Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im November 2019

30.11.2019

4. FFF-Weltaktionstag gestern (29.11.), schneller Netzrundblick und dabei gefundene Zahlen (aktualisierter Stand 30.11., 10 Uhr):
Manifestationen weltweit in 2400 Städten in 158 Ländern. Australien (ingesamt 300 000 Teilnehmer); Deutschland (630 000 Teilnehmer…

Städte in Deutschland: Berlin (60 000), München (unklar, 17 000 bis 33 000), Hamburg (50 000), Hannover (40 000), Köln (14 000), Heidelberg (10 000), Stuttgart (10 000), Kiel (9000), Freiburg (9000), Bremen (8000), Darmstadt (8000), Münster (8000), Tübingen (8000), Leipzig (7500), Düsseldorf (7000), Saarbrücken (7000), Karlsruhe (6000), Dresden (6000), Kassel (5000), Essen (5000), Göttingen (4000), Bielefeld (3500), Bonn (3000), Mannheim (3000) …

Städte/Städtchen in Rheinland-Pfalz: Mainz (2500+), Landau (1200), Koblenz (laut Polizei 900, nach meiner Schätzung 1400+), Sinzig (150), Simmern (100), Idar-Oberstein (100), Montabauer (70), Andernach (erstmals, 100+), Altenkirchen (350), Bad Kreuznach (350) …

Städte im EU-Ausland: Rom (20 000), Wien (18 000), Linz (4000), Bregenz (1500) ….


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28.11.2019

Morgen (Freitag 29.11., also eine Woche vor Beginn der Weltklimakonferenz in Madrid) ist wieder ein Tag zum Demonstrieren – 4. Weltaktionstag von Fridays for Future. Und zwar eigentlich für alle, die angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnisstände sowie inzwischen eigenen Augenscheins begriffen haben: Der menschengemachte Klimawandel verschlechtert die Lebensbedingungen der gesamten Menschheit gravierend. Und: Das Zeitfenster ist klein, dieses Problem vor allem durch entschlossenes staatspolitisches Handeln noch halbwegs einzuhegen. Hierzulande findet morgen jede/r in leicht erreichbarer Nähe einen Demo-/Kundgebungsort (für Rheinland-Pfalz siehe Eintrag vom 27.11.)

Es komme nun, bittschön, kein Klimawandelleugner, -apathiker, -verdränger, -verharmloser und erkläre zum x-ten Mal, dass Klimaschutz-Demos und/oder Klimaschutzpolitik sinnlos seien, solange China und die USA beim Klimaschutz nicht mitmachen. Denn: Je größer, ernsthafter, standhafter die über den Globus verteilten FFF-Manifestationen ausfallen, umso eher verbreitet sich die Aufmerksamkeit für das Klimawandelproblem, umso stärker die Ermutigung klimabewusster Minderheiten anderwärts, umso größer der Druck auf die Regierungen hier und überall, sich der Sache mit gebotenem Ernst anzunehmen. Trump mag sich einen Scheiß um die Demos kümmern, für die Auseinandersetzung in der US-amerikanische Öffentlichkeit, für viele dortige Bundesstaaten und Kommunen sind sie dennoch wertvoller Rückenwind.


27.11.2019

Gemeldet waren bis eben (27.11., früher Morgen) für Deutschland Streiks/Aktionen/Demos im Rahmen des FFF-Weltaktionstages am 29.11. in rund 500 Orten. Nachfolgend, welche Aktionsansagen ich für Rheinland-Pfalz gefunden habe (alphabetisch nach Orten):

