ape. Nun bin ich denn kurz vor der Weihnacht in meinem 67. Lebensjahr endlich zur vollkommenen Gewissheit darüber gelangt, was die Welt im Innersten zusammenhält: Es ist Murphys Gesetz. Das da lautet: „Alles was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“
Den zwar ganz unscheinbaren, gleichwohl letztgültigen Beweis dafür erbrachte mein heutiger Schnelleinkauf, angetreten in aller Herrgottsfrühe, um dem flutartigen Massengetriebe der Feiertagseinkäufer zuvorzukommen. Die noch dunkle Stunde war vergebens gewählt, denn die Westerwälder strömten in großen Haufen schon vor dem Morgendämmer ‚gen Metzger, Bäcker, Supermarkt. Nur ein paar vergessene Kleinigkeiten fürs Festmenü hatte ich zu besorgen, was mir schließlich auch gelang. Den Einkaufskorb hatte ich daheim gelassen, das Wenige ließ sich gestapelt in die recht Armbeuge zum Auto tragen.
Und nun besagter Beweis: Meine Hose hat vier Taschen, die Winterjacke sechs; macht zusammen zehn, also je fünf auf jeder Körperseite. Wo steckt nun der Autoschlüssel? Ich durchsuche nacheinander die fünf Taschen auf der linken Seite, die mit der freien linken Hand gut erreichbar sind. Kein Schlüssel. Also taste ich mich mit der linken Hand unter dem rechten Arm hindurch mit mancherlei Verrenkung erst zur dortigen seitlichen Hosentasche vor. Kein Schlüssel. Als ich hernach versuche, mit den Fingerspitzen an die rechten Jackentaschen zu kommen, geraten die bis dahin zwiscfhen rechter Armbeuge und rechter Hand schön ausbalancierten Waren in unstatthafte Bewegung — und folgen, trotz macherlei spontan fängerischen Bemühung meinerseits (Feixtanz) in unaufhaltsamer Plötzlichkeit den Gesetzen der Schwerkraft. Der Rest ist: Sauerrei.
Quod erat demonstrandum: Gegen alle mathematische Wahrscheinlichkeit fand ich, so mein erinnernder Eindruck, zeitlebens noch NIEMALS den Autoschlüssel in einer der Taschen, die man mit der freien Hand ohne zirzensische Umstände erreichen könnte. Murphys Gesetz.
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Nachtrag:
Weh uns, es gelänge irgendwann, solcherart Missgeschick und Tollpatschigkeit aus der Welt zu schaffen. Sei es durch stete Aufmerksamkeit, permanentes Mit- und Vorausdenken, allzeitliche Vernunft bei jedem Tun oder Lassen, und/oder sei es durch digitaltechnische Hilfsmittel resp. Firlefanz. Wir hätten ja fast nichts mehr zum Lachen: nichts Humoriges mehr zu erzählen, keine Komödien, keinen Anlass zu Schadenfreude über das allzumenschliche Malheur – das eines der wichtigsten Gewürze in der Lebenssuppe ist.
Andreas Pecht