Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im November 2024


19.11.2024

Und weil heute der „Internationale Männertag“ ist, nochmal ein kleines persönliches Textchen, das ich vor fünf Jahren aus selbigem Anlass schrieb und genauso jetzt wieder schreiben würde. > Lesen hier


18.11.2024

Es gibt wohl einen neuen Trend bei der Bücher-Vermarktung: Ich stand jetzt in einer Buchhandlung auswärts vor einem großen Auslagentisch, von dem ich auf Grund der Titel annahm, es handle sich um die Präsentation englischsprachiger Romane. Natürlich führt fast jede bessere Buchhandlung seit jeher auch ein paar englische Bücher. Aber die da versammelte große Menge ausschließlich solcher Titel irritierte mich doch. Ich nahm zwei zur Hand, blätterte sie auf und staunte nicht schlecht: Im Unterschied zu den richtig englischsprachigen Buchtiteln auf den Einbänden war der gesamte Inhalt auf Deutsch – dies bei allen ausgelegten Büchern. „Ja, das ist ein neues eigenständiges Segment“, bestätigt ein Angestellter auf Nachfrage. Worauf ich grübelnd davonstapfe, die Sinnhaftigkeitsfrage für diese Neuheit (ergebnislos) wälzend.


17.11.2024

Meine Besprechung des 3. Anrechtskonzerts beim Musik-Institut Koblenz an diesem Wochenende für die Rhein-Zeitung beginnt folgendermaßen:

„Neben den Werken alter Meister solle stets auch „das Gediegene der neuen Zeit“ vertreten sein. So Joseph Andreas Anschütz, Urvater des Musik-Instituts Koblenz, im Gründungsjahr 1808. Er meinte: Werke von Gegenwartskomponisten müssten ihren Platz im Konzert finden. In diese Tradition lässt sich das 3. Anrechtskonzert am vergangenen Wochenende stellen. Zur Aufführung brachte die Rheinische Philharmonie unter Stabführung von Benjamin Shwartz: Erich Wolfgang Korngolds „Schauspielouvertüre“ von 1911, Darius Milhauds 1947 entstandenes Konzert für Marimba, Vibraphon und Orchester sowie die 2015 uraufgeführte sinfonische „Anthology of Fantastic Zoology“ des 1977 geborenen US-Amerikaners Mason Bates. (…)“
> Ganzen Artikel lesen hier (kostenpflichtiger RZ-Text, 4300 Anschläge)


15.11.2024

So sei denn an diesem Freitag – der gar kein Tag werden will, sondern wie schon der Vortag von früh bis spat trister Dämmer bleiben – allseits ein Wochenende eher inhäusiger Behaglichkeit gewünscht.

Für meinen Teil ruft am Samstag und Sonntag der Schreibtisch. Denn zum einen habe ich mir mal wieder eine Kritikerpflicht aufgeladen. Zum anderen beginnt ja jeweils in der Mitte des Monats das Bosseln an meiner Kolumne „Quergedanken“ für die Ausgabe des Folgemonats. Die ersten Sätze stehen schon und werden lauten: „Nein, nein, nein, das will ich nicht! Ich will nicht in der Weihnachtsausgabe über die aktuelle Politik in der weiten Welt und hierzulande schreiben ….“


13.11.2024

Aktuell Sturzfluten in Teilen Siziliens sowie erneut Unwetterwarnungen hoher, teils höchster Kategorie für mediterrane Küstenregionen Spaniens. Wie schon bei den verheerenden Fluten unlängst um Valencia machen veschiedene Medien hierzulande das Wetterphänomen „Kalte Tropfen“ dafür verantwortlich. Es handelt sich dabei in der Tat um eine altbekannte Wettererscheinung, die vor allem in spanischen Küstengebieten am Mittelmeer seit jeher im Spätherbst immer wieder zu starken Niederschlägen führt. Weshalb Klimawandelleugner triumphierend die „Kalten Tropfen“ als vermeintlichen Beleg für „gab’s schon immer“ anführen.

Was in etlichen Medien allerdings vergessen wurde/wird zu erwähnen: Die Unwetterwirkung der „Kalten Tropfen“ nach Süden ausbrechende Abkopplungen von Polarströmungen in höheren Luftschichten) entsteht, vereinfacht ausgedrückt, aus deren Zusammentreffen mit den Wassertemperaturen des Mittelmeeres. Und eben dieses hatte (wie sehr viele ozeanische Bereiche weltweit) im Spätsommer 2024 Rekordwerte erreicht. Wir haben es also mit einem altbekannten Wetterphänomen zu tun, das unter den neuen Bedingungen des Klimawandels neue (zerstörerische) Qualitäten entfaltet.

Auch für die Region Valencia sind wieder Unwetterwarnungen ausgerufen. Die Niederschläge sollen schwächer ausfallen als bei der Katastrophe Ende Oktober. Aber jeder Liter ist dort jetzt einer zu viel. Denn, um nur einen Faktor zu nennen, die Kanalisation ist noch weitgehend verstopft, in zahlreichen Bachläufen und Ablaufrinnen türmen sich noch Schlamm, Trümmer, Schwemmgut. Auch geringere Niederschläge können nicht richtig abfließen. Von der Angst der Menschen gar nicht zu sprechen.


12.11.2024

Ich habe die „dumpfe Republik“ unter Adenauer, Erhard, Kiesinger erlebt sowie die endlosen Staubjahre unter Kohl und Merkel. Ich hatte auf den Brandt’schen Aufbruch nie viel gegeben, die Schmidt’sche Politik für grässlich gehalten, Schröder von Anfang bis Ende misstraut und zuletzt die Ampel von vornherein für eine Totgeburt gehalten. Insofern ist für mich das, was da jetzt kommen mag, nur ein weiterer bundesdeutscher Normalfall (freilich in etwas veränderten Umfeldbedingungen: die kleinbürgerliche Ignoranz herrscht weiter, der Faschismus marschiert wieder, derweil die Zivilisation an der Verbindung aus zerschundener Natur, zerschindendem Kapitalismus sowie dem Unwillen hzur Lösung der Sozialen Frage vollends zu zerschellen droht.)


11.11.2024

Abendgedanken
angesichts all der bunt-vergnügten Narretäten in Netz und TV am heutigen 11.11.:

Hierorts – also rings um mich im Westerwald, also im Grenzland zwischen Köln und Mainz, also im Niemandsland wie die Stadtschnösel meinen – heißt der karnevalistisch/fastnachterische Schlachtruf vielerorts entweder „Helau!“ oder „Alaaf!“. Als vor 44 Jahren zugewanderter Migrant bin ich mit der Geschichte meiner Wahlheimat nicht genug vertraut, um zu wissen, ob diese Rufe ehrwürdige Tradition der Orte selbst sind oder vom Fernsehen in jüngerer Zeit aus den beiden erzbischöflichen Nachbarschaften am Rhein eingetragen. Unübersehbar jedoch ist, dass kaum ein WW-Ort auf die Idee kam, die Narrenparole der nächstgelegenen Großstadt zu übernehmen: das Kowelenzer „Olau!“. Das Sprichwort „warum in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah“ gilt in diesem Falle wohl nicht. Man ist eigen auf den Höhen.

Mittlerweile verstehe ich auch, warum mein seit Jahrzehnten immer wieder publizistisch vorgetragener Vorschlag zur Befriedung der Verhältnisse zwischen den rheinhessischen, nassauischen und rheinischen Jokus-/Jecke-Völkern erfolglos blieb. Ich hatte als gemeinsamen Schlachtruf „Helolaulaaf!“ einführen wollen. Doch kein Mensch, ob in Kostüm, Gardeuniform, Räuber- oder Amtszivil, mochte von solcher Völkerverständigung etwas wissen. Weil – und das hatte ich als zugewanderter Nichtfastnachter völlig unterschätzt: Karvenal/Fastnacht ist eine bis ins Mark lokalpatriotische Unternehmung. Weshalb im Westerwald, wie wahrscheinlich in allen Provinzgebieten zwischen und außerhalb von Mainz und Köln jedes Städtlein, Dorf und Dörfchen, die nicht einfach Helau oder Alaaf skandieren, mit einer eigenen Narrenparole grüßen, vor allem anstoßen. Es gibt Hunderte davon, und „Kickericki!“ ist bei weitem nicht die originellste. Verwirrend, aber wunnebar. 🤩🤓😎🥳


