Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im Januar 2025


29.1.2025

Politisches Kalkül, zumal wahltaktisches, ist eine hohe Kunst. Wer dabei aber die Falschen zum Hauptgegner erklärt und dem eigentlichen Hauptgegner ins offene Messer läuft, wer zu diesem Behufe dem Land wie der eigenen Partei ein Ei ins Nest legt, an dem beide lange schwer zu schaffen haben werden – wer so verfährt, hat von dieser hohen Kunst offenkundig rein gar nichts verstanden.

Um auch das nochmal zu klären: Ich werde mich auf keinen Fall pro Scholz oder pro Habeck oder pro sonstwem vereinnahmen lassen. Mein analytischer Gedanke galt allein der Merz’schen „Taktik“ per se. Im Augenblick mache ich mir, hinsichtlich der politischen Kultur, sogar fast die meisten Sorgen darum, welchen Schaden Merz, Linnemann, Spahn, Klöckner und der Bayer dem demokratischen Konservatismus in Deutschland zufügen.


26.1.2025

Abendgedanken.
Nein, ich bestreite das Problem der Zunahme entgrenzter Gewalttaten nicht, möchte aber an dies erinnern: Der Mordschütze von Hanau (Februar 2020, 9 Tote) war kein Migrant, sondern ein deutscher Tobias; der Amokfahrer von Trier (Dezember 2020, 7 Tote, 23 teils Schwerverletzte) war kein Migrant, sondern ein deutscher Bernd; der Akteur beim norwegischen Massenmord 2011 (77 Tote) war kein Migrant, sondern der Norweger Anders Breivik – um nur drei der bekanntesten Beispiele zu nennen. Oder: In den USA gibt es jedes Jahr mehrere Amokläufe, überwiegend von us-geborenen Weißen ausgeführt. Die Reduktion des Problems auf eine bloße Migrantenfrage ist politisch motiviert und geht obendrein am eigentlichen Kern des Problems vorbei. Denn selbst wenn es gar keine Migranten gäbe, wären wir das Problem nicht los, weil einheimische Gewalttäter und Psychopathen damit eben nicht aus der Welt wären.


26.1.2025

Eigentlich hatte mir der Lauf der Dinge ein terminlich pralles Wochenende vor den Latz geknallt – vom Kritikerdienst beim Klassikkonzert über Demonstrieren gegen Rechtsextremismus bis zum Verwandtenbesuch. Es ist dann doch anders gekommen, weil zwar der Besuch des 5. Anrechtskonzerts beim Musik-Institut Koblenz am Freitag noch hinhaute, danach mir aber der Rücken schmerzhaft die Gefolgschaft verweigerte. Also blieb es bei der Zeitungskritik eines Konzertabends mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie. Geboten wurde die Fledermaus-Ouvertüre von Johann Strauss (Sohn), Beethovens 3. Klavierkonzert sowie Franz Schuberts 8. Sinfonie „Die Große“. Attraktives Programm, an dessen Umsetzung sich, trotz reichlich Publikumsbeifall, diesmal allerdings die Geister scheiden. „Der Rezensent jedenfalls fremdelt damit“. > Die Kritik bei Rhein-Zeitung online (4200 Anschläge, kostenpflichtiger Text)


25.1.2025

Tagesschau meldet (Stand 17.15 Uhr): In mehr als 60 Großstädten und kleineren Orten Deutschlands fanden am heutigen Samstag Demonstrationen/Kundgebungen gegen Rechtsextremismus, für ein demokratisches, tolerantes, buntes Land mit zehntausenden Teilnehmern statt. Eine der größten Aktionen heute erlebte Köln, wo die Polizei die Teilnehmerzahl von anfänglich 15.000 am Nachmittag auf 40.000 anhob (Veranstalter: 75.000). 5000 waren erwartet worden.

