31.08.2020
Zum öffentlichen Vorprogramm der am 9.9.2020 eröffnenden Mainzer Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großem bis Friedrich Barbarossa“ gehörte eine bereits Anfang des Jahres gestartete, dann durch Corona lange stillgelegte, erst in den letzten Wochen vor Eröffnung wieder aufgenommene Vortragsreihe. In deren Rahmen reiste Bernd Schneidmüller, wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung, nach Koblenz, um auch vor dortigem Publikum auf der Festung Ehrenbreitstein, wie er sagt: „ein bisschen Werbung für unsere Ausstellung zu machen“. Denn diese ist keineswegs nur von lokalem Mainzer Interesse. Vielmehr beackert die Präsentation rund fünf Jahrhunderte, in denen aus der Rheinregion von Basel über Speyer, Worms, Mainz, Koblenz bis nach Köln und Aachen heraus die Geschicke Europas bestimmt wurden. Wie macht eine Koryphäe der Mittelalterforschung „Werbung“? Indem sie das Spannende der Historie selbst sprechen lässt, auch der eigenen Begeisterung darüber und über die alsbald in Mainz versammelten authentischen Zeitzeugnisse Ausdruck verleiht. Zugleich skizzierte Schneidmüller in seinem Referat Blickwinkel, Absichten, Aufbau des Ausstellungskonzeptes. > Mein Bericht darüber (freier Text.)
29.08.2020
In zahlreichen Kommentaren auf facebook zu Bildern aus meiner teilweisen Selbstversorgungswirtschaft mittels Gartenbau und Früchtesammeln nebst Vorratslagerung kommt zum Ausdruck: Solche Fotos (wie die nachfolgenden) oder textliche Beschreibungen wecken bei einer Menge Menschen (wohlige) Erinnerungen an Kindheitstage. Ist die ganze Selbstversorgungspraxis also nur ein nostalgisches Hobby? Was mich angeht, verstehe ich das nicht so. Eher gilt: 1. Manch einer bemerkt erst spät, dass die neue Zeit ihm auch allerhand Sinn- und Wertvolles genommen hat. Wohl dem, der es sich wieder zurückholen kann. Und 2.: Ich fange einfach schonmal an mit dem Postwachstumsleben, das da zwangsläufig kommen wird, aber in tausenderlei Nischen auch jede Menge Freude, Sinn und Befriedigung mit sich bringen kann.
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MEIN SCHATZ!
Der neue Vorrat süßer Freuden (2020/21): Fruchtstück-Aufstriche, Marmeladen, Gelees und eingekochte Vollfrüchte von Erdbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren, Felsenbirne, echten Birnen, roten und gelben Kirschen, Renekloden, Pflaumen/Zwetschgen. Gestern kamen Mirabellen hinzu, morgen wird bei mir die Süßerntesaison mit dem Hollunder abgeschlossen. Alle Früchte sind aus eigenem Anbau oder hierorts in Wald und Flur gesammelt von wilden Büschen bzw. nicht mehr genutzten Fallobstbäumen. Das ist alles ganz einfach, man braucht nur etwas Zeit und Geduld dafür. Wer diese aufbringen mag/kann und Lust auf solch selbstversorgerisches Tun hat, dem erwächst eine ungeahnte Lebensqualität.
28.08.2020
Jetzt geht’s aber los – man wird wohl älter. Tief in Gedanken über das augenblickliche Sosein der Welt, habe ich die geleerte Kaffeetasse zum Spülen in den Kühlschrank gestellt.
27.08.2020
Die in meinen Augen erfreulichste Nachricht in diesen sonst eher trüben Tagen ist: Dank langjähriger Impfkampagnen in allen Ländern Afrikas, darf die Krankheit Polio (Kinderlähmung) auf dem Schwarzen Kontinent jetzt endlich als quasi ausgerottet gelten. Damit ist nach den Pocken – Gott sei Dank, aber auch leider erst – eine zweite der großen Heimsuchungen Afrikas ausgemerzt; eine, die früher jährlich mehrere zehntausend Menschen, überwiegend Kinder, in lebenslanges Leid stürzte oder gar zu Tode brachte. Afghanistan und Pakistan sind nun, soweit bekannt, weltweit die letzten beiden Länder, in denen Polio noch grassiert. Wesentlicher Grund: Die aggressive Propaganda islamischer Fundamentalisten, wonach Impfungen Teufelswerk seien und die Impfstoffe ein Mittel der Ungläubigen, um Muslime unfruchtbar zu machen.
