24.4.2025
Vorgezogener Wochenendgruß,
weil ich drei oder vier Tage raus sein werde aus der digitalen Kunstwelt. Bekanntlich leiste ich mir ja den Luxus, ohne Smartphone-Gebrauch durchs Leben zu gehen, weshalb der PC meine einzige Zugangstür zum Reich der Bits und Byts ist. Und eben diese Tür, also mein PC, zieht nachher und übers Wochenende um in die Werkstatt von Freund Technikus.
Auf dem Plan stehen: Generalreinigung, raus mit allem analogen und insbesondere elektronischen Dreck, der sich eingenistet und angesammelt hat; Generalinspektion aller Funktionen/Programme sowie nötigenfalls Aktualisierung, Umrüstung, Aufrüstung. Ergo bin ich bis Montag oder Dienstag offline – und werde gewiss eine gute Zeit dabei haben. In diesem Sinne sei ein schönes (vielerorts womöglich antifaschistisch-demonstrationsfeudiges) Wochenende gewünscht. Wie’s Wetter wird, waass ma net so recht.
23.4.2025
Was mache ich heute am Welttag des Buches? Das, was ich fast jeden Tag ein Weilchen mache: In einem lesen. Derzeit in Klaus Viewegs Biographie „Hegel – Der Philosoph der Freiheit“. Nicht ganz einfach, diese Lektüre. Aber auch das gehört zu den angenehmen Seiten der Lesekultur: Es darf ein Buch auch mal etwas anstrengen. Da geht es dem Hirn nicht anders wie dem Körper beim Sport.
22.4.2025
Eigentlich müssten all diejenigen, die der Ansicht sind, es handle sich auch beim jetzigen Klimawandel um einen natürlichen Prozess, gegen den der Mensch nichts machen kann, energisch vertreten und verlangen: Die Regierungen der Erde mögen sehr schnell hunderte Milliarden Dollar/Euro in Maßnahmen zum Schutz der Weltbevölkerung vor und zur Anpassung der Menschheitszivilisation an den unabwendbaren natürlichen Klimawandel investieren. Doch ich höre keine/n eine solche Forderung erheben. Wie ernst nehmen diese Leute eigentlich selbst, was sie da ständig reden? Oder zu welchem tatsächlichen Zweck reden sie so? (ape)
Dieses Textchen ist mir in den Sinn gekommen, nachdem ich an mehreren Stellen im Internet, wo neuere Forschungsergebnisse zum Klimawandel publiziert worden sind, die Kommentarspalten dazu nachverfolgt hatte. Dort versuchen oft hunderte von „Gegenrednern“ die wissenschaftlich fundierten Infos lächerlich zu machen oder sie „sachlich zu widerlegen“ und/oder die gesamte Forschung zu verunglimpfen. Dabei sind zwei Hauptströmungen zu beobachten. Erstens die klassischen Klimawandelleugner, die unter dem kategorischen Motto zu Felde ziehen: „Es gibt gar keinen Klimawandel. Alles Erfindung und Hysterie-Mache.“ Zweitens ehemalige Klimawandelleugner, die im Laufe der letzten zehn Jahre und angesichts der unübersehbaren realen Klimawandelphänomene ihr Motto geändert haben in: „Ja, es gibt aktuell einen Klimawandel. Aber der ist nicht menschengemacht, sondern es handelt sich dabei um einen natürlichen, vom Menschen unbeeinflussbaren Prozess, wie er seit Urzeiten immer wieder aufgetreten ist.“
Mein Post-Text zielt auf diese zweite Gruppe. Denn sie muss sich fragen lassen, wie ernst sie selbst nimmt, was sie da sagt (und was in der Öffentlichkeit leider immer wieder verfängt). Denn wie reagiert die Menschheit normalerweise auf die Gefahren von Naturkatastrophen? Sie versucht seit Menschengedenken Schutzmechanismen zu organisieren. Wir installieren Deiche und Dämme hier, komplexe Bewässerungssysteme dort; wir errichten erdbeben-resiliente Gebäude, versuchen uns an Frühwarnsystemen für Erdbeben und Vulkanausbrüche; wir organisieren Brandschutz- und Brandbekämpfungssysteme, Katastrophenschutz, Notfallbevorratung …. Es müsste also für all diejenigen, die Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels für Unfug halten, weil es sich nach ihrer Ansicht dabei um einen natürlichen unaufhaltsamen Prozess handle, logischerweise ein dringliches Anliegen sein, dass allerorten weltweit gewaltige Anstrengungen zur Einrichtung von Schutzmechanismen unternommen werden. Hört oder liest man davon bei diesen Herrschaften irgendetwas? Mir ist beim Zug durch die Kommentarspalten rein gar nichts in dieser Richtung begegnet.