In Berlin hatte man mit 10.000 Teilnehmern für die Aktion „Lichtermeer gegen den Rechtsruck“ gerechnet. Die Sache läuft noch, Zahlen habe ich noch keine. (Update 19 Uhr: Die „Welt“ schreibt von „bis zu 100.000 Demonstranten am Brandennurger Tor“. In Halle (Sachsen-Anhalt) versammelten sich zum zentralen Auftakt des AfD-Wahlkampfes rund 10.000 Gegendemonstranten. Schöne Aktionen in den Fußballstadien Mainz und Köln: In Mainz prangte im Fan-Block ein großes Transparent mit der Aufschrift „Für Erinnerung und Vielfalt“; Die Ultras des 1. FC Köln grüßten mit einem Spruchband „5vor12! Köln stellt sich quer!“ solidarisch die gleichzeitig stattfindende Großdemo in Kölner Innenstadt.


22.1.2025

Trump hin, AfD her – wir lassen uns von solcher Bagage doch die Freude am Leben nicht vergällen. Deshalb hier das jüngste Produkt aus meiner Malstube: „Fröhliches Seniorenpaar“ (80 x 50 cm, Acryl auf Leinwand). Sozusagen ein familiäres Gute-Laune-Bild, angeregt durch ein Foto, das vor drei Jahren im Umfeld der Erstkommunionfeier einer mit uns eng befreundeten jüngeren Familie in der Pfalz geknipst wurde.

(c) Andreas Pecht


21.1.2025

„Nachtgedanken (sehr subjektiv).
Letztlich begreife ich nicht wirklich, warum US-Amerika gewählt hat, wie es gewählt hat. So wenig ich bis heute vollends begreife, warum Deutschland 1932/33 wählte, wie es wählte. Ebenso wenig begreife ich, warum heute rund ein Fünftel der deutschen Wähler wählen, wie sie wählen, nämlich rechtsextremistisch. Das Nichtbegreifen will auch nach der Lektüre von tausenderlei banalen bis sehr klugen Analysen und Erklärungsversuchen für das Wahlverhalten in allen drei Fällen nicht schwinden ….“  So beginnt ein kleiner Text, der mir am späten Abend nach Inauguration und Antrittsrede von Donald Trump in die Tastatur floss. > Ganzen Text lesen hier


20.1.2025

Die Antrittsrede: Egomanie, Großmäuligkeit, Größenwahn und eine Kriegserklärung an Menschlichkeit, Vernunft, Verantwortungsbewusstsein.


20.1.2025

Bis zum späten Abend des gestrigen Sonntags sind bereits für mindestens 120 deutsche Städte im Zeitraum 20.1. bis 15.2. Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen gegen Rechtsradikalismus, für ein demokratisches, tolerantes, buntes Deutschland angekündigt worden.

Wie schon bei der Demo-Bewegung im vergangenen Winter plädiere ich auch jetzt entschieden dafür, sie aus den Kontroversen zwischen den demokratischen Parteien herauszuhalten. So schwer das dem einen oder anderen gerade in Wahlkampfzeiten fallen mag. Auch wenn einige Parteien /Parteigliederungen ebenfalls dazu aufrufen, handelt es sich hier dem Wesen nach um eine überparteiliche zivilgesellschaftliche Bürgerbewegung, die jenseits von parteipolitischem Dissens für die Verteidigung der Grundwerte unserer Gesellschaft und die demokratische Verfasstheit unseres Staates eintritt. Dieser Bewegung den Parteienstreit aufzulasten, hieße zugleich, sie untergraben.


19.1.2025

Nein, ich hatte nicht damit gerechnet, bin nun umso mehr erfreut: Fast aus dem Nichts heraus entwickelt sich im Moment quer durch die Republik neuerlich eine Demonstrationsbewegung gegen Rechtsradikalismus, für ein demokratisches, tolerantes, buntes Deutschland. Ein bundesweiter Überblick ist schwer zu gewinnen, weil viele Aktionen offenbar von mit schneller Nadel gestrickten örtlichen Bündnissen auf die Beine gestellt werden. Erfahren habe ich: Am gestrigen Samstag kamen in Limburg a.d. Lahn mehr als 1000 Leute zusammen, in Kassel 7000 bis 9000, in Aachen mehr als 7000, in Karlsruhe „mehrere Tausend“. Im Bonner Hofgarten beginnt eben (So 12 Uhr) eine Demo.

