Letzter Akt beim Rückbau der Orchesterreform Rheinland-Pfalz
ape. Es könnte der letzte Akt eines Musikdramas sein, für das sich 2003 in Rheinland-Pfalz der Vorhang hob: Das Philharmonische Staatsorchester Mainz soll wieder ins Staatstheater Mainz integriert werden. Eine finale Rolle rückwärts also in der rheinland-pfälzischen Kulturpolitik. Denn sollte dieses Vorhaben, wie jüngst avisiert, bis Anfang 2019 umgesetzt sein, wäre damit der Rückbau einer vor fast 15 Jahren vom damaligen Kulturminister Jürgen Zöllner durchgedrückten Strukturreform für die drei Landesorchester weitgehend abgeschlossen. Seinerzeit war das Mainzer Orchester aus dem Theater ausgegliedert worden – um es mit den Staatsorchestern in Ludwigshafen und Koblenz in eine neue Kooperationsstruktur einzufügen. Diese zielte im Sinne eines Sparkurses ab auf deutliche personelle Verkleinerung der Klangkörper und Nutzung vermeintlicher Synergien bei engerer Zusammenarbeit.
Die Strukturreform hatte 2003/2004 vor allem in Mainz und Koblenz stürmische Entrüstung bei Musikern, Musikfreunden und in der breiten Öffentlichkeit hervorgerufen. Allein in Koblenz wurden bei zahlreichen Protestkonzerten und anderen Aktionen auch auf Straßen und Plätzen der Stadt rund 60 000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Inzwischen ist die umstrittene Reform größtenteils Geschichte: Die ursprünglich angedachte Generalintendanz für alle drei Orchester kam nie zustande; eine Doppelintendanz Ludwigshafen/Koblenz schuf vor allem böses Blut und blieb Episode; die permanenten wechselseitigen Aufhilfsdienste von Musikern der drei Standorte erwiesen sich als wenig praktikabel und letztlich teuer.
Die Orchester in Ludwigshafen und Koblenz haben längst wieder ihre eigenen Intendanten und arbeiten unabhängig voneinander. Mit der Re-Fusion von Mainzer Staatstheater und Philharmonischem Staatsorchester wäre dann auch in der Landeshauptstadt der Status quo ante wieder hergestellt. Obwohl die Trennung 2004 dort etliche Doppelstrukturen hervorgebracht hat, soll die Wiedervereinigung nach Einlassungen von Staatstheaterintendant Markus Müller und Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro sowohl „kostenneutral“ wie auch ohne Stellenabbau vonstatten gehen. Damit wäre dann das ebenso unsinnige wie überflüssige Kapitel „rheinland-pfälzische Orchesterstrukturreform“ abgeschlossen – bis auf einen Aspekt: Es hat zumindest das Staatsorchester Rheinische Philharmonie in Koblenz seine vorherige Kopfstärke noch nicht wieder erreicht.
Andreas Pecht