18.4.2025
Hanns Dieter Hüsch. Erinnert ihr euch noch an ihn? – diesen vielleicht bedeutendsten, wundervollsten und besten unter den wunderbaren und guten Künstlern des deutschen Kabaretts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Etliche der Älteren unter uns dürften ihn noch live auf der Bühne erlebt haben, mit seiner kleinen Schrammelorgel in der besonderen Spielart des Literarischen Kabaretts bewegend, bestürzend, erhellend, lachenmachend – brillierend. Mir ist er letztmals irgendwann in den 1990ern in der Koblenzer Kultufabrik begegnet. Wie ich jetzt auf Hüsch komme? Durch den Hinweis auf ein Buch, das eben anlässlich seines 100. Geburtstages am 6. Mai 2025 erschienen ist. Und das, so hoffe ich, nicht die einziger Würdigung zum Jubiläum des leisen Wort- und Gedanken-Großmeisters bleibt.
Der Buchhinweis:
„Hanns Dieter Hüsch zum 100. Geburtstag. Erinnerungen von Freunden und Bewunderern“ ( 274 Seiten, ISBN-13:9783769327830, Verlag: BoD – Books on Demand).
Mit Beiträgen u.a. von Jürgen Becker, Matthias Brodowy, Katja Ebstein, Franz Hohler, Margot Käßmann, Jürgen Kessler, Renate Künast, Manfred Lütz, Jochen Malmsheimer, Manfred Maurenbrecher, Arnulf Rating, Lars Reichow, Mathias Richling …
17.4.2025
Netzfund. Leseempfehlung. Hochinteressant, des Nachdenkens wert und zugleich tief beunruhigend: Persönliche Erklärung einer Amerikanerin dafür, was (ein Teil der) Trump-Anhänger ihm nachlaufen lässt, egal was er für Schweinereien anstellt. Da wirken Triebkräfte jenseits aller Rationaltät, wie sie – in etwas anderer Traditionslinie – wohl auch manche AfD-Anhänger antreiben, und die für sachliche Argumentation völlig unzugänglich sind. (Der Text stammt von 2020, wer ihn ins Deutsche übersetzt hat, ist mir unbekannt.)
Aus Feminist News, 2020:
„Es wurde die Frage gestellt: „Warum unterstützen die Leute Trump weiterhin, egal, was er tut?“ Eine Frau namens Bev antwortete darauf:
„Ihr versteht es alle nicht. Ich lebe in Trumps Gegend, in den Ozarks im Süden Missouris, einem der letzten Orte, wo der Ku-Klux-Klan noch relativ stark vertreten ist.
Ihnen ist scheißegal, was er tut. Er ist einfach nur ein Anhängsel, um den man sich versammelt und Liberale hasst, das war’s, Punkt. (…)“ > Ganzen Beitrag lesen hier (freier Text)
16.4.2025
Rubrik „Nette Alltäglichkeiten“:
Der Mensch ist, was er isst. Im vorliegenden Fall: süß und deftig und scharf; traditionsbewusst und revolutionär; bodenständig und innovativ; heimatverbunden und weltoffen; mehrheitsfähig und völlig unempfindlich für Zeitgeistmoden. Was also hatte ich heute zum Abendessen auf dem Teller? Jawoll: Toast Hawaii.
15.4.2025
Es macht sich in einigen Teilen der Öffentlichkeit, bei einigen Politikern und jetzt obendrein in einigen führenden Köpfen deutscher Qualitätsmedien ein fatales Fehlurteil breit: Weil die AfD von so vielen Menschen gewählt würde, handle es sich um eine normale Partei, die in den Parlamenten und Medien gleichgewichtig mit den anderen demokratischen Parteien behandelt werden müsste. Dem steht allerdings der Tatsachenbefund entgegen: Die AfD ist so wenig eine normale Partei wie die derzeitige Belegschaft des Weißen Hauses eine normale US-Regierung ist.
14.4.2025
Es sei aus mannigfach aktuellen Anlässen zur Erst- oder Wiederlektüre resp. Theateraufführung nachdrücklich ans Herz gelegt: das Drama „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch.
