungsmitteln würde dieser Tage fast 100 % erreichen. Zwei Hochbeete, ein Flachbeet und 7 Tomatensträucher in Töpfen geben reife Öko-Früchte in solcher Menge und Geschwindigkeit her, dass wir rund um die Uhr Salatgurken, Tomaten, Bohnen, Zuckererbsen, Blumenkohl, Kohlrabi, Paprika, Kopfsalat, Möhren, Zwiebeln futtern könnten. Die Lagerkapazitäten sind bald erschöpft, obwohl schon die halbe Nachbarschaft mitversorgt wird. Zudem geht die Pilzsaison los: Konnte gestern die erste Pifferlings-Mahlzeit aus dem Wald mitbringen.
24.07.2017
Ich bin wieder hier in meinem Revier. Und von Mal zu Mal fällt die Rückkehr zu Zwängen und Pflichten des Broterwerbs, verbunden mit dem Wiedereintritt in die digitale Welt mitsamt den Niederungen des politischen und gesellschaftlichen Geschehens, schwerer. Ich war u.a. mal wieder ein paar Tage im 3,5-Millionen-Multikulturversum Berlin. Interessante Stadt, aber schön geht anders. Da ist mir dann doch zu viel Mensch und Getriebe, auch zu viel Pracht-/Protz-/Möchtegernarchitektur auf einem Haufen. Das öffentliche Nahverkehssystem allerdings ist ein Traum.
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In zeitlicher Nachbarschaft zur Ausstellung „vorZEITEN – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel – 70 Jahre Landesarchäologie Rheinland-Pfalz“ im Landesmuseum Mainz erscheint in der Rhein-Zeitung eine Artikelserie zu archäologischen Landesthemen. Dazu steuere auch ich einige Teile bei. Die Serie startete am vergangenen Freitag mit meinem Beitrag zu den späteiszeitlichen Venusfiguren von Gönnersdorf/Andernach bei Neuwied.
Archäologie:
Die Frauen von Gönnersdorf – L(i)eben in der Späteiszeit
5600 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent
11.07.2017
Noch bis 29. Oktober 2017 zeigt das Landesmuseum Mainz eine Sonderausstellung, die nicht nur für Rheinland-Pfälzer außerordentlich interessant ist, obwohl sie sich ausdrücklich auf das Gebiet dieses Bundeslandes konzentriert. Unter dem Titel „vorZEITEN – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel” versammelt die opulente Schau herausragende Artefakte, die von Mitarbeitern der rheinland-pfälzischen Landesarchäologie in den vergangenen 70 Jahren zwischen Südpfalz und Oberwesterwald ergraben, entdeckt, gesichert, beforscht worden sind. Dazu hier ein ziemlich Artikel von mir (freier Lesetext, 13 500 Anschläge)
Archäologie:
400 Millionen Jahre Rheinland-Pfalz.
10.07.2017
Nachbemerkung zu Krawallen bei G20: Es gibt keinen objektiven Grund, die Schwarzhemden irgendwie POLITISCH zu kategorisieren. Denn sie sind nicht links, nichtmal linksradikal und schon gar nicht revolutionär. Das wird deutlich an blindwütigen Zerstörungs- und Plünderzügen gerade durch ein links-alternativ/multikulturell geprägtes Stadtviertel sowie die Schädigung der wenigen Besitztümer kleiner Leute. Es handelt sich bei dieser Bagage nur um einige hundert oder ein paar tausend kleinbürgerliche Abenteurer, die wie Fußballhooligans den „Kampf“-Kick suchen und ihr Mütchen kühlen wollen. Kurzum: Die Schwarzhemden sind keine politische Kraft, sondern bloß Marodeure.