Altenkirchen, 15:00 Uhr, Schlossplatz / Alzey, 12:30 Uhr, Rossmarkt / Andernach, 11:40 Uhr, Schulzentrum / Bad Kreuznach, 11:30 Uhr, Bahnhof / Bernkastel-Kues, 13:15 Uhr, Busparkplatz – Schulzentrum / Bingen am Rhein, 13:15 Uhr, Bürgermeister-Neff-Platz / Frankenthal, 13:00 Uhr, Röntgenplatz / Grünstadt, 15:00 Uhr, Hbf / Idar-Oberstein, 12:00 Uhr, Stadthaus – Marktplatz / Kaiserslautern, 11:30 Uhr, Hbf / Kirchheimbolanden, 10:30 Uhr, Parkplatz KiboBad / Koblenz, 11:55 Uhr, Hbf / Mainz, 12:00 Uhr, Ernst Ludwig Platz / Montabaur 12:15 am BBS Kreisel / Neustadt an der Weinstraße, 13:00 Uhr, Rathausmarkt / Pirmasens, 10:00 Uhr, Hbf / Prüm, 10:00 Uhr, Hahnplatz / Sinzig, 16:00 Uhr, Jahnwiese / Speyer, 11:00 Uhr, Sankt-Guido-Stiftsplatz / Trier, 10:00 Uhr, Porta Nigra / Worms, 11:30 Uhr, Bahnhof / Zweibrücken, 14:30 Uhr, Herzogplatz (Fahrraddemo)


25.11.2019

Doch ja, ich mag Traditionen. Ein paar zumindest. Am liebsten jene, die alle Jahre wieder gute Laune, gemütliche Plauderrunden nebst ordentlich Speis‘ und Trank in die Bude bringen. Und bei denen ich sicher sein kann, dass sie auch diesmal so angenehm ablaufen wie in vielen Vorjahren. Jahreszeitlich angemessen, in meiner Monatskolumne „Quergedanken“ ein paar launige Anwerkungen zum Fest der Besinnlichkeit unter der Überschrift „Gretchenfrage: Wie hältst du es mit Weihnachten?“


24.11.2019

Ein recht musikalisches Wochenende liegt hinter mir. Am Freitag Kritikerdienst beim 4. Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz mit dem Beethoven Orchester Bonn unter GMD Dirk Kaftan als Gast. Auf dem Prgramm standen Brahms‘ „Tragische Ouvertüre“ op.81, Dvoraks 7. Sinfonie sowie – als besondere Herausforderung für Musiker und Publikum – Alban Bergs Violinkonzert (Solistin: Alina Pogostkina). Am Samstag durfte ich dann in Lahnstein ganz privat das 10. Lulo Reinhardt Gitarrenfestival genießen. Und ich muss sagen: Was vier Gitarristen (plus Percussionist Uli Krämer) aus sehr unterschiedlichen Stilschulen solistisch oder in wechselndem Zusammenspiel da zauberten, war nach Virtuosität, Kreativität und Kunstsinnigkeit erste Sahne. Gezaubert haben Lulo Rheinhardt, Lula Galvao (Brasilien), Marek Pasieczny (Polen) und Daniel Stelter (Deutschland).

Meine Besprechung des Koblenzer Anrechtskonzerts (3900 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)


19.11.2019

Irgendjemand hat für heute (19.11.) den „Internationalen Männertag“ ausgerufen. So lese ich in der Zeitung und dazu einen Artikel, der mich unendlich müde macht. Weil: Er wirft wieder einmal Fragen auf, die ich bereits in jungen Jahren, also vor fast einem halben Jahrhundert, zumindest im Grundsatz für beantwortet hielt. Anmerkung zum „Männertag“ (hier)


18.11.2019

Ein kleines Verzählche über meinem ersten (und letzten) Besuch in einem Factory/Fashion Outlet Center (FOC). Freier Lesetext (hier)

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Es geschieht Seltsames auf der Bühne des Bonner Schauspielhauses in Bad Godesberg. Zwei Schauspieler treten auf, aber sie spielen nicht, tragen stattdessen den ganzen Abend nur einen literarischen Text vor. Bald kommt ein fünfköpfiges Ensemble hinzu, das eine Geschichte szenisch darstellt, dabei aber die gesamten eindreiviertel Aufführungsstunden kein einziges Wort spricht. Gegeben wird derart Heinrich von Kleists „Die Marquise von O.“, eine Novelle aus dem Jahr 1808. Meine Inszenierungskritik (3700 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)