14.4.2025
Himmelarschundwolkenbruch! Das war ja jetzt wohl gar nix mit dem versprochenen Regen. Jedenfalls bei uns hierum trieben das ganze Wochenende hindurch lebhafte Winde zwar allerhand graue, aber impotente Wolken übers Land. Geregnet hat es genau 15 Sekunden lang, mithin etwa zwei Dutzend Tropfen pro Quadratmeter. Wiesen, Felder, Wald, Garten sind so trocken und meine Regenfässer so leer als wie zuvor. *grummel*
13.4.2025
An diesem Freitag hatte ich mal wieder Kritikerdienst. Die Besprechung des 9. Anrechtskonzerts beim Musik-Institut Koblenz fällt etwas aus dem gewohnten Muster, denn es war ein Abend des Abschieds: Nach nur drei Spielzeiten hat Benjamin Shwartz aus persönlich-familiären Gründen seine Position als Chefdirigent des in Koblenz ansässigen Staatsorchesters Rheinische Philharmonie aufgegeben, kehrt mit Gattin und Kindern in seine US-amerikanische Heimat zurück. Zum Ausstand dirigierte er Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur (Solist: Daniel Ottensamer) sowie Mahlers gewaltige 6. Sinfonie – und wurde vom Auditorium mit Standing Ovations verabschiedet. > Mein Artikel für die Rhein-Zeitung dazu (4300 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text)
12.4.2025
Samstag, 12. April, früher Abend:
Die gähnend leeren Fässer sind geöffnet,
recken die gierigen Mäuler ‚gen Himmel,
lechzend wie auch das Land ringsumher
nach dem Nass, das versprochen ward
von wetterkundigen Auguren in Bälde.
Ich werde nicht mehr regentanzen. Vorbei.
Es braucht knackige Burschen und Maiden
für die wildschäumenden zauberischen Riten.
Den faltigen Alten ist’s derweil aufgegeben,
fürderhin nach weisem Ratschluss zu streben,
und den Begierden des Leibes mit Bedacht,
gleichsam in wohliger Mäßigung zu begegnen.
10.4.2025
Politisch: Faschisten, Imperialisten, Barbaren. Ökonomisch: Betrüger, Erpresser, Falschspieler, Diebe, Raubritter. In summa: Die derzeitige Regierung der USA.
8.4.2025
Ordentliche Zeitungen zu lesen, das bildet. Habe jetzt bei der Lektüre der „Zeit“ von vergangener Woche (Nr. 14, 2025) wieder etwas gelernt, und zwar über mein eigenes Leben. Genauer: Mein Nachtleben. Noch genauer: Meine Schlafpraxis. Thema: die Wolfsstunde. > Einige Bemerkungen dazu hier
6.4.2025
Es sind noch nicht Hunderttausende, aber es bewegt sich etwas in den USA gegen die Trump/MAGA-Marodeure. In mehr als 1000 US-Städten gab es am 5.4. Demonstrationen. Nach meinen Informationen bewegen sich die Teilnehmerzahlen je nach Ort zwischen einigen Hundert und 20.000 bis 30.000.

4.4.2025
So, dann sei nun allseits ein sinnenfrohes Teilwochenende in Hochfrühlings- resp. Frühsommer-Flair gewünscht – bevor Richtung Sonntag/Montag das Thermometer wieder auf die Rutsche geht.
Bei mir hinterm Haus ist seit gut einer Woche die Gartensaison voll im Gange und seither Muskelkater mein ständiger Begleiter. (Freude: Der Rücken fühlt sich erstaunlich gut bei 2 bis 3 Stunden buddeln, hacken, rechen täglich). Letzten Freitag hatte ich zehn Salat- und zehn Kohlrabi-Pflanzen unter Vlies ausgesteckt. Sie haben die hier teils noch frostigen Nächte überstanden. Eben entdeckt: Die früheste eigene Aussaat, Radieschen, streckt keimende Nasen aus der Hochbeeterde. Der Pflaumenbaum blüht, was das Zeug hält; die Johannisbeeren haben en masse Blütenknospen angesetzt. Kartoffeln sind seit gestern in der Erde. Sorgen macht mir allerdings: Wir gehen mit leeren Regenfässern in die Vegetationsperiode und die Erde ist bereits mehr als spatentief knochentrocken.
3.4.2025
Trump erklärt also der ganzen Welt den Krieg, den Wirtschaftskrieg. Nun denn: Weil der Aggressor keine andere annehmbare Wahl lässt, wird die Welt diesen Krieg ausfechten müssen. Verluste auf allen Seiten sind unausweichlich. Aber dass der Angreifer seine Kriegsziele erreicht, ist keineswegs ausgemacht, sogar eher unwahrscheinlich. Schließlich wissen wir aus der Geschichte: Sich mit der ganzen Welt anzulegen, war letztlich noch nie eine erfolgreiche Strategie.