26.08.2020
Und am Samstag marschieren sie wieder, „Abermillionen“, nach Berlin zusammengetrommelt aus ganz Deutschland und halb Europa. Fest geschlossen die Reihen aus Putinisten, Trumpisten, modrigen Altstalinisten, Esoterikern, Egomanen, Diktaturparanoikern, Verfolgungshysterikern und vor allem AfD, NPD, III. Weg und anderem Faschistengelichter – gegen die Corona-Weltverschwörung und sonstige Fantasmen. Verständnis? Keines. Nur Bedauern darüber, in welch irrealen Wahnwitz sich manche Menschen treiben lassen oder hineinsteigern können. // Späterer Nachtrag: Soeben erfahre ich, dass dieser Aufzug aus Gründen des Infektionsschutzes durch Beschluss der Berliner Senats untersagt worden ist. > Pressemeldung Tagesschau dazu
25.08.2020
Nochmal, weil selbst unter Menschen in dieser Sachen anhaltend Unsicherheiten grassieren, die der Covid19-Pandemie mit dem gebotenen Ernst begegnen: Nein, es gibt (zur Zeit) kein Mittel/Instrumentarium, das einen vollständigen individuellen Schutz vor einer Ansteckung böte. Was es gibt, ist ein Spektrum von Schutzmaßnahmen, die jede für sich einen – unter verschiedenen Bedingungen mal mehr mal minder großen – BEITRAG zur Reduzierung des Infektionsgeschehens oder zur Sicherung niedriger Infektionsraten leistet. > Anmerkung dazu weiterlesen
24.08.2020
Meine seit Anfang 2005 existierende Monatskolumne „Quergedanken“ mutierte zuletzt zur Zweimonatskolumne, weil das publizierende Mittelrheinmagazin „Kulturinfo“ wegen der Corona-Krise seinen monatlichen Erscheinungsrhythmus – hoffentlich nur vorübergehend – nicht halten konnte. Die vorherige Nr. 183 der Kolumne erschien Ende Juni. Jetzt also endlich Folge 184. Kurz war mir durch den Kopf geschossen, den Formattitel zu ändern – angesichts des Umstandes, dass sich plötzlich die ärgsten Ignoranten, Seuchenleugner, Realitäts- und Solidaritätsverweigerer, Verschwörungstheoretiker, Destabilisierungs-Agitatoren und Antiaufklärer dreist „Querdenker“ nennen. Doch ich bleibe beim gewohnten Titel, er ist schließlich viel älter und auch wahrhaftiger als die Anmaßung der Verquerdenker. Es ist wie mit meiner Liebslingsfarbe Blau: An der hänge ich seit frühen Kindheitstagen und lasse sie mir nicht vermiesen dadurch, dass die AfD-Bagage sie zu ihrer Leitfarbe gemacht hat. > Quergedanken Nr. 184: Tragt eure Masken mit Stolz! (Freier Lesetext)
22.08.2020
Heute war Brombeertag. Erntezug in meinem Hauswald eher frustierend, weil die Beeren en masse schon vor der Optimalreife vertrocknet sind und die übrigen sehr klein. Deshalb: Fürs Gelee mit Bormbeersaft von 2019 aufgestockt. Gemischtes Endergebnis 2020 s. Foto. Fragt ein Nachbar, warum ich mir diese viele Arbeit mit der Selbstversogungswirtschaft mache, wo ich doch alle Produkte auch in bester Bioqualität kaufen könnte. Meine Antwort: Warum müht sich jemand jahrelang mit dem Erlernen eines Instruments ab, übt immer wieder Stunden, Tage, Wochen neue Stücke ein, obwohl er/sie nie mehr wollte/will als sie in engagierter Laienmanier sich und vielleicht einigen Lieben vorzuspielen? Er/sie könnte doch jedwedes Musikstück auch ganz einfach in bester Profiqualität auf CD kaufen oder aus dem Netz fischen.
21.08.2020
Ein kluges Wort zum Wochenende:
„Selbst auf dem bedeutendsten Thron hockt nur ein Arsch.“
Neulich irgendwo gelesen. Von wem es stammt, weiß ich nicht. Mir eben in den Kopf geschossen beim Zusammenstellen von Kleidung und Ausrüstung für den morgigen Erntezug in die Heck‘ der wilden Brombeeren. Warum? Keine Ahnung.
