29.02.2020
Am morgigen 1. März beginnt der meteorologische Frühling. Der ist per Definition eigentlich an den biologischen Frühling geknüpft. Letzterer allerdings hat heuer, klimatisch gefühlt und phänomenologisch beobachtet, bereits im Januar angefangen. Nach objektiven Messdaten sieht die Bilanz für den Winter 2019/20 so aus (Quelle: Dt. Wetterdienst): „In dieser Saison haben wir einen Totalausfall des Winters erlebt.“ Sein Temperaturdurchschnitt lag in Deutschland bei 4,1 Grad. Zum Vergleich: Der langjährige Mittelwert betrug 0,9 Grad. Der Winter 2019/20 war der zweitwärmste seit Messbeginn anno 1881. Er reiht sich damit nahtlos ein in die seit rund drei Jahrzehnten anhaltende Durchschnittstendenz zu temperaturmäßig immer milderen Wintern.
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“Die Wiederbelebung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts, die Verherrlichung des nationalsozialistischen Herrschaftssystems sowie rassistische und antisemitische Aktivitäten nicht zuzulassen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt und Verantwortung jedes Einzelnen”, lautet der neue Paragraph 37a der Landesverfassung von Sachsen-Anhalt. Diese Verfassungserweiterung ist zustande gekommen durch die Kooperation der CDU-geführten Regierungsfraktionen mit der Linken. Die AfD war dagegen.
27.02.2020
Just auf seine letzten Tage meint der bis dato ausgefallene Winter 19/20, sich großmäulig ins altvordere Traditionskostüm werfen zu müssen zwecks Show-Winter. Frau Holle schmeißt hier im Unterwesterwald tonnenweise Schneeflocken vom Himmel, die sich ringsumher als nasse Pampe niederlassen.
25.02.2020
Es gibt bei jeder Wahl kleine Ecken mit Ergebnissen, die sind so speziell, dass einem schier die Kaffeetasse aus der Hand fällt. Bei der Hamburg-Wahl etwa verzeichnete ein Wahllokal in St. Pauli folgendes Resultat: Grüne 34,2 %, Linke 28,3 %, SPD 20,0%, Die Partei 8,1 %, CDU 1,9%, FDP 1,8%, AfD 0,0%. Weniger speziell, dafür umso interessanter: In HH kam die AfD bei den weiblichen Wählern auf nur 3%;, ebenfalls nur 3% erzielte sie bei den jungen Wähler von 18 bis 29 Jahren.
24.02.2020
Tja, es hat leider nicht ganz hingehauen mit dem AfD-Rauswurf aus der Hamburger Bürgerschaft. Auch ist der Rückgang des prozentualen Stimmanteils der rechtsradikalen Partei von -0,8% geringer als erhofft und in der ersten Hochrechnung angezeigt. Das ist bedauerlich, weil es – zumal nach Erfurt und Hanau – vor allem signalisiert: In der AfD-Klientel ist der Anteil des Korns sehr klein, das durch Zureden, Aufklärung, Erkenntnis von der Spreu zu trennen wäre. Offenkundig hängt das Gros dieser Leute ziemlich gefestigten antidemokratischen, rassistischen, asozialen, inhumanen, faschistoiden bis faschistischen Grundhaltungen an.
> Mein Kommentar am Tag danach
23.02.2020
Rund 2500 Jahre alt, griechisch-antik, düstere Geschichte über Morde an Gatten, Kindern, Mutter, über nicht enden wollende Blutrache und das miese Spiel der Götter mit den Schwachheiten des Menschengeschlechts. Die Rede ist von der Trilogie „Orestie“, einem Nachspiel zum Trojanischen Krieg aus der Feder des Aischylos. Eine uralte Tragödie, die gleichwohl Theaterschaffende bis zum heutigen Tag umtreibt. Fürs große Frankfurter Schauspielhaus hat nun Jan-Christoph Gockel, Hausregisseur am Staatstheater Mainz, das Stück als Multimedia-Inszenierung zubereitet – teils tief berührend, teils hochinteressant, teils arg irritierend.
