ape.Übrigens: Ich halte das derzeit verbreitete generalisierende Bauern-Bashing unter ökonomischen Gesichtspunkten für unangemessen. Es mag einerseits nicht besonders geschickt sein, ausgerechnet in der hinsichtlich Landwirtschaft aktuell so stark emtional aufgeladenen Atmosphäre sich öffentlich Gedanken über grundlegende Probleme der Agrapolitik zu machen. Andererseits ist das allgemeine Interesse am Agrarthema selten so groß wie eben jetzt. So springe ich denn einfach mal hinein ins aufgewühlte Meer. Warum also halte ich das generalisierende Bauern-Bashing für falsch?
1. Die landwirtschaftliche Berufsgruppe fächert sich in extrem unterschiedliche Segmente auf. Die Bedingungen auf Höfen kleinerer und mittlerer Größe sind völlig andere als bei agrarischen/agrarindustriellen Großbetrieben.
2. Wer mit den Verhältnissen der kleinen und mittleren bäuerlichen Betriebe auch nur ein bisschen vertraut ist, weiß um die Existenzkämpfe, Verschuldenszwänge und Einkommensunsicherheiten, um schier endlose Arbeitszeiten an sieben Tagen die Woche – die primär herrühren von einer national, europäisch, ja global seit Jahrzehnten in der Grundrichtung falschen Landwirtschaftspolitik des „wachse oder weiche“ sowie den immer wieder teils ruinösen Preisdiktaten der Handelskonzerne.
3. In Folge dieser Politik ist die Hauptendenz in der Strukturentwicklung der Landwirtschaft (nicht nur hierzulande) seit Jahrzehnten das „Bauernlegen“. Heißt: Vernichtung einer großen Zahl kleinerer Höfe zu Gunsten der Herausbildung von immer weniger, aber immer größeren Agrarbetrieben. Diese Entwicklung mag ökonomisch unter den Aspekten Effektivität, Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit sinnvoll erscheinen, ist aber sozial und nicht zuletzt unter ökologischem Gesichtspunkt bedenklich. Denn wie sich etwa an den monokulturellen Großflächenextremen der fortgeschrittenen Konzentrationen in der us-amerikanischen oder südamerikanischen Landwirtschaft gut sehen lässt: Industriell betriebene Großlandwirschaft steht im Widerspruch zur auf kleinteiliger Vielfalt basierenden Strukturen der Natur.
4. Insofern wäre eine Abkehr der deutschen und europäischen Agrarpolitik vom Prinzip „wachse oder weiche“ im Hinblick auf eine Entwicklung hin zu stärker ökologisch nachhaltiger Landwirtschaft wünschenswert: Förderung von Kleinteiligkeit statt Befeuerung des Konzentrationsprozesses. Wenn aber „die Märkte“ aus diversen Gründen kleineren Agrarbetrieben kein Auskommen ermöglichen, muss eine in dieser Richtung und deshalb im allgemeinen Interesse sinnvolle Subventionspolitik Abhilfe schaffen.
Andreas Pecht