ape. In Deutschland haben 26 Millionen Bürger keinen Führerschein. Diese Zahl, heute in der Zeitung gefunden, hat mich denn doch überrascht. Ziehen wir davon 4 Millionen Kinder im Vorschulalter ab, blieben 22 Millionen, also mehr als ein Viertel der Bevölkerung, die für ihre Mobilität generell auf öffentliche Verkehrsmittel und/oder Fahrdienste von Verwandten/Bekannten angewiesen sind. Was allerdings nur die halbe Wahrheit wäre.
Denn hinzählen müssen wir: 1. Etliche Millionen, die zwar einen Führerschein haben, aber kein Auto besitzen (u.a. sich keines leisten können; es gibt in Deutschland 13,5 Millionen Haushalte, die über kein Auto verfügen). 2. Ein paar Millionen Senioren, die zwar einen Führerschein haben, aber kein Auto mehr fahren (können/wollen). 3. Ich kenne in meinem Umfeld etliche Leute im Alter zwischen 30 und 70, die irgendwann mal Führerschein gemacht haben, seither aber nie mehr Auto gefahren sind; auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, dürfte da nochmal die eine oder andere Million zusammenkommen. 4. Plus etliche Kleingruppen spezieller Fälle.
Sehr grob über den Daumen gerechnet dürfte demnach rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung also gar nicht selbstaktiv an der automobilen Mainstream-Lebensart der „Autonation“ beteiligt sein. Mir jedenfalls war das in solcher Dimension bislang nicht bewusst. Der Umstand, dass hierzulande knapp 50 Millionen PKW zugelassen sind, führt zu einem schiefen Bild über die tatsächlichen Verhältnisse. Unter dem Gesichtspunkt der eingeschränkten Teilhabe oder Nichtteilhabe eines so beträchtlichen Teils der Bevölkerung an der Automobilität gewinnt die Behandlung des ÖPNV als „existenzielle gesellschaftliche Daseinsfürsorge“ ein ganz anderes Gewicht als bloß unter der Fragestellung „freiwilliges Umsteigen vom Auto auf Bahn und Bus“.
Andreas Pecht