> Meine Premierenkritik (4200 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
22.02.2020
Meine aktuelle Monatskolumne „Quergedanken“ Nr. 180 beginnt folgendermaßen: Freund Walter hat soeben den Winter 2019/2020 für beendet erklärt. Genau sagte er: „Ist ausgefallen, hat nicht stattgefunden. Wie schon der letztjährige. Jedenfalls, aber keineswegs nur, in unseren südwestdeutsch-rheinischen Breiten.“ Dieser Text entsteht Mitte Februar, weshalb ich einwende: Mal langsam, mein Lieber, da kann noch was kommen. Worauf er die Augenbrauen hochzieht und blafft: „Könnte viel nicht mehr sein, denn Anfang April wird bereits wieder Hochsommer ausbrechen. Falls nicht, trete ich zurück.“ (…)
> Ganzer Artikel unter der Überschrift „Winter ade?“ hier
21.02.2020
Komme eben zurück von der Koblenzer Mahnwache #RassistischeBluttatHanau. Sehr schöne Mischung der 500 bis 700 Teilnehmer (meine Schätzung): Bürger aller Altersklassen hiesiger, türkischer. kurdischer und anderer Herkunft, Koblenzer Sinti & Roma, Delegationen mehrerer örtlicher Karnevals-Korporationen mitsamt Prinz/Prinzessin, viel Jugendliche, Juden, Muslime, Christen, Atheisten … Alle gemeinsam gegen Hass und Faschismus.
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Weiteres zur rassistischen Bluttat von Hanau:
1. Ausgezeichneter Kommentar von Rainald Becker (SWR) in der tagesschau. Glasklar und völlig richtig > Filmmitschnitt hier
2. Treffliche Analyse in der Süddeutschen Zeitung: „Täter wie der Angreifer von Hanau fühlen sich von einer rechtsradikalen Stimmung getragen, die in Deutschland immer weiter um sich greift.“ > freier Lesetext hier
20.02.2020
Schwierig, sehr schwierig: Wie nun umgehen mit Fastnacht/Karneval angesichts der entsetzlichen rassistischen Bluttat von Hanau? Keine Veranstaltung wird die Ereignisse ignorieren können und die wenigsten werden es wollen. Den jetzt verschiedentlich aufgekommenen Gedanken, Fastnacht ganz abzublasen, halte ich persönlich für falsch. Denn ich glaube, man sollte den braunen Verbrechern diesen Triumph nicht bieten und sich von ihnen auch die Lebensfreude nicht rauben lassen. Gleichwohl hat Hanau dem Frohsinn einen Knick verpasst und ist manchem nicht mehr nach Fastnachtsspaß. Weshalb die Entscheidung, feiern oder nicht, eine sehr persönliche ist. Aber ob man nun feiert oder nicht, m.E. kann beides zur Geste des Widerstandes gegen die braune Durchseuchung unserer Gesellschaft werden. Gesicht zeigen – hier, da und dort!
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Schreckliche rassistische Bluttat in Hanau. Großes Entsetzen, große Trauer, große Wut. Der Schoß rechtsradikaler Hetze ist fruchtbar.
18.02.2020
Entgegenkommen (von Hermann Hesse)
Die ewig Unentwegten und Naiven
Ertragen freilich unsre Zweifel nicht.
Flach sei die Welt, erklären sie uns schlicht,
und Faselei die Sage von den Tiefen.
Denn sollt es wirklich andre Dimensionen
Als die zwei guten, altvertrauten geben,
Wie könnte da ein Mensch noch sicher wohnen,
Wie könnte da ein Mensch noch sorglos leben?
Um also einen Frieden zu erreichen,
So lasst uns eine Dimension denn streichen!
Denn sind die Unentwegten ehrlich,
Und ist das Tiefensehen so gefährlich,
Dann ist die dritte Dimension entbehrlich.
17.02.2020
„Fett“ besetzte Rheinische Philharmonie beim britischen Abend im Rahmen der Anrechtskonzerte des Koblenzer Musik-Instituts. Den Stab führte Chefdirigent Garry Walker. Für den Schotten war das Programm mit Edward Elgars Violinkonzert op. 61 (mit Solistin Jennifer Pike) und Ralph Vaughan Williams‘ 2. Sinfonie quasi heimatliche Herzenssache.
