Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits – im September 2017

28.09.2017

Eben, beim Blick auf den Kalender, spuckt das Hirn ungefragt Erinnerungen aus: An einem der letzten Septembertage vor genau 30 Jahren betrat ich erstmals das Koblenzer Verlagshaus der Rhein-Zeitung – und stieg in die Lebensphase als hauptberuflicher Zeitungsschreiber ein. Damit endeten meine postgymnasialen „Wanderjahre“ als Soldat, Schlosserlehrling, Maschinenbaupraktikant, Hausmann und väterlicher Säuglingsbetreuer, Student für Germanistik, Musik und Politikwissenschaft, Lehramtsreferendar, Privatlehrer für Klavier und Heimorgel.

An jenem Tag legte mir Conrad M. Regge, einer der damaligen RZ-Chefs und Vater des jüngst inthronisierten neuen Verlagsgeschäftsführers, ein paar Verlagsbeilagen der Rhein-Zeitung hin mit der Bemerkung: „Man hat sie mir als gescheiten Kerl und versierten Schreiber empfohlen. Schauen Sie sich mal die Textteile in diesen Blättchen an.“ Nach ein paar Minuten fragte er: „Können sie uns solche Texte schreiben oder womöglich bessere?“ Knappe Antwort meinerseits: „Kann ich. Bessere.“ Darauf er: „Den Flur runter, die fünfte Tür links, das ist ihr Büro. Fangen sie an.“ So unkompliziert konnte das seinerzeit bisweilen noch gehen.

Es dauerte ein paar Tage bis alles geregelt war und ich loslegte, erst als allein arbeitender, dann als leitender Beilagenredakteur. Vier Jahre später wechselte ich ins Kulturressort der Hauptpredaktion zu meinem guten Freund und Kollegen (dem 2010 tödlich verunglückten) Wolfgang Kroener. Dort war ich zuständig vor allem für Theater, Literatur und klassische Musik, arbeitete zudem für den Politikteil als Kommentator und Essayist. 2005 machte ich mich dann als freier Autor selbstständig – was bis heute so geblieben ist und noch ein Weilchen so bleibt.


25.09.2017

Am Morgen nach dem wahrlich unschönen (aber erwarteten) Wahlergebnis erfüllt mich gleichwohl Zuversicht und eine ruhige Entschlossenheit. Nicht zuletzt mit Blick auf die Weltläufigkeit, Lebensfreude und Freiheitlichkeit des Großteils unserer jungen Leute mache ich mir nun auf die alten Tage ein fast vergessenes Motto wieder zum Leitsatz: No paseran (sie, die Braunen, werden nicht durchkommen)!

Anmerkung zum Ergebnis der Bundestagswahl

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Es ist ein seit jeher umstrittenes Stück: Bert Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“. Zwischen Fertigstellung und Uraufführung 1959 in der Regie von Gustav Gründgens lagen drei Jahrzehnte. Dann eroberte das „Lehrstück“ die Bühnen – um im Laufe der 1980er wieder fast völlig zu verschwinden. Viele Theatermacher hielten da dessen antikapitalistischen Impetus für grobschlächtig und überholt. Doch plötzlich treiben Entwicklungen des jungen 21. Jahrhunderts das Werk erneut auf die Spielpläne. Und wir sehen erstaunt, es wirkt über einige Strecken wie fürs Heute gemacht. So jetzt erlebbar in einer ausgezeichneten Inszenierung am Theater Bonn.

Meine Premierenbesprechung hier
4400 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent


23.09.2017

„Nie! Nie hätte ich damals gedacht, dass unser Projekt Jahrzehnte überdauern würde.“ Werner Oberender wirkt noch immer schier fassungslos angesichts des Umstandes, dass das alljährliche Jazzfestival Neuwied jetzt am 3. und 4 . November bereits zum 40. Mal über die Bühne geht. Ich sprach über damals und heute mit dem jetzt 61-jährigen Mitbegründer, Spiritus rector und künstlerischen Leiter dieses Festivals. Es ist das kleinste unter den ältesten Jazz-Meetings in Deutschland, gleichwohl haben über die Jahrzehnte in dem Industriestädtchen am Mittelrhein fast alle gespielt , die in der deutschen und internationalen Jazzszene einen Namen haben.