2.4.2025
Sie sind schon interessant, die Reaktionen auf das Le-Pen-Urteil. Sämtliche Rechtsaußen, Faschisten, Autokraten und Fans der Autokratie zetern dagegen; es sei ein „rein politisches Urteil“. Manche Leute aus linken und antifaschistischen Kreisen auch hierzulande bejubeln es aus genau dem gleichen Grund. Ich halte beides für eine politisch motivierte Fehldeutung. Le Pen und 23 ihrer Mitstreiter wurden kriminaljuristisch verurteilt wegen Betrugs in Form von systematischer Veruntreuung und illegaler Zweckentfremdung von EU-Geldern (Steuergeld).
Das Gericht brachte dabei ein Gesetz zur Anwendung, das vor einigen Jahren in Frankreich eingeführt worden ist speziell, um Missbrauch von öffentlichen Geldern durch politische und staatliche Amtsträger zu unterbinden. Marine Le Pen hatte damals selbst nachdrücklich ein noch strengeres Gesetz gefordert, um solchem Missbrauch durch Politiker kategorisch einen Riegel vorzuschieben – auch durch sofortige Aberkennung des passiven Wahlrechts, allerdings gleich „auf Lebenzeit“.
Übrigens: Einer jüngsten Umfrage zu Folge halten 57 % der Franzosen das Urteil angesichts der Vorwürfe „für normal“, 68 % finden, dass der sofortige temporäre Entzug des passiven Wahlrechts für Le Pen gerecht sei.
1.4. 2025
1. April 2025. Bin eben mal durchs Internet gewuselt auf der Suche nach Scherzmeldungen, Verarschungen, irren Erfindungen, Münchhausen-Stories anlässlich des 1. April. Habe dabei festgestellt: Kann keinen Unterschied zu jedem anderen Tag in jüngerer Zeit feststellen.
30.3.2025
Aus der Türkei erreichen uns dieser Tage Bilder, wie wir sie uns seit Wochen auch für die USA gewünscht hätten: Hunderttausende Bürger aus allen gesellschaftlichen Bereichen – an diesem Wochenende in Istanbul wohl bis zu zwei Millionen – gehen auf die Straße. „Für eine demokratische Türkei“, „Gegen den Diktator Erdogan“. Und das trotz Versammlungsverbot; trotz staatlicher Beschränkung der Social.Media-Kanäle; trotz Nachrichtensperre in den Staatsmedien; trotz massiver Verhaftungswellen, die selbst vor Journalisten und Auslandskorrespondenten nicht halt machen. Mit der willkürlichen Inhaftierung seines einflussreichsten Kontrahenten Imamoglu im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen hat Erdogan zu erkennen gegeben, dass er gewillt ist, die Türkei vollends in eine Diktatur unter seiner lebenslangen Herrschaft zu verwandeln. Die Massendemonstrationen gegen dieses Vorhaben sind in unseren gegenwärtig düsteren Zeiten ein bedeutender Hoffnungsschimmer weit über die Türkei hinaus.
30.3.2025
Am Wochenende unternahm der Ruheständler mal wieder einen Ausflug in den alten Beruf: Kritikerdienst für die Rhein-Zeitung beim 8. Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz. Es war ein schönes Konzert, auch ein sehr gutes. Ich musste nicht kritteln oder diplomatisch durch die Blume sprechen, sondern konnte offen heraus loben, was ich immer schon gerne tat. Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie spielte unter seinem Noch-Chefdirigenten Benjamin Shwartz Smetanas „Moldau“, das Cello-Konzert h-Moll op. 104 von Dvorak (Solist Julian Steckel) und Béla Bartóks Konzert für Orchester Sz 116. Also zweimal tschechische Hochromantik; plus einmal klassische Moderne aus der Feder eines Ungarn im amerikanischen Exil, damals 1940, als die USA noch das Land der Freiheit waren. > Hier meine Konzertbesprechung (4400 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text)
28.3.2025
Zum Monatswechsel wie gewohnt meine Kolumne „Quergedanken“. Die heute im mittelrheinischen Monatsmagazin „Kulturinfo“ erschienene Folge 237 steht unter der Überschrift „Gegen das Getrumpel: Vivat free Europe!“ und beginnt so: „Kreuzdonnergewitter, jetzt muss ich schon wieder politisieren, obwohl mir das zum Halse heraushängt. Aber es nicht zu tun, käme völliger Ignoranz gleich in diesen Tagen, da die Weltordnung von Grund auf umgekrempelt wird wie seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. (…)“ > Ganzen Text lesen hier (freier Lesetext)
Guten Tag allerseits in den Vormonaten