20.08.2020
Jawohl: Lob. Was die da auf der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein bei ihren Veranstaltungen machen, ist mal ein Corona-Sicherheitskonzept, das diese Bezeichnung auch wirklich verdient. > weiterlesen
19.08.2020
Am 9. September eröffnet im Landesmuseum Mainz die große Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht – Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“. Im Vorabprogramm besuchte ich einen Vortrag unter dem Titel „Die pfälzische Burgenlandschaft – Vorläufer und Herrschaftssitze rund um die Burg Trifels“. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass unser Bild vom Mittelalter sich ständig ändert, weil moderne Archäologie und Geschichtsforschung fortlaufend neue Erkenntnisse zutage fördert.
> Dazu mein Artikel (5700 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)
18.08.2020
Seit Monaten wird auf allen möglichen und unmöglichen Kanälen hinsichtlich der Corona-Pandemie schier unendlich viel erwogen, geredet, diskutiert, kritisiert, leider auch schwadroniert, fantasiert, agitiert, zerredet. Darüber geraten nicht selten die eigentlich wichtigsten und grundlegenden Faktoren aus dem Blick: die weltweite Entwicklung der Seuche selbst, ihre Opfer und ihr reales, anhaltendes Gefahrenpotenzial – das sich sofort entfaltet, sobald die Menschheit aufhört dagegen anzukämpfen. Weshalb immer wieder an diese Faktoren erinnert werden muss.
Hier der jüngste Stand derselben (genannt werden die Zahlen der offiziell registrierten Fälle; die Dunkelziffern liegen deutlich bis mehrfach darüber): Weltweit sind bis dato rund 22 Millionen Covid19-Infizierte und knapp 800 000 daran Gestorbene erfasst. (Leider werden fast in keinem Land die an Langzeitfolgen oder Folgeerkrankungen von Covid19 leidenden Patienten erfasst.) Die Zahl der Neuinfektionen pro Tag erreichte zuletzt den Rekordwert von 300 000. Davon erkrankt zwar nur ein kleinerer Teil spürbar, doch ALLE sind potenzielle Ansteckungsherde. Ein noch geringerer Teil erkrankt schwer bis tödlich, doch summiert sich deren Zahl jeden Tag zu etlichen Tausend.
17.08.2020
Wechselbad der Gefühle am gestrigen Abend: Entsetzen und Freude, die Natur betreffend, unmittelbar hintereinander. 1. Die Waldkrise in Folge des Klimawandels hat nun auch Eiche und besonders Buche erreicht. 2. In der Nacht bekam endlich auch unser Trockenloch im Unterwesterwald eine halbwegs nennenswerte Menge Regen ab. > weiterlesen
16.08.2020
Es gibt in Deutschland gewiss einige Millionen Leute, die ihre Mund-Nasen-Maske nur deshalb regelmäßig aufsetzen, weil es Vorschrift ist. Interessanterweise finden die allermeisten davon die Vorschrift dennoch richtig. Um diesen scheinbaren Widerspruch zu verstehen, werfe man einen Blick z.B. auf die Straßenverkehrsordnung. > Anmerkung zum Thema weiterlesen
14.06.2020
So. Der Winter kann kommen. Was immer er bringen mag: Unsere kleine Hausgemeinschaft wird mitsamt Gästen jedenfalls nicht verhungern. In meiner Selbstversorgungs(land)wirtschaft ging eben die Kartoffelernte 2020 zu Ende. Foto = Antreten des Ernteergebnisses zum Abmarsch in den Keller. Krumbieere Bioqualität 1a, made in Westerwald.