Mein Artikel zum Festivaljubiläum


22.09.2017

Die aktuelle Folge meiner monatlichen Glosse „Quergedanken“ erscheint diesmal ein paar Tage früher als gewöhnlich. Das passt ganz gut, hat der Text doch viel mit Lebenslust und Lebensart zu tun, dafür nichts oder höchstens sehr indirekt mit der Bundestagswahl am Sonntag. Ein kleines Lektüre-Verschnauferl abseits des derzeitigen politischen Furors möcht‘ manchem Zeitgenossen kurz vor dem Wahlgang vielleicht gerade recht kommen. Gewünscht sei also ein bisschen Vergnügen bei

Quergedanken 152: Die Frau, das unbekannte Wesen

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Mein letzter Beitrag zur Archäologie-Serie „vorZeiten“ der Rhein-Zeitung führt erneut in die Vordereifel. Also in jenes Gebiet, aus dem ich unlängst über eine Jagd steinzeitlicher Neandertaler auf Wollnashörner berichtete. Mehr als 120 000 Jahre nach jenen Jagdereignissen landen wir jetzt am Karmelenberg bei Ochtendung und zwei Funden, die bestätigen, dass eben diese Gegend im letzten vorchristlichen Jahrtausend eine Art Metropolregion der späten Bronzezeit war.  Mit beiden Funden verknüpfen sich Geschichten, die erzählen von den bisweilen eigentümlichen Wegen der Archäologen zu den Hinterlassenschaften der Vergangenheit.

Zum Artikel „Überraschende Boden-Schätze“ hier
6800 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent


21.09.2017

Mal kurz die Arbeit beiseite gelegt, denn eine Entscheidung ist zu fällen: Wohin bei der Wahl am Sonntag mit meinen beiden Kreuzchen? Mich plagen noch immer Unsichertheiten. Denn: Ich bin nunmal der festen Langzeitüberzeugung, dass sich im Land, in Europa, auf der Welt allerhand grundlegend ändern muss. Es kann ja die jetzige Zivilisationsentwicklung – per „ewigem“ Wachstum de facto hinein in lauter ökologische, ökonomische, soziale Sackgassen – nicht der menschlichen Weisheit letzter Schluss sein. Wen kann/soll ich wählen vor dem Hintergrund dieses Gedankens? Es ist nicht einfach. Wo meine Kreuzchen keinesfalls landen werden, ist hingegen völlig klar: Neofaschismus, Nationalchauvenismus und Rassismus, Inhumanität, Intoleranz und Illiberalität haben mit mir als Weltbürger und meinem Wunsch nach Veränderung nichts, aber auch gar nichts gemein.


20.09.2017

Was hat der legendäre Richard Löwenherz mit der Pfalz zu schaffen, dass ihm das Historische Museum Speyer jetzt erstmals seit der Salier-Schau vor 25 Jahren eine große Landesausstellung widmet? Mehr jedenfalls als mit Robin Hood, dieser in den neuzeitlichen Traumfabriken so beliebten Sagengestalt, der Richard mit Sicherheit nie begegnet ist. Zentraler Anknüpfungspunkt für die hockarätige Ausstellung „Richard Löwenherz. König – Ritter – Gefangener“ jetzt in Speyer ist: Der von 1189 bis 1199 über England und weite Teile Frankreichs herrschende Mann war der berühmteste Gefangene aller Zeiten in der Pfalz – und der ideale Vertreter für das ideelle Rittertum des Hochmittelalters.