07.07.2017
G20. Es ist fast wie die sprichwörtlich sich selbst erfüllende Prophezeiung. Es tritt ein, was zuvor von allen Seiten mit Tamtam beschworen wurde: Jetzt spielt ein kleiner Haufen Krawallniks in HH Stadtguerilla. Obwohl – um im Denkmuster des linken Radikalismus zu bleiben – auch diese Deppen spätesten seit Che Guevaras bolivianischem Tagebuch wissen sollten, dass man auf solch kleinbürgerlich-isolationistischem Weg keine Revolution anzetteln kann. Hinsichtlich der Taktik im Vorfeld auf Seiten der politischen und der polizeilichen Führung, gilt seit 50 Jahren fast unverändert:
Was, um Himmels Willen, sollte die kleinliche Schikanierung zahlloser friedlicher Prostestler (etwa via Zeltverbot)? Entweder war das naiver Dilettantismus: Denn dass diese Methode gegen organisierte Krawallniks gar nichts hilft, kann man seit Jahrzehnten wissen und bestätig sich eben aufs Neue. Oder war man darauf aus – wie ebenfalls seit Jahrzehnten leider immer wieder mal exerziert – allen Protestlern unterschiedslos einzubläuen, dass sie hier unerwünschte Underdogs sind? Es gibt da eine Sache, die Politiker und Polizeistrategen offenbar niemals begreifen werden: Je größer die Zahl der friedlichen Demonstranten, je selbstwusster und freier sie ihre Protestkultur entfalten können, umso geringer werden die Spielräume für gewaltsame Exzesse.
06.07.2017
Natürlich ist miteinander reden besser als aufeinander schießen. Geschossen wird freilich trotzdem – und es kommt auch darauf an, worüber man mit welchem Ziel redet. Deshalb hält sich meine Sympathie für das Treffen der großen 20 in HH doch sehr in Grenzen. Da kommen die Machthaber aus mindestens drei verschiedenen politischen Systemen zusammen: traditionelle Demokratie, autokratische Scheindemokratie, Diktatur. Diese haben eine unangenehme Gemeinsamkeit: Ökonomisch hängen sie allesamt an einem expansiven Konzern- und Finanzkapitalismus.
Weshalb bei G-20 im „günstigsten“ Fall wieder einmal nur über Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Umsetzung des ultimativen Zwecks dieser Ökonomie ernsthaft geredet werden dürfte: Wachstum um jeden Preis. Das aber hieße einmal mehr „Thema verfehlt„. Denn die eigentliche Herausforderung ist das schiere Gegenteil: Schutz und Erhalt der globalen Ökosphäre für unsere Nachkommen. Sowie Umverteilung nach der Devise: Die Reichen müssen nicht noch reicher werden, sondern den Armen soll es besser gehen.
05.07.2017
Aus Gründen: „Zu viel oder zu wenig Kultur oder Politik/Zeitkritik oder Jux, Lebenslustiges, Profanes, Privates.“ Das sind Anmerkungen aus dem Umfeld, seit ich 2005 meine website einrichtete, erst recht seit ich bei Facebook mitmache. Es sei deshalb daran erinnert, dass selbst bei Heinrich Heine, dem Gottvater der Renitenzdichtung, ein Fünftel der Verse von Essen und Trinken handelt, ein weiteres Fünftel von Liebe, noch eines von Naturempfinden und das vorletzte von Freude in der Ferne vs. Heimweh. Will sagen: Wachheit, Empfindsamkeit, Lebensfreude auch im schlichten Kleinen sind unverzichtbarer Teil des großen Gesellschaftsdiskurses. In diesem Sinne „anstößig“ und anregend zu sein, ist mein Plaisir und Bestreben – mal mehr, mal weniger gelungen.
03.07.2017
Das Programm war altbekannt, die Besetzung hochkarätig, doch die Zusammenstellung eine wunderliche: Der Auftakt zum 17 Konzerte an 12 mittelrheinischen Spielorten umfassenden Sommerfestival „RheinVokal“ bot jetzt in der Abteikirche Rommersdorf/Neuwied Franz Schuberts „Winterreise”. Tenor Christoph Prégardien sang wunderbar unprätentiös, klar, warm. Ihm zur Seite stand allerdings nicht das obligate Klavier, sondern ein Bläserensemble nebst Akkordeonistin. Da gab es manch schönen, interessanten, neuen Eindruck von diesem Werk zu gewinnen und zu genießen. Bei den ersten Liedern musizierten auch einige im Dachgebälk ansässige Vöglein munter mit.
Meine Konzertbesprechung
3600 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent