ape. Manchmal machen mich eher randständige Zeitgeist-Phänomene doch neugierig. So dieser Tage die Entwicklung hin zu immer mehr Weihnachtsmärkten hierzulande. Vor fünf Jahren war noch die Rede von bundesweit „gut 2000“ solcher Märkte. Inzwischen dürften es deutlich mehr sein, denn der Blick in Regionalzeitungen und ein Streifzug durchs Netz erhellt: Sie finden nicht nur in den Traditionsorten und Städten statt, sondern haben sich – von Vereinen oder gar Privatleuten veranstaltet – mittlerweile bis in die Dörfer ausgebreitet. Oft dauern sie da nur ein Wochenende oder auch nur einen Nachmittag/Abend, führen Dorfgemeinschaften zu mehr oder minder stimmungsvollem Umtrunk und Plausch zusammen.
Nicht, dass ich was dagegen hätte. Ich betrachte nur interessiert das Phänomen des Weihnachtsmarktbooms. Der hat in den meisten Dörfern, aber auch in sehr vielen kleinen und größeren Städten gar keine Traditionsbasis. Die Märkte sind oftmals Neueinrichtungen, keine zehn Jahre alt, viele in den vergangenen zwei, drei Jahren oder jetzt erst entstanden. Wie überhaupt bei genauerem Besehen feststellbar ist, dass das Gros der Weihnachtsmärkte, selbst in großen Städten, recht jung ist, erst seit den letzten zwei, drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aufgetaucht.
Echte Traditions-Weihnachtsmärkte mit 100, 200, 300 oder mehr Jahren auf dem Buckel gibt es in Deutschland gar nicht so viele. Ein paar Dutzend nur. Und die Mehrzahl davon kam ursprünglich nicht als Weihnachtsmarkt zur Welt, sondern als letzter Versorgungsmarkt im Jahreszyklus – bevor Eis und Schnee die Wege von den Bauernhöfen in die Marktflecken/Städte gar zu beschwerlich machten. Erst allmählich verwandelten sich die meisten historischen Frühwintermärkte in Weihnachtsmärkte.
Was nun die Bezeichnung dieser Märkte angeht, so beschränkt sie sich bei den ganz alten wie bei den neuen oft nicht auf „XY-Ort Weihnachtsmarkt“. Man kann beim Blättern oder Scrollen sogar den Eindruck gewinnen, „Weihnachtsmarkt“ sei bloß ein übergeordneter Gattungsbegriff, während sich die örtlichen Bezeichnungen in fast grenzenloser Vielfalt ergehen, mal auf heimische Besonderheiten abhebend, mal reine Fantasieprodukte. Ein paar Beispiele: Pfefferkuchenmarkt, Strietzelmarkt, Hüttenzauber, Adventsmarkt/-zauber, Christkindlmarkt, Nikolausmarkt, Lichtermarkt/-zauber, Knuspermarkt, Sternenzauber, Winterzauber, Kugelmarkt …
Bleibt die Frage: Woher und warum der aktuelle Weihnachtsmarkt-Boom. Da ließe sich gewiss manche These fomulieren.
Andreas Pecht