ape. Unsere direkten Nachbarn sind zwei ausnehmend hübsche Damen im besten Alter. So übers Jahr bereiten sie mir immer wieder allerhand Freuden. Dieser Tage indes ist das Verhältnis etwas angespannt, denn eine der beiden rumort durch die liebestolle Phase ihres biologischen Zyklus‘. Weshalb ich in der Nacht kaum noch richtigen Schlaf finde, und die Lady selbst tagsüber mehrfach, ach was: vielfach lautstark ihre libidinösen Leibesbedürfnisse zu drängendem Ausdruck bringt.
Kurzum: Eine der beiden Stuten im Pferdedomizil nebenan ist rossig. Und da just zur selben Zeit auf der daran anschließenden jenseitigen Weide zwei Wallache stehen, spielen sich am gemeinsamen Zaun derzeit fast rund um die Uhr eigentümliche Liebeleiszenen ab. Ich weiß nicht, was Wallache überhaupt noch könnten, wären sie nicht durch den Zaun gehindert, der sichtlich willigen, ja fordernden Stute ganzkörperlich näherzutreten. Aber auch so geht es über die Weideumfriedung hinweg, so weit Mäuler, Köpfe, Hälse reichen, ziemlich wild zu. Jedenfalls akustisch.
Denn die begehrende Dame lockt mit allen Tricks die Herren an den Zaun. Sobald diese aber über den Draht hinweg sie mit Nüstern, Lippen, Zähnen berühren, beknutschen, anknabbern, kreischt sie im Trompeten-Fortissimo auf wie eine zum Metzger gezerrte Sau in höchster Pein. Dieses mir völlig rätselhafte „Mach’s-mir-aber-pack-mich-nicht-an-Spiel“ zieht sich Tag und Nacht über Stunden hin, unterbrochen bloß von gewissen Fresszeiten beiderseits des Zaunes. Derartigen sexuellen Aufregungen über Tage rund um die Uhr bin ich nicht mehr gewachsen; man braucht halt seinen Schönheitsschlaf. Weshalb dem Besitzer der Wallache dafür gedankt sei, dass er seine beiden Herren jetzt für die letzten zwei, drei Rossigkeitstage besagter Stute auf eine entferntere Weide führt. Ach, wunderliche Natur.
Andreas Pecht