Ob das etwas nützt, AfD-Anhänger von ihrer Richtungsentscheidung abzubringen? Wohl kaum. Aber wichtiger scheint mir im Augenblick ohnehin ein Signal, dass die demokratische Zivilgesellschaft nicht resigniert und sich nicht in die Angst-Ecke drängen lässt.

Nachfolgend eine (wohl unvollständige) Liste für Demos gegen rechts seit gestern und in den nächsten Tagen, die ich zufällig im Netz bei Terre des Hommes gefunden habe:
Bamberg, 18.01., 14:00 Uhr, Hauptbahnhof – Demonstration
Bergen am Chiemsee, 19.01. – Demo
Buxtehude, 08.02., 13:00 Uhr, Rathausplatz – Kundgebung
Chemnitz, 18.01., 15:00 Uhr, Brühl/Georgstraße – Demonstration
Falkensee, 31.01., 17:00 Uhr, Falkensee Busbahnhof – Zubringer-Demo
17:30 Festplatz am Gutspark – Gegenkundgebung
Flensburg, 25.01., 16:30 Uhr, Südermarkt – Kundgebung
Frankfurt, 15.02., 11:55 Uhr, Römerberg- Kundgebung
Gießen, 08.02., 14:30 Uhr, Berliner Platz-Demonstration
Halle (Saale), 25.01., Hbf- Demo
Hamburg, 31.01., 14:00 Uhr, Reesendamm Ecke Jungfernstieg – Kundgebung und Menschenkette
Hankensbüttel, 26.01., 16:00 Uhr, Mahnmal Steimker Straße
Hannover, 17.01, 16:30 Uhr, Bürgerhaus Misburg
Hof, 08.02., 11:00 Uhr, Marienkirche – Kundgebung und Menschenkette
Kassel, 18.01., 13:00 Uhr, Friedrichsplatz – Demonstration
Karlsruhe, 18.01., 13:00 Uhr, Marktplatz Karlsruhe
Karlsruhe, 15.02, 11:55 Uhr, Marktplatz-Kundgebung und Demo gegen rechts und für Liebe
Köln, 25.01., 11:55 Uhr, Heumarkt – Demonstration »Laut für Demokratie«
Leichlingen, 16.02., 14:00 Uhr, Marktplatz Brückerfeld – Demonstration
Magdeburg, 18.01., 11:00 Uhr, verschiedene Orte – Aktionstag: Kundgebungen & Aktionen
Mannheim, 18.01., 18:00 Uhr, Nachbarschaftshaus Rheinau- Kundgebung
München, 08.02., 14:00 Uhr, Geschwister-Scholl-Platz
Münster, 31.01., 18:00 Uhr, Hamannplatz – Demonstration
Nordhastedt, 17.01., 17:00 Uhr, Bahnhofstraße – Demonstration
Nürnberg, 08.02., 16:00 Uhr, Kornmarkt
Oldenburg, 18.01, 12:00 Uhr, Schlossplatz – Demonstration
Pfeffelbach, 19.01., 10:00 Uhr, Kuseler Straße – Demonstration
Ravensburg, 25.01., 15:00 Uhr, Bahnhof – Demonstration
Regensburg, 02.02. – Demonstration (weitere Informationen folgen)
Schwelm, 01.02., ab 11:00 Uhr, Parkplatz Schillerstraße-Demonstration und Kundgebung (Märkischer Platz 12:00 Uhr)
Winsen, 22.02., 15:00 Uhr, Bahnhof Linsen (Luhe) – Demonstration

Ergänzungen:

– Neuwied, 25.1., 16.30 Uhr Heimathaus
– Westerburg, 26.1., 13.30 Uhr Stadthallenplatz
– Bremen, 8.2., 14 Uhr, Domshof
– Diepholz, 15.2.

