ape. Wechselbad der Gefühle am gestrigen Abend: Entsetzen und Freude, die Natur betreffend, in dichter Folge.
Das (große) ENTSETZEN. Forstleute und etwas kundige Waldfreunde rechnen schon eine Weile damit, haben seit 2018 und vermehrt in diesem Frühjahr Anzeichen eines fortschreitenden Schadprozesses in Folge des Klimawandels auch bei den in unseren Breiten seit Jahrtausenden beheimateten Eichen und besonders Buchen ausgemacht. Zu ahnen oder zu wissen, dass nach dem Eintritt der Fichten ins finale Aussterbe-Stadium, sich die nächste Waldkatastrophe bereits anbahnt, ist aber noch etwas anderes, als es aus Försters Mund akut festgestellt zu hören und in der SWR-Landesschau (gestern, 16.8. 2020) in aktuellen Bildern aus dem vorderen Hunsrück zu sehen.
Besonders schockiert hat mich die Luftaufnahme einer großen Laubwaldfläche: Mit zahllosen braunen Flecken jetzt, Mitte August, schon (und damit viel zu früh) im Laubdach, sah das aus wie die heuer toten oder notgeschlagenen Fichtenbestände vor zwei/drei Jahren. Die (eingeführte) Baumart Fichte hat es in unseren Breiten zuerst erwischt, weil sie einer genetischen Linie entstammt, deren Eigenschaften sich in kühleren nordischen Regionen entwickelten. Dieses Prinzip gilt, wie sich nun zeigt, natürlich auch für unsere heimischen Buchen und Eichen: Deren Genetik/Eigenschaften entstammen einem hiesigen Umfeld, das mindestens 10 000 Jahre lang im Durchschnitt kühler und feuchter war, als es in jüngster Zeit mit fortschreitendem Klimawandel geworden ist.
Die (kleine) FREUDE. Erstmals seit vielen Wochen hat auch unser Trockenloch im Unterwesterwald endlich eine halbwegs nennenswerte Menge Regen abbekommen. Am späten Abend brachte das erste Gewitter eine kurze Sturzflut mit sich. Diese drei Minuten reichten immerhin, um meine vier Regentonnen voll zu machen. Obendrein öffnete der Platsch die obersten Bodenporen, sodass der im Laufe der Nacht folgende, teils ergiebige Landregen in die Erde eindringen konnte. Ergebnis meiner Spatenprobe am Morgen im abgeräumten Kartoffelfeld: Die Scholle ist etwa 5 cm tief befeuchtet. Das sind gewissermaßen fünf Tropfen auf den heißen Stein.
Andreas Pecht