ape. Dies soll für eine kleine Weile mein letzter Beitrag zur Sache Covid-Seuche sein. Denn im Grund habe ich wohl alles gesagt, was ich dazu zu sagen hätte. Vorweg eine Anmerkung zur jetzt aufgetauchten neuen südafrikanischen Virusvariante, anschließend eine Zusammenfassung der m.E. wichtigsten Faktoren, die auch in Diskussionen mit jenen Ungeimpften hilfreich sein könnten, die nicht zum harten Kern impfgegnerischer Wirrköpfe und Agitatoren gehören.
0.) Ja, das Auftauchen einer wahrscheinlich das Ansteckungspotenzial selbst der Delta-Variante noch übertreffenden Virus-Mutante jetzt in Südafrika ist sehr beunruhigend. Nein, wir sollten deshalb auf keinen Fall mit den hiesigen Impfanstrengungen in Abwartehaltung gehen bis geklärt ist, ob die vorhandenen Vakzine gegen die neue Variante genauso gut helfen oder weniger oder deutlich weniger oder, Gott bewahre, gar nicht.
Lassen wir nun erstmal die Wissenschaft ihre Arbeit tun und die Eigenschaften der Südafrika-Variante ausforschen. Konzentrieren wir uns derweil auf die möglichst rabiate Bekämpfung der Delta-Explosion und das Durchziehen der Impf-/Boosterkampagne. Denn mit Delta hätten wir es so oder so noch einige Wochen vornehmlich zu tun. Stellt sich heraus, dass die jetzigen Vakzine gänzlich oder zum Teil auch gegen die Südafrika-Variante helfen, wären wir mit einer sehr hohen Impfrate dem Virus endlich mal einen Schritt voraus. Andernfalls hätten wir immer noch etwas Zeit gewonnen, während der die Wissenschaft an der Anpassung der Impfstoffe arbeitet.
Stand heute im Kampf gegen die Covid-Seuche bis einschließlich Delta-Variante:
1.) Die Impfstoffe wirken massiv gegen schwere und tödliche Covid-19-Verläufe. Beleg u.a.: Auf den Intensivstationen liegen wesentlich mehr Ungeimpfte als Geimpfte (die Rate variierte je nach Region und Krankenhaus zwischen doppelt und zehnmal so viele). Und das, obwohl der Anteil der Ungeimpften an der Bevölkerung 2/3 niedriger ist als der Geimpften.
2.) Die Impfung verhindert zwar nicht, dass sich auch Geimpfte anstecken. Aber – abgesehen von in der Regel harmloseren oder gar keinen Erkrankungen – die Zahl von neuinfizierten Geimpften ist dennoch kleiner als die von Ungeimpften. Und auch das, obwohl der Anteil der Ungeimpften an der Bevölkerung 2/3 niedriger ist als der Geimpften. Weil aber auch neuinfizierte Geimpfte einige Tage lang ansteckend sein können, sind im Interesse der Reduktion des allgemeinen Infektionsgeschehens weiterhin die AHAL-Regeln einzuhalten – müssen in der jetzigen Situation exponentieller Seuchenentwicklung, so der fast flehentliche Appell des RKI, Kontakte aller Art massiv zurückgefahren werden.
3.) Der Schutz Geimpfter insbesondere vor Neuansteckungen nimmt mit dem zeitlichen Abstand zur Grundimpfung ab. Weshalb eine Auffrischungsimpfung nach 5 bis 6 Monaten dringend empfohlen ist. Wie lange der geboosterte Schutz dann hält, ist noch unklar. Ob, wie bei anderen Impfungen auch, erneute Auffrischungen nach 6, 12 oder 18 Monaten oder wie bei Tetanus nur alle 10 Jahre nötig sind, muss sich erst noch erweisen.
4.) Covid-19 ist eben keine harmlose Erkrankung, sondern, wie wir nach fast zwei Jahren Pandemie aus aller Welt wissen, eine Krankheit mit erheblichen Potenzialen für überproportional schwere bis tödliche Verläufe sowie einer beträchtlichen Fallzahl lang anhaltender Krankheitsfolgen.
5.) Man halte sich stets vor Augen: Hätten wir in Deutschland nicht eine Impfquote von 60+X Prozent, die derzeitigen Neuinfektionszahlen pro Tag wären, auch offiziell erfasst, längst über die 100 000er-Marke hinaus. Und: Wir würden nicht von täglich 350 oder 400 Covid-Toten sprechen, sondern von 3000, 4000 und mehr.
6.) Zur Kenntnisnahme: Nach der Welt-Liste für Neuinfektionsfälle und Covid-Toten binnen 28 Tagen der Johns-Hopkins-Universität ist Deutschland derzeit der globale Corona-Hotspot Nr. 2, gleich nach den USA.
Andreas Pecht