Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits – im Monat Januar 2019

29.01.2019

Nein, ich schrieb noch nie gerne „Verrisse“. Der letzte liegt schon eine ganze Weile zurück. Lieber wäge ich – je älter umso mehr – bei Bühneninzenierungen, Konzerten, Büchern besser und schlechter gelungene Momente gegeneinander ab. Manchmal aber geht es nicht anders, da muss die Kritikerfeder einfach giftig zustechen. Wie jetzt hinsichtlich der Wiesbadener Inszenierung von Shakespeares „Was ihr wollt“. Denn da saß ich zähneknirschend in der Premiere, musste 140 Minuten fassungslos zusehen, wie diese sprachlich und psychologisch eigentlich so wunderbar gewobene Komödie zum krachledernen Lachevent kaputt gespielt wurde.

Meine Premierenkritik
(4000 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)


28.01.2019

Mit kräftigem, herzlichem Applaus nebst etlichen Bravorufen endet das sechste Anrechtskonzert des Musik-Instituts in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle. Der Zuspruch gilt dem jetzt zweiten Gastauftritt des Beethoven Orchesters Bonn unter dem Dirigat seines neuen Generalmusikdirektors Dirk Kaftan. Der 48-Jährige hat im Herbst 2017 die Leitung des Bonner Klangkörpers übernommen – zeitgleich mit dem Amtsantritt des 45-jährigen Garry Walker als Chefdirigent der Rheinischen Philharmonie in Koblenz. Solist des Abends war der Oboist Albrecht Mayer, einer der besten in seinem Fach weltweit.

Meine Konzertbesprechung
(3900 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)


26.01.2019

Kuddelmuddel diesmal mit meiner Monatskolumne „Quergedanken“. Die Gesamtauflage des mittelrheinischen Magazins „Kulturinfo“ für den Februar ist gedruckt, da kriegt der Herausgeber schier den Herzkasper, denn: Auf Seite 2 stehen statt der neuen „Quergedanken“ nochmal die alten vom Vormonat. Wie kann das passieren? Wo Menschen zugange sind, gibt es nichts, was es nicht gibt.  Jüngst hat ein Börsenhändler wegen eines Fingerzitterns per falschem Knopfdruck mal eben 40 Milliarden Dollar in den Orkus geschickt. Man sah auch schon Bundeskanzler die TV- Neujahrsansprache des Vorjahres halten. Und selbst so manche angesehene Zeitung hatte  angelegentlich verstaubte Seiten druckfrisch erneut im Blatt.

Ausnahmsweise ist der Autor völlig unschuldig an dem Malheur – darf sich deshalb von Herausgeber und Grafiker zum Schmerzensumtrunk eingeladen sehen. Was nun? Die richtige, also aktuelle Kolumne wird jetzt über die online-Ausgabe des Kulturinfo und meine eigenen Netzkanäle (s.u.) verbreitet. Gedruckt erscheint sie erst in der März-Ausgabe. Die kommt dann gerade noch rechtzeitig zum Schwerdonnerstag heraus – was passt , da es in diesen „Quergedanken“ um Narretei-Geschichte geht.

Quergedanken Nr. 168
Mit Schmackes: Hellolaulaaf!


21.01.2019

Habe mir sämtliche Argumente allüberall gegen Tempolimit betrachtet und darüber nachgedacht. Komme zu dem Ergebnis, dass schlussendlich nur ein einziges Argument übrig bleibt, dass sich nicht sachlich widerlegen lässt, sondern nach einer Prioritätenentscheidung verlangt: „Ich will schnell fahren (dürfen).“

Es wird einige Millionen Autofahrer geben, für die dieses Bedürfnis herausragende Bedeutung hat. Unter ihnen wiederum dürfte es etliche geben, denen Klimawandel völlig wurscht ist oder die ihn leugnen. Mit solchen Zeitgenossen ist eine Diskussion über Tempolimit sinnlos. Unter den Tempolimitgegnern gibt es aber wahrscheinlich noch viel mehr, die den Klimawandel doch für ein ernstes Problem halten. Und mit diesen lohnt die Diskussion um eine Prioritätenentscheidung.

Wobei dann alle Diskutanten sich vor Augen halten sollten: Tempolimit und Verkehr sind nur eine von sehr vielen Stellschrauben an all denen wir werden drehen müssen, um für uns, vor allem aber für unsere Kinder und Enkel eine lebenswerte Lebenssphäre in den Städten und auf dem Land wieder zu herzustellen bzw. zu erhalten.


