ape. Da ringsumher die allermeisten Nichtmitglieder der CDU der CDU schon zur Nichtwahl des Herrn Merz gratuliert haben, kann ich mir das sparen – und stattdessen eine nette kleine Privatgeschichte erzählen: Von der Rückkehr in die Kindheit der 1950er-Jahre.
Das einzige Badezimmer in unserem Häuschen ist seit vier Tagen und wohl noch für weitere zehn eine Baustelle: Totalsanierung. Es steht also weder für des Kaisers Fußgang noch die übrige Körperpflege zur Verfügung. Leider ist das vor einigen Jahren in eine ehemalige Abstellkammer hineingebaute Reserve-Klo viel zu eng, um es als Ersatzwaschraum zu nutzen; zumal das Kleinstwaschbecken dort nur kaltes Wasser führt und sowieso gerade mal für die schnelle Reinigung schlanker Hände geeignet ist. Auch soll und mag man in dieser Corona-Zeit die Einladung von Nachbarn und Freunden nur ungern wahrnehmen, mit Handtuch und sauberer Wäsche auf dem Arm zum Duschen in deren Bäder einzufallen. Wir müssen uns also irgendwie behelfen. Und das geht nun so:
Waschschüssel auf den Küchentisch, Handtücher, Waschlappen, Seife daneben. Den Fußboden davor mit einem alten Handtuch bedecken. Sobald der auf dem Küchen(holz)herd stehende Wasserkessel mit seinem Schnauferl pfeift, wechselt das Heißwasser vom Kessel in die Schüssel. Dazu noch zwei Töpfe Kaltwasser schütten, und die Waschgelegenheit ist bereit für die Teil- oder Vollreinigung des Leibes nach bester Altvorderensitte.
Gewiss, nackisch in der Küche stehen und sich abschrubben, wäre nicht jederleut Sache. Mir aber macht das gar ein bisschen Spaẞ, zumindest für eine kleine Weile. Denn so in wohliger Wärme neben dem bollernden Herdfeuer in der Küche mit Wasser und Seife zu plantschen, versetzt mich mit allen Sinnen zurück in die nämliche Alltagssituation der Kindheit. Unversehens meine ich sogar, das damalige Knottern und Schimpfen der längst verstorbenen Mutter oder der noch länger schon toten Oma wieder zu hören: „Mach doch nicht so eine Sauerei, du überschwemmst ja die ganze Küche!“
Andreas Pecht