Aktualisierung Sonntag 23 Uhr:

Bis zum späten Abend des heutigen Sonntags (19.1.25) sind für mindestens 120 deutsche Städte im Zeitraum 20.1. bis 15.2. Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen angekündigt worden.


16.1.2025

So, dass ihr’s wisst: Das Virus Männerschnupfi befindet sich schon am dritten Tage nach seinem Einmarsch wieder auf der Flucht; vertrieben von Hühnersuppe, Tee, Tabak, Ruhe, Liebe und einem wehrhaften Immunsystem. Nur noch ein paar Nachhutgefechte, dann ist der Käs‘ gegess‘. // Ich darf mich nun hier für ein kleines Weilchen ausklinken, meine Monatskolumne ist zu schreiben. Im Hinblick auf die heranziehenden (d)tollen Tage (Bundestagswahl und Fastnacht/Karneval) steht die Überschrift bereits: „Humor ist, wenn man trotz allem lacht“ oder „Humor ist, wenn man allem zum Trotz lacht“.


16.1.2025

Abseits der weit verbreiteten antigrünen Beißreflexe will ich in aller Ruhe und zur Sache selbst es mal so formulieren: Man muss kein Parteigänger der Grünen sein, um dem Vorschlag Habecks zur Einführung der Sozialbeitragspflichtigkeit auch für (höhere/hohe) Kapitalerträge einiges abgewinnen zu können. Zumal diese Idee so furchtbar neu nicht ist …

So beginnt meinje kleine Anmerkung zu diesem Thema. > Ganzen Text lesen hier


15.1.2025

Ich freue mich heute (15.1.24) einfach mal, obwohl das alles noch sehr fragil ist. Und diese Freude lasse ich mir auch durch tausenderlei Einwände, Schuldzuweisungen, Abrechnungen beiderseits nicht zerreden. >
Noch nie in den letzten 15 Monaten war die Chance auf einen Waffenstillstand, auf Freilassung der Geiseln, auf Versorgung der Bevölkerung, vielleicht auf ein Ende des Leids in Gaza so groß wie heute.


14.1.2025

Sapperlottementkreuzdunnergewitter! Die Woche geht am heutigen Dienstag genauso „gut“ weiter, wie sie begann. Gestern Feststellung meiner Nichtexistenz in Folge des seit einem halben Jahr abgelaufenen Personalausweises. Heute nun unausweichliche Feststellung, dass mich die brutalste aller Krankheiten erwischt hat: Männerschnupfen. Himmel hilf, ich bin am Arsch!


12.1.2025

Die Führerin als Geschichtsfälscherin beim Ranwanzen an den größten Geldsack auf Erden: „Hitler war Kommunist“. Die Führerin auf dem Parteitag in Goebbels’scher Sportpalast-Tonlage kreischend: „Nieder mit den Windmühlen der Schande! Nieder! Nieder!“ Und der Saal tobt wie dunnemals. Die Führerin im heute-journal: Autoritäres Rumpampen und Jonglieren mit Fake-„Fakten“. Die Führerin = ein feines Früchtchen.


11.1.2025

Wenn Trump, Musk, Zuckerberg, Weidel, Höcke und Co „unter dem Deckmäntelchen vermeintlicher Meinungsfreiheit die Wahrheit zu einer bedeutungslosen Kategorie erklären“ (Lars Hennemann) müssen sich aufgeklärte Demokraten erst recht um Wahrheit bemühen, müssen gegenüber deren Verdrehungen, Fakes, Lügen sich um Tatsachen und Fakten bemühen, daran festhalten und sie hochhalten. Hilfreich sind dabei vertrauenswürdige Institutionen und Organisationen des objektiven Faktencheckings. Sieben davon im deutschsprachigen Raum sind hier aufgelistet, von denen jede/r rege Gebrauch machen kann und sollte. (Bedienung ganz simpel: Namen des Checkerportals in die Suchmaschine und gleich ist man drin).