19.01.2019

Kopfschütteln bei der gemütlichen Zeitungslektüre am Samstagmorgen. In Deutschland ist eine neue Tempolimit-Diskussion ausgebrochen – die neunte seit den Ölkrisen der 1970er. Während seither fast alle Länder Europas, ja rund um die Welt vernünftigerweise ihr Autobahntempo auf 90 bis 130 km/h begrenzt haben, erhebt sich hierzulande sofort wieder mit den immergleichen unsinnigen Argumenten das immergleiche Gezeter dagegen. Muss sich da noch jemand wundern, dass unsere Kinder am Willen der Erwachsenen zum Erhalt eines auch für sie noch lebenswerten Planeten (ver)zweifeln und zornig auf die Straßen ziehen? Sie sehen doch, dass es mit dem Klimaschutz nichts werden kann, wenn die Alten nichtmal so eine läppische, simple, obendrein kostensparende und Verkehrsopferzahlen reduzierende Tempobegrenzung auf 130 km/h hinkriegen.


18.01.2019

Die Bundesrepublik Deutschland wird im Januar 2020 bei der Unesco den Antrag einreichen, die Schum-Stätten von Speyer, Worms und Mainz in die Weltkulturerbe-Liste aufzunehmen. Dies ist der seit 2006 verfolgte Plan, an den sich in Rheinland-Pfalz große Hoffnungen knüpfen auf Anerkennung seiner ältesten und bedeutendsten Relikte jüdischen Lebens als Welterbe. Im Landesmuseum Mainz präsentierten jetzt Wissenschaftler und Landesvertreter den Stand der Vorbereitungen ein Jahr vor Antragstellung.

Mein Bericht
(4800 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)


16.01.2019

Weil die Sonne in die Schreibstube scheint, habe ich eben mal die Nase rausgestreckt und staune nicht schlecht: Die Vögel machen Konzert als sei Ende März; quer über die Wiese und in allen Außentöpfen recken Krokusse und anderes Pflanzengezücht reichlich mit Macht die Hälse aus der Erde. Es riecht nach Frühling, das ist schön. Aber es riecht auch etwas falsch – jetzt, Mitte Januar.


14.01.2019

In Mainz hatte jetzt eine Bühnenfassung von Hans Falladas Roman „Kleiner Mann – was nun?“ Premiere. Damit thematisiert das dortige Staatstheater ein wesentliches Moment der aktuellen gesellschaftspolitischen Verwerfungen: die Angst der Mittelschicht vor sozialem Absturz. Die Inszenierung von Alexander Nerlich nimmt sich immerhin drei Stunden und 15 Minuten Zeit, nicht nur den während der Wirtschaftskrise zum Ende der Weimarer Republik spielenden Hauptstrang der Handlung nachvollziehbar in Szene zu setzen. Besonderes Augenmerk gilt einigen (kapitalistischen) Mechanismen, die alle Bemühungen des Johannes Pinneberg und seiner Frau Lämmchen um bescheidenes Lebensglück aushebeln. Ein langer Abend, der jedoch nie langweilig wird.

Meine Premierenbesprechung
(4200 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)


11.01.2019

Es sagt sich vom derzeit schneearmen bis schneelosen Westen und Norden Deutschlands aus leicht: „Es ist Winter, da gibt’s halt Schnee. Was also soll die Aufregung da mit Bayern und Österreich?“ Wenn du nicht mehr zur Arbeit kommst und die Kinder es nicht mehr zur Schule schaffen, wenn auf deinem Hausdach 150 oder mehr Zentimeter Schnee liegen und es knirscht im Gebälk, wenn dein Landratsamt den Notstand ausruft und sogar die Armee zum Schneeräumen anrückt … Dann, ja dann sieht die Sache anders aus. Und: Den jetzt Betroffenen wird der Hinweis „die sind viel Schnee doch gewohnt“ so wenig gerecht, wie ein entsprechender Hinweis bezüglich Hochwasser den Anwohnern an Rhein, Mosel und Co gerecht würde, wenn die sich mit einer überdurchschnittlich starken Flut herumschlagen müssten.


09.01.2019

Nachdenken. Ich versuche, mir vorzustellen, wie das ist: Du hast einige zehntausend Follower auf Facebook und Twitter, die dich jedesmal, sobald du irgendeinen Pups loslässt, sofort gleichermaßen mit Jubel überschütten, mit Kommentaren eindecken, mit Shitstürmen heimsuchen. Der Politiker Robert Habeck fragte sich nun: Was macht das mit mir?

Anmerkung zum Rückzug von Habeck aus Facebook und Twitter
(freier Lesetext)


02.01.2019

Nunmehr zum 20. Mal das erste Lebenszeichen von mir jeweils am Jahresbeginn: Mein ganzseitiges Neujahrsessay, publiziert von der Rhein-Zeitung traditionell am ersten Werktag des neuen Jahres auf einer Seite „Kultur extra“. Heuer ist das Thema „Heimat“ und das schon mehr als 150 Jahre andauernde Ringen um die Deutungshoheit über den Heimatbegriff zentraler Gegenstand der Betrachtung.

 Heimat – Das ewige Sehnen nach Geborgenheit. Nichts hat unsere Lebensweise so verändert wie der „Fortschritt“
(12100 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)

Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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