> Meine Konzertbesprechung (3800 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
16.02.2020
Zuletzt zogen Rembrandt in Köln und Van Gogh in Frankfurt Besuchermassen an. Seit diesem Wochenende (15./16.02.2020) richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf eine jüngere Kunstströmung. Die Frankfurter Schirn stellt mit 34 Künstlerinnen die lange unterschätzte weibliche Seite des in den 1920ern aufgekommenen Surrealismus vor. Zeitgleich eröffnete im Arp Museum Remagen-Rolandseck ein fulminantes Ausstellungspaket, das die surrealistischen Altmeister Salvador Dalí und Hans Arp gegenüberstellt. Ihnen zur Seite tritt dort mit Jonas Burgert auch ein aktueller Vertreter der bildkünstlerischen Fantastik.
> Meine Besprechung der Ausstellung(en) im Arp Museum (6300 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
15.02.2020
Aug‘ in Aug‘ mit Beethoven – wie Salvador Dalí ihn „malte“ ( = Oktopus aufs Papier gesetzt, der spritze seine Tinte aus, und der Surrealmeister formte daraus mit Händen, Pinsel und Schuhen des Musikgiganten Antlitz). Den Schnappschuss machte Kollegin Barbara Harnischfeger gestern bei der Pressevorbesichtung des an diesem Wochenende im Arp Museum Remagen-Rolandseck eröffnenden sehr starken Ausstellungspakets über die alten Surrealisten Dalí und Hans Arp sowie deren jungen Kollegen Jonas Burgert (*1969).
13.02.2020
Hallo Mainz und nähere Umgebung sowie Theaterfreunde weiter weg! Im Staatstheater der RLP-Landeshauptstadt gibt jetzt es eine Inszenierung, die man gesehen haben muss: Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ in einer 115-minütigen, ebenso gescheiten wie berührenden, wunderbar gespielten, modernen Bearbeitung für die Bühne. „Werther“ anschauen, unbedingt.
> Meine Besprechung (4500 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
12.02.2020
Aktuelles aus der heimischen Natur. Eindringlicher und gescheiter Rat der Forstämter: Auch nach Abzug von Sabine einige Tage NICHT in den Wald gehen! Da hängt noch jede Menge an- und abgebrochenes Holz quasi in der Luft rum, das beim kleinsten Windstoß fallen kann. Im Unterwesterwald hat der Sturm offensichtlich erst während seiner zweiten Phase (Mo > Di) in etliche Gegenden so richtig reingebrezelt.
Ansonsten amtliche Wetterbilanz für Januar 2020 im Westerwaldkreis: Dieser „Hochwinter“-Monat war 3 Grad wärmer als der langjährige Durchschnitt; die Niederschlagsmenge blieb 17% unter normal, Schnee war fast keiner dabei: beinahe die Hälfte des Regens kam an nur zwei Tagen herunter und floss auch entsprechend schnell wieder ab.
11.02.2020
Sind die Volksparteien ein Auslaufmodell? Diese Frage passt trefflich zur Situation im deutschen Februar 2020. Ich hatte sie allerdings schon anno 2008 als Überschrift formuliert für meinen Zeitungskommentar zum Ergebnis der damaligen Landtagswahl in Bayern. Die seinerzeitige Einschätzung passt noch immer. Geirrt habe ich nur in einem Punkt: Ich hatte vor zwölf Jahren das Entstehen einer „bürgerlich-konservativen“ Partei rechts von der Union prognostiziert. Dass es eine tendeziell faschistische Partei werden könnte, lag außerhalb meines Vorstellungsvermögens. > Für Interessierte hier der Artikel von 2008 (freier Lesetext)
10.02.2020
Man möchte schenkelklopfend „Helolaulaaf!“ ausrufen, so närrisch geht es zu bei „Pension Schöller“. Das im 19. Jahrhundert von zwei Mainzer Autoren und Karnevalisten geschriebene Stück ist zwar keine direkt karnevaleske Komödie, aber doch eine rechte Narretei. Das durch drei Verfilmungen berühmt sowie via Milowitsch- und Ohnsorg-Theater zum Bühnen-Evergreen gewordene Lustspiel hat jetzt das Theater Koblenz mit neun „Verrückten“ und einem Klavierspieler zur lauthals belachten und bejubelten Premiere gebracht. > Meine Kritik (4500 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
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AKK will als CDU-Chefin zurücktreten. Das kommt so furchtbar überraschend nun auch nicht. Ich hatte schon vor den thüringer Ereignissen damit gerechnet, dass sie 2020 nicht in der Spitzenposition übersteht. Von allen politischen Abneigungen mal abgesehen: Der Saarländerin fehlt einfach das Format für eine national führende und international gewichtige Rolle.