9.1.2025

Die jetzt millionfach um sich greifende Individualsuche nach einer passablen Alternative zu X und meta landet am Ende dann doch wieder in einer unübersichtlichen düsteren Gasse bei us-amerikanischen Privatkonzernen (oder russischen Oligarchen). Und niemand weiß, wohin sich heute vielleicht noch halbwegs saubere Unternehmen schon morgen entwickeln, wenn das große Geld lockt oder zuschlägt. Deshalb nochmal und von nun an allerorten immer wieder der fordernde Hinweis: Es ist höchste Zeit, in Deutschland und/oder der EU ein Social Netzwerk nach öffentlich-rechtlichen Prinzipien aufzubauen. Es kann doch nicht sein, dass wir eine kommunikative Verkehrsform, die inzwischen zum Grundbestand unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens gehört, ganz und gar in den Händen ausländischer Konzerne lassen.


9.1.2025

Yep, kalendarisch haben wir Winter. Und wie ich jetzt eben (9.1.25, 14.30 Uhr) aus dem Fenster schaue, sieht es hier im Unterwesterwald auch ausnahmsweise mal genauso aus. Es schneit, was das Zeug hält; Wiesen, Veranda, Gass‘ sind schon dick geweißt, zugedeckt mit einer ordentlichen Schicht wässriger Schneepampe. Allzu lange wird das Zeug wohl nicht halten. Sobald Frau Holle die Schüttellei einstellt, werden sich herunten die neuzeitlichen Standardwintertemperturen oberhalb der Eisgrenze bemerkbar machen.

(Ceterum censeo, es ist hohe Zeit, dass in Deutschland und/oder der EU ein Social Netzwerk nach öffentlich-rechtlichen Prinzipien eingerichtet wird.)


8.1.2025

Prädentenwunschzettel zum neuen Jahr:

– Putin: „Ich will die Ukraine haben.“
– Xi: „Ich will Taiwan haben.“
– Erdogan: „Ich will ganz Kurdistan haben.“
– Trump (heute): „Ich will Grönland haben, und den Panamakanal und Kanada sowieso.“

Hach, wir haben sie endlich wieder, die gute alte Zeit.


6.1.2025

Manchmal ist es hilfreich, sich vom medialen Sprachgebrauch und der Tonlage im Netz zu lösen, um (wieder) zu einem realistischeren Bild zu gelangen. Beispiel Österreich derzeit. Da kann man leicht den Eindruck gewinnen, die braune Kickl-FPÖ hätte bei den letzten Wahlen nahezu die Mehrheit der Stimmen errungen. Tatsächlich aber waren es knapp 29%. Gewiss, das ist entsetzlich viel. Gleichwohl ist unser Nachbarland himmelweit davon entfernt, durch und durch braun zu sein. Denn fast eine Dreiviertelmehrheit (71%) der Wählerschaft hat nicht für die FPÖ votiert. Im Grunde ist aktuell nicht diese Partei das Problem, sondern es sind die demokratischen Parteien, weil sie sich nichtmal auf einen Minimalkonsens zum Regieren einigen können.

Nehmen wir die Lage in Deutschland. In einigen Gegenden ist die braune AfD entsetzlich stark. Doch bundesweit kommt sie im Durchschnitt der jüngsten Sonntagsfragerunde aller Umfrageinstitute auf etwa 19,5%. Gewiss, auch das ist viel zu viel. Aber von einer schieren Mehrheitsfähigkeit der braunen Bande kann wahrlich keine Rede sein, denn 80 % der Wählerschaft würden nicht für die Weidel/Höckes stimmen. Selbst wenn man AfD und BSW zusammenrechnen wollte, kämen die (nach dem Durchschnitt aller Umfrageinstitute) knapp auf ein Viertel der Stimmen. Auch hierzulande haben es also die demokratischen Parteien es in der Hand, die Braunen von der Bundesmacht fernzuhalten.

