06.11.2023
Noch mit wehem Rücken ans Haus gefesselt, verfolge ich an diesem Samstag den ganzen Abend auf arte die faszinierend akribische Arbeit von Archäologen. Gespannt wie ein Flitzebogen beobachte ich, wie aus mühsam erarbeiteten Funden im „Dreck“ Erkenntnisse heranwachsen, derentwegen Teile unserer Frühgeschichte neu geschrieben werden müssen. Eine Wissenschaftlergruppe entdeckt Überreste vom Homo sapiens, die 100 000 Jahre älter sind, als die Existenz unserer Spezies bisher angenommen wurde. Eine andere Gruppe erbringt den Nachweis: Künstlerisches Schaffen ist gar keine solitäre Eigenschaft des Homo sapiens, schon die viel älteren Neandertaler haben Kunstwerke hervorgebracht. Das sind mal Spurensuch- und Kombinatioskrimis, die sogar mir gefallen.
01.11.2023
Man muss kein Parteigänger der Grünen sein, kein Freund des Bundeswirtschaftsministers oder der Ampelregierung, um zu erkennen, dass Robert Habeck gestern einen bemerkenswerten Wortbeitrag zu Israel und Antisemitismus im Netz gehalten halt. Differenziert und doch klar in der Positionierung. Hörenswert. >Hier die ganze knapp 10-minütige Rede
29.10.2023
„Ja, Friedrich atmet zeitlebens Natur ein, um sie als Kunst wieder auszuatmen.“
Dieser trotz eines gewissen Pathos doch treffliche Satz stammt aus einem doppelseitigen Artikel von Florian Illies in der jüngsten „Zeit“-Ausgabe (Nr. 45, 26.10.2023) über den Maler Caspar David Friedrich. Der sehr schöne, erhellende, informative Text ist in aller Unbescheidenheit überschrieben mit „Die Erfindung der Sehnsucht“. Er ist unverkennbar eine Liebeserklärung des Autors an den zu Lebzeiten völlig unbedeutenden, nacher berühmtesten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts – und zugleich ein Erklärungsversuch, warum dieser vor zweieinhalb Jahrhunderten geborene Künstler gerade heute wieder beim Publikum so hoch im Kurs steht. > Ganzen Text „Lesetipp: Florian Illies über Caspar David Friedrich“ lesen
28.10.2023
Wie ich eben erfahre, ist Barbara Abigt im hohen Alter von 94 (oder 95) Jahren verstorben. Die ebenso resolute wie bewunderns- und liebenswerte Frau hatte 1987 in Privatinitiative die „Marienberger Seminare“ im Westerwald gegründet als Refugium neuzeitlicher Salonkultur, des Lernens, des Diskurses, der Bildung. Mehr als 30 Jahre (bis zur Einstellung des Seminar- und Veranstaltungsbetriebes mit Beginn der Corona-Pandemie) war sie geistiger, organisatorischer, motivatorischer Motor dieser Institution. Etwa 20 Jahre durfte ich als Referent regelmäßig daran teilhaben und erinnere mich zahlreicher wunderbar interessanter Begegnungen mit Barbara. Weil sie sich einen ausschweifenden Nachruf auf ihre Person gewiss verbeten hätte, hole ich hier einfach nochmal meine „Lästerliche Laudatio“ aus der Versenkung, die ich 2007 anlässlich des 20. Geburtstages der Marienberger Seminare hielt. >> Eine lästerliche Laudatio
27.10.2023
Zugegeben: Winter ist nicht so mein Ding. Freund Walter sagt’s anders: „Du bist ein Wintermuffel und eine furchtbare Frierhutsch.“ Ähm, das ist vielleicht ein bisschen drastisch ausgedrückt. Stimmt aber in der Tendenz doch irgendwie. Und gilt auch für die jetzt wieder hereinbrechende Jahreszeit, die heutzutage noch Winter genannt wird, obwohl ihr inzwischen viele der damit traditionell verbundenen Eigenschaften abhanden gekommen sind. (…)
Dies ist der Einstieg in meine Monatskolumne „Quergedanken“ (Folge 220) im November-Heft des mittelrheinischen Magazins „Kulturinfo“. > Ganzen Text „Sommer adé, Winter o weh?“ lesen hier
26.10.2023
Im Grunde war ich als Schreiber wie auch als Leser mein Lebtag ein Jünger des Gedruckten. Und bin es noch immer. Papierene Bücher und Zeitungen sind meine publizistische Primärwelt. Das mag manche irritieren, die mich nur als Verfasser kurzer Notate auf Facebook kennen oder von Veröffentlichungen auf meiner website hier respektive andernorts im Netz. Tatsächlich aber stand (und steht noch) der weit überwiegende Teil meiner eigentlichen Artikel bereits beim Schreiben unter der Prämisse „sie werden in gedruckter Form erscheinen“ …
So beginnt ein kleiner Text (Randgedanken) über gar nicht (mehr) weltbewegendes Thema > lesen hier „Zeitung – Ich mag vom Papier nicht lassen“
23.10.2023
„Ich bin Pessimist, aber ich hoffe, dass das nicht eintritt, was ich befürchte“. (Robert Menasse, zitiert nach Dietmar Lepage)
Geht mir genauso.