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„Sabinchen war ein Frauenzimmer gar hold und tugendhaft…“ heißt es in der alten Ballade. Wie das aber so ist mit den Tugenden, es stecken da auch einige Abgründe drin. Weshalb die Nacht hierorts keine der ganz wilden war, gleichwohl recht lebhaft. Und just eben, nach dem Frühstück, geht es nochmal munter zur Sache. // Unsere Dorffeuerwehr musste in der Dunkelheit immerhin viermal ausrücken: Dreimal Straße freisägen, zudem ein davonwirbelndes Verandadach aus Plexiglas einfangen. Was Sabinchen im Wald angestellt hat, ist noch unbekannt. War also das ganze fantasiereiche Vorspiel bloß Fantasma und für die Katz? Hmmm – es fehlte nur ein relativ kleiner Kick, und das holde Frauenzimmer wäre als multipel ekstatische Furie über uns hergefallen.
09.02.2020
So, es ist entschieden. Ich werde nicht den Wagemutigen spielen, sondern altersgemäße Vorsicht walten lassen. Will sagen: Ich bleibe am heutigen Sonntagabend mit meinem Arsch schön daheim und fahre nicht über Westerwald und Taunus zur „Werther“-Premiere am Staatstheater Mainz. Kritikerpflicht und Theaterliebe hin oder her: Der nächtlichen Höllenritte waren in drei Dienstjahrzehnten reichlich, mein Bedarf ist gedeckt, solch Abenteuer muss ich nicht mehr haben. Mag sein, dass der Sturm/Orkan halb so wild wird wie angekündigt. Falls aber doch, erwischt es mich wenigstens im eigenen Bette. Passt auf euch auf die nächsten Stunden.
07.02.2020
Die aktuelle Forsa-Umfrage in Thüringen ist zwar nur ein momentanes Stimmungsbild, signalisiert aber doch, dass sich einige Politstrategen wohl verkalkuliert haben. Rot-Rot-Grün würden demnach bei Neuwahlen in summa um 9% auf 53 % zulegen; davon gingen 6 % allein aufs Konto der Linkspartei, die dann auf 37% käme. Die FDP flöge raus (4%), die CDU würde einen 10%-Absturz auf nur noch 12% einfahren. Und m.E. besonders interessant: Der AfD brächte der ganze von ihr veranstaltete Furor gerade mal marginale 0,6% Stimmzuwachs ein.
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Natürlich wird der Faschistenverein solche und ähnliche Spielchen wie jetzt in Thüringen immer wieder versuchen, das gehört zu seinem Wesen. Ziel/Zweck: Unordnung, Furor, Lächerlichmachen der anderen Parteien und des Parlamentarismus insgesamt, Zersetzung der demokratischen Mehrheitshaltung … Die Frage ist, sind die anderen dumm genug, wiederholt darauf hereinzufallen, und/oder sind sie unentschlossen genug, eine gemeinsame Brandmauer gegen die braune 1/6tel-Partei (in Thüringen 1/4) zu errichten/zu halten.
