Da kommt man am Samstag vom Einkaufen zurück, freut sich, dass zumindest hierorts die Leute in großer Selbstverständlichkeit auf dem Weg von Parkplätzen zu Bäcker, Metzger, Supermarkt ihre Masken aufgesetzt und sich auch sonst ganz unaufgeregt ans Seuchenreglement gehalten haben. Was aber kriegt man daheim als erstes zu hören? „Du weißt schon, dass deine Hose kaputt ist – und der Pullover übrigens auch.“ Nein, wusste ich nicht. Woher denn auch?
Die in schnöder Abstrafmanier mir selbst überlassene Suche nach den Schadstellen der Kluft gestaltet sich schwierig. Fündig werde ich unter argen Verrenkungen erst hintenrum. Die Jeans ist am Hosenboden mehr als fadenscheinig: Sie ist wahrhaftig durch; am aus der Tasche lugenden Portemonnaie vorbei dürfte ein zerfaserter Schlitz den Hinterleuten freie Aussicht bis aufs kleidsame Untendrunter gewährt haben. Und der linke Ärmel des Pullis bietet dem Ellbogen doch tatsächlich eine formidable Frischluftöffnung. Sapperlott, was ein Schund – beide Kleidungsstücke sind noch keine fünf Jahre alt.
Scheiß Corona, alles bleibt liegen, hängen, verkommt. „Ähm, holla“, mischt sich Freund Walter ein: „Deine letzten drei Anläufe zum Klamottenkauf hast du 2019 unternommen, und sie endeten alle vorfristig ohne Ergebnis in der Stadt beim Kaffeetrinken und Frauengucken. Der Zahnarzt wartet auch schon 13 Monate darauf, dir zwei neue Zähne zu implantieren. Seit 15 Jahren willst du dir einen Hausarzt suchen und das gelöste Schräubchen kleppert ebenfalls schon fast zwei Jahre im Amaturenbrett herum….“
Ach, das Leben. Was ist wichtig, was unwichtig daran?