17.11.2019

Die permanente Primärfixierung des Medienbetriebes auf die Frage der Kanzlerkandidatur – ob bei Grünen, Union oder SPD – ist schon fast krankhaft. Und sie ist im Kern unpolitisch. Wir sind gerade mal in der Halbzeit der Legislatur, aber selbst geschätzte Politkollegen von ARD, ZDF und gewichtigen Zeitungen betrachten Parteitage vielfach vor allem unter dem Aspekt der Kanzlerkandidatur in zwei Jahren. Das kann es nicht sein, zumal zum jetzigen Zeitpunkt eben noch nicht klar ist, wofür, für welche Linie und Politik einzelne Köpfe tatsächlich stehen (bei Union und SPD im Augenblick noch deutlich weniger als bei den Grünen).


16.11.2019

Lebhaftes Getriebe am Vogelhäuschen, das ich im vergangenen Winter für die gefiederte Nachbarschaft baute. Spatzen, Meisen, Finken zuhauf, dazwischen mal eine Amsel. Erschrocken flattern alle davon, sobald sich die große Elster nähert. Dann ist für ein paar Minuten Ruhe am überdachten Trog im Busch der Felsenbirne. Sie ist wählerisch, die Bagage. Man speist nur Sonnenblumenkerne, Weizen und anderes Körnerzeug bleibt liegen.


13.11.2019

Leseempfehlungen zum Thema Klimawandel (aktuell neue Texte)

> Brown-to-Green-Report:  Industrieländer treiben die Welt Richtung drei Grad Erwärmung

> Permafrostregion setzt mehr und mehr CO2 frei (neue Überblickstudie des Deutschen GeoForschungsZentrums)

> „Bundespräsident warnt Klima-Aktivisten davor, die Demokratie schlechtzureden. Er warnt die Falschen.“ (Leitartikel „Zeit“)


11.11.2019

Schwermut und Schicksalhaftigkeit, Pathos und bisweilen volkstümlich schäumende Tanzlust: Russisches Programm beim 3. Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz. Daniel Raiskin, vormals über zehn Jahre Chefdirigent des Staatsorchesters Rheinischen Philharmonie, hat es quasi aus seiner Herkunftsheimat mitgebracht. Herzlich wird er als alter Bekannter vom Publikum in der Rhein-Mosel-Halle zum Gastdirigat begrüßt – und wie auch Cellosolist Benedict Kloeckner nachher mit starkem Applaus honoriert.

Meine Konzertbesprechung (3800 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)


10.11.2019

Große Freude. Eine Tänzerin, deren Anfänge und Entwicklung ich über Jahre beim damaligen ballettmainz von Martin Schläpfer beobachten durfte, hat den Theaterpreis Faust 2019 als beste Darstellerin Tanz bekommen: Marlucia do Amaral wurde für ihre Odette in Schläpfers „Schwanensee“ an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg ausgezeichnet. 1,58 klein, von etwas gedrungenem, kraftvollem Körperbau entspricht Marlucia so gar nicht dem klassischen Ideal einer Ballerina. Gleichwohl ist sie eine Künstlerin geworden, bei der tanztechnisches Können von höchsten Graden und ein unverwechselbares Charisma aus Sinnlichkeit, fraulichem Selbstbewusstsein und Sensibilität miteinander verschmelzen. Glückwunsch. (Foto: Gert Weigel)


09.11.2019

Mein Kommentar in der Printausgabe der heutigen Rhein-Zeitung anlässlich Kramp-Karrenbauers Vorstoß zur erweiterten Militarisierung der deutschen Außenpolitik. Freier Lesetext hier


08.11.2019

Kleine Bitte um Beachtung: Es heißt und schreibt sich POGROM, nicht Progrom. Danke.