Das sind derzeit die Fakten. Ja, die weitere Entwicklung ist unsicher und birgt mancherlei Gefahren für die Demokratie. Die Hände in den Schoß zu legen, wäre fatal. Doch solange keine der Mitteparteien der AfD die Tür zur Macht öffnet, gilt bis auf Weiteres: Wenn die Braun-Blauen schreien „Wir sind das Volk“ ist das nur Ausdruck eines feuchten Traums.


5.1.2025

„Herrjeh, wie peinlich. Da steht in deinem Text plötzlich ein ganz banales, alltägliches Wort, das du über die Jahrzehnte wohl schon tausendemal richtig geschrieben hast, falsch drin. Mit etwas Pech kommt es in dieser Form einer Menge Leute im Netz oder in irgendeinem Printmedium so vor die Augen. Das passiert mir, dem Vielschreiber und Sprachliebhaber zwar selten, aber es passiert immer mal wieder. Was jedesmal die Frage zur Folge hat: Wie nur kann dir sowas passieren? In diesem Fall war es das Wort „Malerin“, das mir als „Mahlerin“ aus der Tastatur geflossen war. (…)“ So beginnt mein kleiner Text > Trübwettergedanken: Das Rechtschreib-Hirn hat sich verlaufen (hier ganz lesen)


3.1.2025

So, die Normalität hat uns wieder, weshalb schlicht ein angenehmes Wochenende gewünscht sei. Vorbei die Serie mit Feiertagen, Brückentagen, Festivitäten. Von heute an ganz gewöhnliche Wochenenden bis zum nächsten Ausnahmezustand: Fastnacht/Karneval. Wenn ich richtig orientiert bin, haben nur Bayern, Badener/Schwoben und Sachsen-Anhaltiner am Montag noch dreikönigs-frei.

Erzählt sei den Auswärtigen noch von den beiden herausragenden Ereignissen, die gleich nach dem Jahreswechsel hierum für allerhand Aufregung sorgten. Da gab es unten am Rhein im Ort Engers einen Großbrand, dem die dortige alte Lokhalle zum Opfer fiel. An umliegenden Häusern schmolzen die Rollläden, 50 Menschen mussten vorübergehend evakuiert werden; einige Feuerwehrleute erlitten Verletzungen. Fatal: Das Gebäude diente der örtlichen Karnevalsgesellschaft als Wagenbauhalle, Lager für Veranstaltungsrequisiten, Treffpunkt. Nun sind alle Vorbereitungen und Utensilien für die anstehende Kampagne beim Teufel.

Mit Unannehmlichkeiten ganz anderer Art startete der Oberwesterwald in den Neujahrstag: Fast 90.000 Menschen hatten vom 5 Uhr in der Nacht bis 13.30 Uhr am Mittag keinen Strom. Küche kalt, Arsch kalt, Krankenhäuser und Pflegeheime im (sofern vorhanden) Notstrombetrieb. // Erfreuliche Seite an der Engerser wie an der oberwesterwäldischen Kalamität: Lokale Solidarität und Nachbarschaftshilfe funktionieren prima. Den Karnevalisten in Engers springen Vereine, Firmen, Behörden der Umgebung zur Seite, damit sie bekommen, was sie brauchen, um doch noch eine halbwegs ordentliche Fastnacht mit Sitzung und Umzug hinzukriegen. Aus dem Oberwesterwald höre ich von zahlreichen Gemeinschaftsfrühstücken, zu denen sich Nachbarn bei jenen zusammenfanden, die einen Holzofen oder Kamin haben (Kaffee wurde nötigenfalls auf dem Grill vor dem Haus gekocht).


