ape. Natürlich habe ich im zurückliegenden Jahr aufmerksam verfolgt, was über Greta Thunberg gesagt/publiziert wurde und was sie selbst gesagt hat. Das, obwohl ich die (ja: kluge und für ihr Engagement bewundernswerte) junge Frau nicht für die Anführerin, erst recht nicht für die Ursache der Klimaschutzbewegung halte. Allenfalls darf sie als Zündfunke und Ansporn eines Jugendprotestes gelten, der angesichts der objektiven Klimaentwicklung eher früher als später ohnehin losgebrochen wäre.
Bei genauerer Betrachtung muss man feststellen: Es gibt auf breiter Front eine tiefe Kluft zwischen dem Sprechen über Thunberg und ihrem eigenen Reden/Tun. Was sie selbst äußert, läuft stets, ständig und überall auf diese Kernaussagen hinaus: „Hört auf die Wissenschaft. Setzt endlich um, was ihr im Pariser Klimaabkommen selbst beschlossen habt; es wird nicht genügen, aber es ist das Mindeste.“ Und immer wieder sagt sie in jüngerer Zeit (sinngemäß): „Ich bin nicht das Thema, will es gar nicht sein; der Klimawandel ist das Thema.“
In den Medien und im öffentlichen Disput (der Erwachsenen) allerdings sehen wird das genaue Gegenteil. Meist wird die Person Greta Thunberg als „das kranke Mädchen“, „die verrückte Zopfziege“, „die Heldin, „die Heilige“, „die Marionette“ zum Primärthema gemacht. Je intensiver das geschieht – egal, ob wohlwollend, ablehnend oder hasserfüllt – umso mehr rutscht das eigentliche Sachthema und seine wissenschaftliche Faktengrundierung in den Hintergrund. Umso mehr wird die Notwendigkeit klimaschützerischen Handelns zwischen den Mühlsteinen aufgeregten, aber belanglosen Geschwätzes über eine Persönlichkeit zerrieben, die weder Verehrung noch Mitleid will, sondern immer auf „zur Sache!“ pocht.
Andreas Pecht