11.11.2024

Gibt es eigentlich überhaupt keine guten Nachrichten mehr aus den USA? Doch, doch, gibt es; hin und wieder. Ich bin jetzt auf diese gestoßen: Etliche Supermarkt- und Discounterketten schaffen dort ihre Selfscanner und SB-Kassen wieder ab. Laut einem Bericht der „Zeit“ sind dafür vor allem zwei Gründe ausschlaggebend: 1. Die Firmenkalkulation, wonach diese Systeme zu Gewinnerhöhung infolge eingesparten Personals führen würden, haut nicht hin. Denn auf Seiten der Kundschaft wird getrickst, betrogen, geklaut, was das Zeug hält. 2. Deutlicher Unwille bei einem beträchtlichen Teil der Verbraucher dagegen, die Waren selbst einzuscannen und an Automaten zu bezahlen.
„Soll ich demnächst vielleicht auf den Hof gehen und sehen, ob sie auch Hilfe beim Entladen der Lastwagen brauchen?“, wird eine Kundin stellvertretend zitiert. Bei einer repräsentativen Umfrage von „Newsweek“ in diesem Sommer plädierten 43% für Abschaffung der Self-Scanner. Ihre Gründe: a) Zuviel Aufwand für die Kunden; b) Sorge um die Arbeitsplätze der Angestellten.
Es heißt ja: Was die USA vormachen, setzt sich bei uns ein paar Jahre später als Trend durch. In diesem Fall hätte ich ausnahmsweise mal nix dagegen. 😎


9.11.2024

Am Donnerstag hatte ich geschrieben: „(…)Finito mit Ampel. Spätestens im März wählen wir ein neues Bundesparlament – egal, was für ein Gezerre jetzt folgen mag.“ Das Gezerre ist nun auch voll im Gange, gilt vordergründig dem Timing des Procederes, ist jedoch m.E. vornehmlich wahltatktischer Natur. Ich werde mich an diesem Streit nicht beteiligen, denn wirklich kriegsentscheidend ist es nicht, ob wir eilends im Januar oder in etwas ruhigerer Gangart ein paar Wochen später wählen.


9.11.2024

Mit rassistischem Gerede, mit Lügen und Hetze begann es, dann kam dies und hernach Auschwitz. „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.“ (Primo Levi)


7.11.2024

Ein guter Witz inmitten ernster Lage tut wohl. Im Netz auf diesen hier gestoßen:

Wisst ihr, was schön wäre? Wenn Wissing jetzt die Schilder fände.


6.11.2024

Sapperlottement, was für ein Tag. Langeweile geht anders. Erst gewinnt dieser Trump die US-Wahlen. Dann lässt diese Wagenknecht in Sachsen die Brombeersondierungen platzen. Schließlich (21.05. Uhr) läutet dieser Lindner das Ende der deutschen Ampelregierung ein und setzt ihn der Kanzler vor die Tür. Was kommt noch? Ich rauche jetzt erstmal ’ne Zigarre.
Aktualisierung eine Zigarrenlänge später: Finito mit Ampel. Im März wählen wir ein neues Bundesparlament – egal, was für ein Gezerre jetzt folgen mag.


6.11.2024

Nun denn. Die ohnehin schon ziemlich verrückt gewordene Menschenwelt tut jetzt einen weiteren großen Schritt auf ihrem Marsch – zurück in ein Zeitalter, da Lüge und (Aber-)Glaube, diktatorische Herrschaft und Fremdenhass mehr gelten als Realitäten, Wissenschaft, Humanität und Vernunft. Das Erbe der Aufklärung wird verheizt, und es wird dauern, bis eine neue Epoche der Aufklärung die Düsternis ablöst. Ich werde das wohl nicht mehr erleben, ob die Menschheit es erlebt, steht dahin. Gleichwohl kommt es nun darauf an, die verbliebenen Inseln der Vernunft und Freiheit gegen den Mainstream des neuen Mittelalters zu bewahren, auf dass sie der Nährboden sein können für dessen Überwindung, vielleicht eines Tages.