06.02.2020
Es sollte Neuwahlen geben in Thüringen. Das wäre gut. Man wird dann sehen, wieviele der dortigen Wähler stramm braun sind oder nicht. Denn es kann sich keiner mehr auf „Protestwahl“ oder Unkenntnis herausreden; jeder weiß jetzt, was er da wählt. Und sollte sich herausstellen, dass ein Viertel der Thüringer bereit wären, die Faschisten in den Sattel zu hieven, wird es die verdammte Pflicht aller Demokraten von Schwarz bis Rot sowie der großen zivilgesellschaftichen Mehrheit sein, diesen Leuten unmissverständlich und glaubwürdig vor Augen zu führen: Wir werden euch die freie Republik niemals überlassen. Nie wieder.
05.02.2020
Ad. Affäre Kemmerich/Thüringen: Eine alte deutsche Politiktradition kommt zu neuen Ehren: Die Angst vor Rot (und nun auch Grün) ist bei manchen angeblich Bürgerlichen so groß, dass diese sich am Ende doch lieber mit Braun einlassen.
03.02.2020
Nun denn, Februar also. Da freuen sich, wie ich weiß, auch in diesem Kreis viele Leute vor allem auf Fastnacht/Karneval. Soll sein, selbst ich werde per Television mal hineinschauen, um zu hören, was die Büttenredner über Zeitgeschehen und -geist lästern – und natürlich, um ein gefällig‘ Aug‘ auf die tanzenden Gardemariens zu werfen.
Ansonsten aber schaue ich zwar mit Vorausschwitzen, doch freudig, auf meinen kulturprallen Februarplan: Morgen Frankfurt, um im Städel geschwind noch Herrn van Gogh die Aufwartung zu machen. Am Samstag Theater Koblenz, um „Pension Schöller“ kritisch zu belachen. Tags darauf im Staatstheater Mainz Besuch bei Goethes „Werther“. Nachher folgen: Vorbesichtigung der Ausstellung „Dalí trifft Arp“ im Arp Museum; Staatstheater Wiesbaden „Romulus der Große“ von Dürrenmatt; Schauspiel Frankfurt „Orestie“; Theater Bonn mit Shakespeares „King Lear“; und zum Monatsschluss nochmal Mainz mit Tschechows „Drei Schwestern“. Dann wollen wir mal.
02.02.2020
Seit Wochen kreischen aus dem nahen Wald von Montag bis Freitag und Sonnenauf- bis Sonnenuntergang die Motorsägen. Oft kann man selbst noch zu fortgeschrittener Nachtstunde auch die schweren Harvester-Holzernter hören und/oder ihre Flutscheinwerfer durchs Dunkel schneiden sehen. Allein in fußläufiger 60-Minuten-Umgebung hier im Unterwesterwald vor meiner Haustür habe ich beim gestrigen Waldgang ein halbes Dutzend großer, soeben wegen Noteinschlags fast kahlgeschorener Areale vorgefunden.
Und immer wieder sieht man auf den Waldparkplätzen drei, vier und mehr Schwerlastzüge bereitstehen, um nacheinander in den Wald einzufahren und beladen zu werden. Der Leiter des Regionalforstamtes Neuhäusel/WW spricht von fast 900 LKW, die derzeit aus den Wäldern seines Zuständigkeitsbereiches jeden Monat durch Hitze, Trockenheit und nachfolgend Borkenkäfer geschädigtes Stammholz abfahren.
Im Augenblick handelt es sich dabei primär um Fichte. Aber mir ist Bange vor dem Frühjahr/Sommer. Denn schon im zurückliegenden Herbst konnte selbst der Laie problemlos erkennen, worauf die hiesigen Förster bereits wiederholt hingewiesen haben: Auch im Mischwald sind inzwischen etwa Buchen und Eichen erheblich geschwächt, kränkeln, werden zusehends von Schadpilzen und eigenen Arten des Borkenkäfers befallen. Und hört/schaut man sich in der weiteren Umgebung über Taunus, Eifel, Hunsrück bis hinunter zu Pfälzer-, Oden- und Schwarzwald um, so wird der Eindruck zwingend: Wir haben es – jedenfalls in Südwestdeutschland – mit einer ausgewachsenen Waldkrise zu tun.