2.1.2025

Da fiel mir am zweiten Tag des neuen Jahres bei der Zeitungslektüre ein reizendes Wort deutscher Zunge ins Auge: „bräsig“. Heutzutage begegnet es einem nur selten, in diesem Fall ist es aber sogar für die Hauptüberschrift einer der beiden Seite-1-Leitartikel der aktuellen „Zeit“ benutzt. Was also hat es mit „bräsig“ auf sich? Für mich ist beim näheren Ausleuchten des Wortes interessant, festzustellen: Ich kenne es, habe es aber, kaum je selbst benutzt. Wie wohl etiche tausend anderer Worte ist es in meinem passiven Wortschatz abgelegt, doch nie in den aktiven aufgenommen worden. Was schade ist und eigentlich unverständlich, denn bräsig gehört zu jenen schönen Worten, deren Bedeutung sich in der Lautsprache spiegelt: bräs (alles weich und breit und schwammig und langsam).

Doch bin ich ein misstrauischer Mensch und mochte deshalb prüfen, ob der Sinn, den mein Hinterkopf dem Wort zuspricht, überhaupt stimmt. Wäre nicht das erste Mal, dass sich für einen selten gebrauchten altehrwürdigen Begriff über die Jahrzehnte eine teils oder ganz falsche Bedeutungszuweisung ins Sprachgedächtnis eingeschlichen hat. Bevor ich also zum Duden griff, vorweg die Selbstprüfung: Was verstehst du unter „bräsig“. Auf dem Notizzettel landete: Geistig/gedanklich langsam, träge, phlegmatisch, unentschlossen. Dann der Griff zu den Lexika. Und siehe, ich liege tendenziell zwar richtig, habe aber nicht die ganze Spannbreite und Bedeutungstiefe des Begriffs intus. Der einfache Duden beschränkt sich auf „dickfellig“. Andere Nachschlagwerke (print und online) führen weiters an: abgestumpft, gleichgültig, schwerfällig, gefühlskalt, schwunglos, verstaubt, altväterlich, unflexibel ….

„Was treibst du denn da?“ werde ich gefragt. Nun, was Liebhaber eben so treiben: Scheinbar völlig Sinnloses, das freilich große Freude macht – hier dem Sprachliebhaber.



31.12.2024

Jetzt muss ich doch nochmal die Kiste hochfahren, um unbedingt einen TV-Tipp loszuwerden, genauer: einen Mediathek-Tipp. Am gestrigen 30.12.24 war ich nach Urban Priols famosem „Tilt 2024“ auf 3SAT an einem weiteren Kabarettstück hängengeblieben, das mich so tief beeindruckt hat, wie sonst keines im jetzt auslaufenden Jahr: 45 Minuten aus > Max Uthoffs Programm „Alles im Wunderland“. Ein geniales Satire-Teil, intelligent, analytisch, frech, humorig, teils zynisch und auch gallenbitter. Uthoff teilt nach allen Seiten aus; nimmt eingefahrene, aber absurde Selbstverständlichkeiten ins Visier; legt Finger in Wunden, die wir schon gar nicht mehr wahrnehmen; stößt Nachdenken an auch und gerade dort, wo man ihm nicht zustimmen möchte. Schaut’s euch an, solange es noch in der Mediathek steht.


30.12.2024

quergedanken_logo Ich darf mich jetzt für dieses Jahr verabschieden und allseits einen guten Rutsch ins nächste wünschen. Als Dreingabe zum Jahreswechsel hier die 234. Folge meiner Monatskolumne „Quergedanken“ unter der Überschrift >“2025: Wird’s etwas besser oder noch schlimmer?“


29.12.2024

Obacht allüberall! Der derzeit fetteste Geldsack auf Erden ist nicht nur auf ökonomischen Profit scharf. Er greift auch nach poltischer Macht und geistigem Einfluss. Ziel: Die Menschenwelt nach seinen – kruden – Vorstellungen umbauen. Und er hat Helfer, darunter Trump, Döpfner, die AfD …


Guten Tag allerseits in den Vormonaten


Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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