5.11.2024

Nein, mach‘ ich nicht, ums Verrecken nicht. Ich schaue mir nicht die Endspurtreportagen zur US-Wahl an. Das halten die Nerven nicht aus und das ohnehin kaum mehr in Mikrospuren vorhandene Vertrauen in die Menschheitsvernunft würde sich vollends verflüchtigen. Ich hole mir in den nächsten Tagen die Ergebnisse und gut oder eher schlecht is.


4.11.2024

Quincy Delight Jones Jr. starb gestern im Alter von 91 Jahren. Wer mit dem Namen etwas anzufangen weiß, weiß auch: Ein Großer und Wichtiger der Musikwelt ist gegangen. RiP


1.11.2024

Manche/r der älteren Generation erinnert sich vielleicht an jene gute alte Zeit, als Traditionen noch gepflegt wurden. Etwa diese in konfessionell gemischten Gemeinden: Demonstrativ fuhren am Reformationstag katholische Bauern Mist und Gülle auf die Felder; ihre protestantischen Kollegen revanchierten sich mit selbiger Tätigkeit am Fronleichnamstag. Oder diese: Protestantische Eltern verboten ihren Kindern die Teilnahme am St.Martinszug, weil im Protestantismus Heiligenverehrung verpönt ist. Was für diese Kinder natürlich ein Trauerspiel war, denn zu gerne hätten sie mit Laternen, ausgehöhlten Rummelen oder anderen Leuchtkörpern am Lichterumzug teilgenommen. Weshalb in meiner süddeutschen Kindheitsgemeinde drei weise Männer (Bürgermeister, kath. Pfarrer und evang. Pastor) Ende der 1950er beschlossen: „Veranstalter des Umzugs ist fortan die Kommune, der Umzug wird Laternenzug genannt und wir drei laden ALLE Kinder herzlich dazu ein.“ Dies war der Anfang vom Ende des so traditionsreichen innerchristlichen Glaubenskrieges am Ort.


31.10.2024

Die fortschrittlichste, effektivste, menschenfreundlichste Maschine zur Laubbeseitigung. Dieser Tage wieder verstärkt im Einsatz.


30.10.2024

Stichelt Freund Walter angesichts der heute erschienenen Folge 232 meiner Monatskolumne „Quergedanken“ (s. Link, freier Lesetext): „Schreibst du neuerdings eine Geronto-Kolumne zum Trost und zur Erbauung betagter Leute?“ Antwort: Keineswegs, mein Lieber. Aber ich kann ja als Betrachter des Zeitgeschehens nicht so tun, als existiere das Thema Altern und Alter ausgerechnet in einer zügig älter werdenden Gesellschaft gar nicht. Und ich kann nicht mit künstlich angeeignetem Jugendsprech und Gemache so tun, als stünde ich mit beiden Beinen noch immer im Sturm und Drang der jungen Jahre. Das wäre gar zu lächerlich. Auch verstehe ich, da nun selbst ein Altersbetroffener, jetzt manches in diesem Themenfeld lebenswirklich viel besser als noch vor einiger Zeit. Also schreibe ich darüber, nicht jedesmal, aber immer wieder mal. Des g’hört sich so.

Quergedanken 232 „Alle wollen alt werden, niemand will es sein“


30.10.2024

Während wir hierzulande goldige Oktobertage genießen dürfen, suchten gewaltige Regenmengen vergangene Woche Teile Frankreichs, dann übers Wochenende Italien heim. Die Schäden durch Sturzfluten sind beträchtlich, es gab auch wieder Tote. Gestern und heute (29./30.10. 2024) nun hat es Spanien noch heftiger erwischt. Allein die Provinz Valencia registrierte bislang 60 Todesopfer bei katastrophalen Überschwemmungen, nachdem innerhalb eines Tages soviel Regen fiel wie sonst im ganzen Jahr. // Aktualisierung am 31.10.2024, 16.30 Uhr: Es werden jetzt mehr als 140 Unwetter-Tote in Spanien gemeldet.




Guten Tag allerseits in den Vormonaten


Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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