13.08.2020
Das erste, was mir beim morgendlichen Blick ins Netz zwischen die Füße fällt, ist eine saublöde Karikatur aus der Coronaleugner-Ecke. Sie zeigt einen Maske tragenden, dienernden Menschen an Marionettenfäden; dazu der Spruch „Die am wenigsten wissen, gehorchen am besten.“ Darin kommt die ganze Überheblichkeit der neuartigen „Querdenker“-Realitätsverweigerer zum Ausdruck. Milliarden besorgter Menschen, die erdrückende Mehrheit aller Wissenschaftler und Mediziner weltweit, fast alle Regierungen und internationalen Institutionen werden damit als Deppen und Duckmäuser denunziert, die 740 000 Corona-Toten und deren Angehörige zu Betrügern erklärt. Es mag den selbsterklärten „Widerstandskämpfern“ gegen die vermeintliche Corona-Verschwörung in ihrer asozialen Egomanie unbegreiflich sein, aber auch und gerade die klügsten Köpfe, zumal solche, die seit Jahrzehnten kapitalismus- und machtkritisch oder systemalternativ agieren, tragen jetzt in der Mehrheit aus freiem Willen Maske – als Zeichen und Beitrag zur Leben schützenden Vernunft humaner und gesellschaftlicher Solidarität.
12.08. 2020
Regungslos sitze ich im Sessel, tropfe aber gleichwohl Unmengen von Schweiß anhaltend vor mich hin. Ist das nun Fakt, Fake oder Einbildung? Ich weiß das nicht mehr so genau, seit eine neuartige Querdenker-Aufklärung verlangt, man müsse jedwede Behauptung über die Realtität (vorneweg die ihren) zumindest als gleichwertig wahr gelten lassen.
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Wetterphänomen unterwegs. Am gestrigen spätnachmittag fuhr ich nach längerer Zeit mal wieder via A3 über Westerwald und Taunus gen Mainz. Zweck der Fahrt: Vortrag im Landesmuseum über die vor-, früh- und hochmittelalterliche Burgenlandschaft der Pfalz. Kurz hinter Limburg/Lahn setzte etwas Sprühregen ein. Plötzlich wurde es im Auto „eiskalt“. Blick aufs Außenthermometer: Binnen zweier Fahrminuten war es von 35 auf 23 Grad gestürzt. Und nur einen Augenblick später setzte auf eine Strecke von etwa drei Kilometern ein enormer Platschregen ein. Gleich drauf: Alles wieder knochentrocken, bis zum Wiesbadener Kreuz hat das Thermometer erneut 34 Grad erreicht; beim Aussteigen in Mainz zeigt es 39 an.
In der Nacht daheim. Knapp zwei Stunden lang zischt, blitzt, donnert, kracht es ums Haus zum Fürchten. Unmengen von Elektrizität rumoren und randalieren im Äther herum. Gleichwohl herrscht fast Windstille und ändert sich an der tropennächtlichen Luftqualität leider herzlich wenig. Immerhin: Anbei gibt es über eine Stunde etwas, das sich wenigstens als „leichter Landregen“ bezeichnen lässt. Eine meiner vier Regentonnen zu drei Vierteln gefüllt: traurig wenig, aber besser als gar nichts. // Später erfahre ich: Fast zeitgleich und nachlaufend zu meiner nachmittäglichen Fahrt, wurde Frankfurt von regelrechten Unwettern heimgesucht.
11.08.2020
Nachdem wir nun auch im Rahmen der jüngsten „Hitzegewitter“ hierorts jeden Regentropfen einzeln per Handschlag begrüßen konnten, gebe ich die Hoffnung auf, dass sich in diesem Jahr am kläglichen Zustand der Wiesen noch etwas ändert. Das eben (10.8.2020, 19 Uhr) aufgenommene Foto zeigt die Sommerweiden neben unserem Grundstück im Unterwesterwald. So sieht das hier nun schon im dritten Jahr in direkter Folge aus.
10.08.2020
Bin heute erst auf Florian Schroeders hinreißendes Bravourstück bei der Realitätsverdränger-Demo („Querdenker“) am Wochenende in Stuttgart gestoßen. Ein Meisterstück engagierter, dialektischer Realsatire. Wer’s noch nicht kennt, > hier die 11 umwerfenden Minuten.
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Mal was Schönes (hoffentlich). TV-Tip: Das Erste (ARD) strahlt am morgigen Dienstag ab 22.45 Uhr die Literaturverfilmung „Der Trafikant“ aus. Ob der 2018 erstaufgeführte Film wirklich gut ist, weiß ich nicht, weil noch nie gesehen. Der ihm zu Grunde liegende gleichnamige Roman von Robert Seethaler aus dem Jahr 2012 ist jedenfalls ein wunderbares Stück Literatur. Besonders freue ich mich auf Bruno Ganz in einer seiner letzten Filmrollen, hier als Sigmund Freud.