Meine Ausstellungsbesprechung hier
6100 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent


12.09.2017

Einen Moment die Arbeit ruhen lassen und eines Mannes gedenken, der im Alter zu einem der wichtigsten Geister und beeindruckendsten Menschen in Deutschland wurde. Heiner Geißler ist gestorben, Einst demogagische „Kampfmaschine“ der CDU, hat mich sein nachheriger Wandel zum ebenso unabhängigen wie unbeugsamen und nicht nur für seine Partei unbequemen Querdenker tief beeindruckt. Die Republik hat einen ihrer größten alten Männer verloren; einen, der in späten Jahren aus echtem humanistischem Konservatismus heraus zu frischen, frechen, gegen den neoliberalen Mainstream widerständigen Überzeugungen gelangte – für die er bis zuletzt bissig, humorig, klug stritt.


11.09.2017

Wann immer die Rede auf dieses Stück kommt, stehen die Superlative Schlange. Zu Recht heißt es, „King Lear“ sei das düsterste, grausamste, kompromissloseste und erschütterndste Werk Shakespeares. Mehr noch: Neben Goethes „Faust“ handle es sich um die bedeutendste Tragödie des Welttheaters überhaupt. Daher ist es keine Kleinigkeit, wenn ein angesehener Schriftsteller und Dramatiker wie John von Düffel für die aktuelle Koblenzer Produktion in Anlehnung an den alten einen quasi neuen „Lear“ schreibt. Das Ergebnis hatte am Wochenende am Theater Koblenz Premiere, doch trotz kräftigen Beifalls scheiden sich daran die Geister.

Zur Premierenkritik hier
4500 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent


10.09.2017

In eigener Sache:
Es hat Anfragen gegeben, warum ich in jüngerer Zeit so „schreibfaul“ geworden sei und nur hier nur noch neue Texte von mir für andere Medien anzeige. Liebe Freunde und geschätzte Leut‘. Ich bin gesund und guter Dinge, aber wat mutt, dat mutt: Ich muss Zeitreserven mobilisieren und die Konzentration stärken. Denn neben den laufenden kulturjournalistischen Vertragspflichten für diverse Medien ist ein dicker Sonderbrocken zu bewältigen: Mein Buchmanuskript über die jetzt 210-jährige Geschichte des Koblenzer Musik-Instituts muss um den Jahreswechsel herum fertig sein. Deshalb reduziere ich meine Aktivitäten auf dieser website – vorerst bis Jahresende – auf ein Minimum. Um Verständnis sei gebeten.


08.09.2017

Weiterer Beitrag zur Archäologie-Serie der Rhein-Zeitung. Diesmal geht es um das auch in Deutschland verbreitete Unwesen der illegalen Raubgräberei. Bei ihrer Schatzsuche zerstören Dilettanten und/oder Kriminelle häufig unwiederbringlich, was für die archäologische Forschung über unsere Geschichte mindestens ebenso bedeutend ist wie die Artefakte selbst: den Befund – also das ganze „Drumherum“ an der Fundstelle. Ich behandle dieses Problem am Beispiel des 2014 einem pfälzischen Raubgräber entwundenen spätrömischen „Barbarenschatz von Rülzheim“.

Zum Artikel „Tatort Pfälzerwald“
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04.09.2017

So ist es Tradition am Theater Koblenz seit nunmehr 30 Jahren: Noch vor Beginn der jeweils neuen Spielzeit lädt das Haus in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis des Theaters zur „Kostprobe“. Im Verlauf eines opulenten Abends kommen erstmals ausgewählte Momente der neuen Produktionen ans Licht der Öffentlichkeit. Man will den treuesten Kern des Publikums mit Appetithappen neugierig machen auf das, was kommt.

Mein Bericht vom „Kostprobe“-Abend
3900 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent


02.09.2017

Mein jüngster Beitrag zur Archäologieserie „vorZeiten“ der Rhein-Zeitung führt bis zu 170 000 Jahre zurück und ins Lager einer Neandertaler-Gruppe im Krater eines erloschenen Osteifelvulkans. Es ist Jagdtag, denn durch die Kaltsteppe unterhalb des Vulkans zieht ein Herde Wollnashörner. Hier die Geschichte einer solchen Jagd, abgeleitet aus archäologischen Funden in dieser Eifelregion nahe Koblenz.

Mit Neandertalern auf Nashornjagd in der Eifel
5400 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent


Andreas Pecht

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