22.10.2023
So, die Hauptwellen des Gratulationstsunami sind wohl durch. Ich habe nicht gezählt, aber auf Facebook und auf anderen Kanälen wohl einige hundert Beglückwünschungen zu meinem 68. Geburtstag mit Freuden registriert und auf jede hoffentlich irgendwie reagiert. Nochmal an alle Gratulanten ein kollektives „daaaanke“.
20.10.2023
Dem üblen Weltgeschehen zum Trotz: Es sei hierzulande allseits ein möglichst angenehmes Herbstwochenende gewünscht.
Nein, heute nichts aus der Kreativecke, kein Bild, keine Verse, kein Verzählche. Weil: Ich gehöre nunmal nicht zu den Zeitgenossen, die stets und ständig bloß vor Kraft, Zuversicht, guter Laune strotzen (die sind mir ohnehin unheimlich). Vielmehr habe ich – und das scheint mir eher normal – bisweilen Durchhänger, körperlich, geistig, seelisch. Da kommt dann wenig Kreatives raus. So eben dieser Tage.
17.10.2023
Es ist mal wieder soweit: Den zahlreichen Autorinnen und Autoren, Verlags- und Buchhandelsmenschen sowie journalistisch Berichtenden in meinem näheren und fernen Bekanntenkreis, die schon in Frankfurt sind oder bis Sonntag noch hin wollen resp. müssen, wünsche ich eine interessante, erfolgreiche und nicht so furchtbar nerven-/ kräftezehrende Buchmesse.
15.10.2023
Noch ist es nicht amtlich. Aber es sieht doch danach aus, als könne man heute abend mal mit einer positiven Nachricht aus der Politikwelt schlafen gehen: Die PiS ist bei den Nationalwahlen in Polen zwar stärkste Partei geblieben. hat aber kräftig Federn gelassen und ihre absolute Mehrheit verloren. Nach den bisher vorliegenden Prognosen dürfte es auch für eine rechte Koalitionsregierung nicht reichen.
***
Gestern kam an anderer Stelle die Rede auf Schloss Bürresheim im Nettetal hinter Mayen (Eifel). Das hat mich daran erinnert, in den ersten Jahren meiner Berufszeit als Freischaffender nach 2005 teils als Alleinautor, teils als Co-Autor kleine Porträts über rund zwei Dutzend rheinland-pfälzische Historiengemäuer geschrieben zu haben, darunter Bürresheim. Das war damals ein Großauftrag der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) für die Internetpräsentation von deren Burgen-, Schlösser-, Festungsliegenschaften. Auf meiner alten website von damals habe ich leider nur noch sieben dieser Texte gefunden, > die für Interessierte hier verlinkt seien. (Dort stehen am Ende des Beitrags über Schloss Bürresheim die weiterführenden Links zu den Porträts von Pfalzgrafenstein bei Kaub, Hardenburg bei Bad Dürkheim, Villa Ludwigshöhe/Pfalz, Reichsburg Trifels/Pfalz, Matthiaskapelle Kobern/Mosel und Festung Ehrenbreitstein Koblenz.
14.10.2023
Nachtgedanken.
Vom Geist dieses wunderbaren Bildes hatte ich geträumt. Doch wieder wach, kam mir beim aktuellen Blick in die Welt sogleich William Shakespeare in den Sinn: „Die Hölle ist leer, alle Teufel sind hier.“
13.10.2023
Den Schrecken des Weltgeschehens trotzend: Es sei hier allseits ein gutes Wochenende des Hinüberkommens vom wettermäßig überlangen Hochsommer in den verspäteten Herbst gewünscht.
Und heute mal wieder ein Gruß aus meiner Malstube: „Melancholia II“ . Bevor gleich wieder jemand fragt „Was will der Künstler uns damit sagen?“, die Antwort: Anschauen, vielleicht daran erfreuen und/oder womöglich was dazu (aus)denken. Nein, es stand keine bestimmte Person für das Bild Modell. Jede/r kann hineindenken, wen oder was er/sie will.