09.08.2020
Seit mehr als einem Jahr erleben wir stets das gleiche Phänomen, sobald Freunde/Verwandte aus großen Städten oder anderen Ecken Deutschlands uns hier im Westerwald besuchen: Manche sehen es beim Waldspaziergang oder ein Überlandfahrt von selbst, andere muss man einmal darauf aufmerksam machen, von da an aber fällt ihnen jede der unzähligen „Schadstelle“ im Wald sofort ins Auge. Die meisten hatten schon gehört von einer „Waldkrise“ in etlichen Mittelgebirgsregionen, sich aber keine rechte Vorstellung davon gemacht. Nun erkennen die Besucher fassungslos bis entsetzt das inzwischen tatsächlich katastrophische Ausmaß vor allem des Fichtensterbens hierorts. Die vebreitete Unkenntnis darüber, dass der Klimawandel bereits dabei ist, unsere Landschaft zu verändern, hat mich bewogen, eine kleine Fotodokumentation zum Stand der Waldkrise in „meinem Hauswald“ zu fabrizieren und auf meine website zu stellen. Leider bin ich kein guter Fotograf, weshalb die Bilder die ganze Dramatik der Realität nicht vollends zum Ausdruck. Doch auch der unvollständige Eindruck dürfte unerfreulich genug sein. > Zum Text mit Foto-Doku (hier)
08.08.2020
„(…)Die überwältigende Mehrheit in diesem Land trägt die Corona-Einschränkungen mit, manchmal genervt, aber einsichtig, quer durch alle Schichten, Milieus und Regionen. Das zeigen die Umfragen seit Monaten. Es ist nur eine winzige Minderheit, die sich verweigert. (…) Nun gehört es zu den kostbaren Garantien des demokratischen Rechtsstaats, dass er die MInderheit vor der Mehrheit schützt. Nichts war den Klassikern der demokratischen Theorie wichtiger, als die vielen zu bändigen, eine Tyrannei der Mehrheit zu verhindern. Auch die wenigen, die Außenseiter, Zweifler und Eigenbrötler müssen sagen, schreiben und leben dürfen, was und wie sie wollen.
Das gilt auch in Zeiten der Pandemie. Aber Corona zeigt plötzlich sehr deutlich, dass manchmal auch das Gegenteil richtig sein kann. Mitunter muss die Mehrheit vor der Minderheit geschützt werden. Dann nämlich, wenn ein einziger Infizierter eine Vielzahl seiner Mitmenschen anzustecken droht. Sicher, es gibt auch so etwas wie ein Grundrecht auf Unvernunft. Aber nur, wenn diese Unvernunft nicht ansteckend ist. (…) “ (Aus dem Leitartikel von Heinrich Wefing in der aktuellen „Zeit“, 6.8.2020).
05.08.2020
Schluss! Ende! Aus! Ich habe nun endgültig die Nase voll – vom Smartphone. Alle, denen ich die Nummer für mein vor etlichen Monaten angeschafftes Maschinchen dieser Art gegeben habe, können sie wieder streichen. Ich lege das Ding mit sofortiger Wirkung still. Sein Nutzwert für meine Art zu leben und leben zu wollen hat sich nach vielerlei Versuchen und Bemühungen als Null- bzw. Negativwert erwiesen.
Erlebt habe ich nur Zeitverschwendung für Tinnef, Ärgernisse sowie die Zumutung, dass was ich will, nicht umstandslos funktioniert, dafür aber selbst gar nicht aktivierte Apps mich mit Anfragen, Werbung und Update-Aufforderungen drangsalieren, zudem das Gerät ohnehin meist macht, was ihm gerade passt, und im Hintergrund rödelt, was das geheimnisvolle Zeug hält. Ihr mögt das inzwischen alles für normal halten und meiner wieder spotten. Ist mir aber völlig wurscht.
Ich reaktiviere mein altes Nokia als gelegentlich bei einsamen Waldgängen und Nachtfahrten mitgeführte Notrufsäule sowie den kleinen Digi-Lumix-Fotoapparat. Denn beide tun verlässlich, was ICH ihnen abverlange – und passen obendrein – im Gegensatz zum Smartphone – prima in die Seitentaschen meines Feldflaschengürtels. Das nenne ich Nutzwert und Lebensqualität – für meine Person. Werdet ihr nach Gusto glücklich (mit Alexa, Algorithmen und Genossen).