06.11.2019

Das ist ein erstaunliches Phänomen, hatte ich so nicht erwartet und kann ich mir auch noch nicht schlüssig erklären: Die recht solide sozioökonomische Studie „Glücksatlas“ Deutschland hat für 2019 bei den Befragten einen sehr hohen Level der Zufriedenheit mit den persönlichen Lebens-, Familien- und Arbeitsituationen festgestellt. In den Ost-Bundesländern fällt er so hoch aus wie noch nie (erfragt seit 30 Jahren). Im Widerspruch dazu wird – gefühlt – der allgemeine Diskurs und vor allem die Auseinandersetzung im Netz von Ängsten, Vorbehalten, Geschimpfe, Hass- und Gewaltneigung dominiert. Auch wenn Durchschnittswerte immer ein fragwürdige Angelegenheit sind, weil sie – wie zB beim Durchschnittseinkommen – die prekären Ränder unten wie oben unsichtbar machen, so bleibt vor allem mit Blick auf die mehrjährige Tendenz doch ein eigentümlicher Widerspruch zwischen privat gefühlter und öffentlicher Stimmung.


05.11.2019

Auszug aus einem Artikel von „Graslutscher“ mit interessanten Fakteninfos: „Die Bild titelte letzte Woche „Grausam! Kinder in Afrika müssen für E-Autos schuften“. Ja, Kinderarbeit ist ziemlicher Mist, sie interessiert diese Typen aber nur, wenn es um E-Autos geht. Zwischen 2005 und 2017 wurden weltweit 1,5 Millionen Tonnen Kobalt gefördert, zum Großteil aus dem Kongo. Davon werden erst seit Kurzem ungefähr fünf Prozent in E-Autos verwendet (gab es vorher ja kaum). Die anderen 95%? Sind den Bild-Leuten seit 14 Jahren scheißegal.
Mit denen haben wir Magnete hergestellt, irgendwelchen Plunder blau gefärbt, Metalle gehärtet und Diesel-Kraftstoffe (!!!) entschwefelt….“ . Ganzer Text hier (bitte unbedingt auch den Nachtrag beachten) .

***

Notiert man sich über Monate hinweg, welche gravierenden Probleme in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft diskutiert werden, so kommt eine lange Liste zusammen, die für Deutschland eine zentrale Schnittmenge aufweist: Personalmangel in fast allen Bereichen. Nach meinen Notizen sollen insbesondere fehlen: Ingenieure, IT-Spezialisten, Facharbeiter, Handwerker beinahe jedweder Zunft, Erzieher, Lehrer, Personal in der Alten- und Krankenpflege, Ärzte (vor allem auf dem Land), Psychologen/Psychiater, Sozialarbeiter Polizisten, Soldaten, Lokführer, Busfahrer, LKW-Fahrer, Forstarbeiter, Richter/Justizpersonal und etliche mehr. Die Fehlbestände lassen sich bis dato nur zum geringeren Teil aus dem demographischen Wandel erklären. Weshalb m.E. zu fragen wäre: a) Was ist bei der Nachwuchs-Heranbildung in den letzten drei Jahrzehnten falsch gelaufen? b) Warum sind manche Berufe so unattraktiv? c) Was gedenken die Verantwortlichen gegen den Missstand zu tun?


02.11.2019

Jesses Marie! Normalerweise geht mir die Fußballbundesliga ja am Allerwertesten vorbei. Aber der aktuelle Ausnahmezustand in Rhein-Main weckt dann doch mein Interesse: Eintracht Frankfurt zerlegt Bayern München mit 5 : 1, RB Leipzig zerpflückt Mainz 05 mit 8 : 0. Kreuzdonnerwetter, was haben die da geraucht, das den Rechtsrheinischen einen Highhype, den Linksrheinischen einen Horrortrip bescherte?


01.11.2019

Hier stehe ich und kann nicht anders als dies zu sagen: Die „Vaterlandsliebe“ der Nationalisten ist das ärgste Verbrechen, das einer Heimat angetan werden kann.


31.10.2019

Vor wohl an 100 Zuhörern hielt ich gestern im Landesmuseum Koblenz – wahrscheinlich letztmals in Rheinland-Pfalz – meinen vergleichenden Vortrag über Karl Marx und Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Das scheint mir nun ein guter Zeitpunkt, das jüngste und ausführlichste Redemanuskript interessierten Lesern zugänglich zu machen (s.u.). Der Vortrag gestern dauerte gut 75 Minuten, entsprechend Zeit braucht auch die Lektüre.

Zum Vortragsmanuskript hier


Andreas Pecht

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