12.10.2023
Drei Sprüche, von denen mir zwei während des frühen Frühstücks (es war noch stockefinster) bei der Zeitungslektüre begegnet sind und der dritte nachher selbst in den Sinn kam. Keiner der Gedanken ist wirklich neu, über jeden wurden schon ganze Bücher geschrieben. Als Hirnmuntermacher kommen sie (mir) dennoch gelegen.
1. „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder – Kunst macht sichtbar.“ (Emil Cimiotti, Bildhauer)
2. „Wer Schmerz nicht fühlen will, kann auch keine wahre Freude empfinden.“ (Arno Gruen, Schriftsteller u. Psychoanalytiker)
3. Wer vor nichts und niemandem Angst hat, kann nicht wissen, was Mut ist. (aus meinem Kopf)
9.10.2023
Ein paar Jahrzehnte schlummerte es
schamhaft im Verborgenen:
uralt unmenschliches Lied
aus Hetz‘ und Hass,
Lug und Trug,
Großmannsucht und Edelrass‘.
Kaum flöten Rattenfänger
wieder die stinkige Melodie,
springt es einem Fünftel
aus den eigenen Hirntiefen
bedenkenlos auf die Lippen,
und kollert aus den Mäulern.
Doch sei dies nicht ihr Lied,
sondern ihnen aufgezwungen
vom schlechten Regieren und
dem Geist der neuen Zeiten.
So sprechen die Kommentatoren
– und irren.
3.10.2023
Es regnet Bindfäden. Ergo: Nationalfeiertag 2023 = wechselnde Lümmeleistellung auf Sofa, Kannapee, Chaiselongue, Diwan, Recamiere.
29.9.2023
„Dünnes Eis“, brummt Freund Walter, als er die Überschrift sieht. „Schon das Wort Einsamkeit ist doch heutzutage negativ besetzt.“ Ich weiß, und das hat ja auch Gründe. Dauerhaftes Alleinsein ist für viele Zeitgenossen ein übles Schicksal. (…) Aber ich möchte mal über die positive Seite von Einsamkeit sprechen. Doch, doch, die gibt es. …
So ist das Thema der heute erschienenen jüngsten Folge 219 meiner Monatskolumne Quergedanken skizziert. Sie steht unter der Überschrift > „Freud und Leid der Einsamkeit“ (freier Lesetext)
27.9.2023
Und plötzlich ward es Herbst. Ein zur Zeit wettermäßig schöner obendrein. Was mir die jahreszeitlich unvermeidbar anfallenden Arbeiten leichter von der Hand gehen lässt. Die da u.a. wären: Altkompost und Altmist auf die schon geräumten und gemäß der 2024er Anbauplanung teils neu zugeschnittenen Gartenbeete verteilen; Jungkompost umschichten, 20 Schubkarren Neumist von benachbarter Pferdeanlage rüberschaffen und zwecks kontrollierter Ablagerung in mein Gitterquadrat schaufeln. (Erledigt). Wetterkanten der Hochbeete und des Lattenzauns streichen.
Generalreinigung des Holzküchenherdes nebst inhäusigem Ofenrohr. Das Ding muss optimal fluppen, denn damit wird neben der Küche gleich das ganze Erdgeschoss unseres Häuschen beheizt. Schöner Synergieeffekt: Ohne zusätzlichen Energieaufwand an Strom und Gas kochen wir darauf während der Heizperiode einen Großteil unserer Speisen und beziehen vom Herd sämtliches Heißwasser, das außerhalb von Dusche/Bad gebraucht wird. Als Brennstoff dient einzig zwei bis drei Jahre trockengelagertes Buchenholz aus den umliegenden Wäldern; Sturmbruch, Auslichtungsschlag sowie Kronenholz. (eben erledigt = Herd und Rohr sauber, meine Wenigkeit bis hinter die Ohren schwarzdreckig). Ja, ja, ich weiß, dem ökologischen Idealbild entspricht das nicht (mehr). Allerdings: Unsere Art der synergetischen Herdfeuernutzung belässt in der Gesamtbilanz den ohnehin relativ kleinen ökologischen Fußabdruck unseres Haushalts noch immer weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Schließlich: Alsbald mit dem Sägen, Hacken, Neustapeln der Brennholzvorräte für den übernächsten Winter beginnen, denn das Timingsystem für langbogige Trockenphasen und Ausnutzung beschränkter Lagerkapazitäten muss stimmig laufen. Und was soll ich sagen: Freude macht mir das (fast) alles auch noch.
>> „Guten Tag allerseits“ in den Vormonaten