04.08.2020
Es gibt nette Zeitgenossen, die meinen, man müsse aufklärerisch mit Leuten reden, wie sie am Samstag in Berlin gegen „Corona-Diktatur“ und Seuchenreglement demonstriert hatten. Kann man machen, aber ich selbst habe solche Versuche in den letzten Monaten als reine Zeitverschwendung erlebt. Denn wie und worüber soll man sinnvoll mit Menschen diskutieren, die jedwedes rund um die Erde tausendfach erwiesene Faktum als Lüge abtun? Die unzählige Wissenschaftler, Mediziner, Helfer, Covid19-Kranke, Covid19-Opferangehörige etc. als bloße Betrüger ansehen? … Kurzum: wie und was soll/kann man mit jenen diskutieren, die die Realitäten einfach bestreiten oder ignorieren, die entweder die Existenz der Seuche vollständig leugnen bzw. ihr Harmlosigkeit attestieren?
Die Demo am Samstag in Berlin war eine perfide Kundgebung. Unter dem Banner eines vorgeblichen Kampfes für Bürgerrechte und Freiheit wurde eine De-facto-Diktatur der Seuchenleugner und -verharmloser über die Gesellschaft zelebriert. Weil diese kleine meinende, glaubende, spekulierende, mystifizierende oder auch nur im eigenen Politinteresse agitierende Minderheitsmixture selbst von der Gefahrlosigkeit des Virus überzeugt ist, zwingen diese Besser- und Alleswisser durch demonstratives und systematisches Nichteinhalten des Seuchenreglements der gesamten Bevölkerung die mutwillig gesteigerte Gefährdung durch das Virus auf. Damit erweist sich die Avantgarde der vermeintlichen „Querdenker“ als rücksichtslos autoritär und in höchstem Maße als unsolidarisch, asozial, inhuman. Sorry, aber Ich für meinen Teil finde da nichts, worüber man noch sinnvoll diskutieren könnte.
03.08.2020
Wer bis jetzt noch nicht so recht wusste, was Fakenews sind, dürfte jetzt im Bilde sein: Die Propagandamaschine der Realitätsleugner posaunt in alle Welt die Irrsinnslüge, es hätten an ihrer Berliner Demo 1,3 Millionen Leute teilgenommen. Jedwede ernsthafte Zählung, solide Raumberechnung, halbwegs realistische Schätzung sowie alle unabhängigen Fotos und Augenzeugen landen bei Zahlen zwischen 15000 und 25000, also bei 1 bis 3 % dessen, was die Lügenbarone der AfD und anderer Konsorten in freier Fantasterei angeben.
29.07.2020
Noch nie in der Geschichte der modernen Zivilisation wurde zeitgleich weltweit eine derart große Menge wissenschaftlicher und finanzieller Ressourcen für die Entwicklung von Impfstoffen gegen eine einzige Krankheit aufgewandt. Neben allen Hoffnungen darauf, sollte man sich indes auch der Möglichkeit nicht vollends verschließen, dass am Ende dieses Entwicklungsprozesses kein Impfstoff steht, der Covid19 bald, schnell oder überhaupt aus der Welt schafft. Die Unberechenbarkeiten des erst in Ansätzen erforschten Virus SARS-CoV-2 sind eben vor allem eins: unberechenbar.
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Wissenschaft hinsichtlich wirksamer Schutzimpfung vor einem Virus kapitulieren muss. Gegen AIDS, Malaria, Hepatitis-C und etliche weniger bekannte Viruskrankheiten gibt es bis heute keinen bzw. keinen generell wirksamen Impfschutz, trotz teils jahrzehntelanger Forschung. Was dann? Was, wenn es nicht gelingen sollte, ein verlässliches, länger anhaltend schützendes, nebenwirkungsarmes Impfmittel gegen SARS-CoV-2 herzustellen? Der Blick auf AIDS etwa erhellt, was allein uns dann vorerst bleiben würde: rigorose ANPASSUNG unserer Lebensweise an die Bedrohung mit Schwerpunktsetzung auf Prophylaxe – ohne große Hoffnung auf die von so vielen Zeitgenossen herbeigesehnte baldige Rückkehr zur früheren Normalität.