ape. Am Morgen nach dem wahrlich unschönen (aber erwarteten) Wahlergebnis erfüllt mich gleichwohl Zuversicht und eine ruhige Entschlossenheit. Nicht zuletzt mit Blick auf die Weltläufigkeit, Lebensfreude und Freiheitlichkeit des Großteils unserer jungen Leute mache ich mir nun auf die alten Tage ein fast vergessenes Motto wieder zum Leitsatz: No paseran (sie, die Braunen, werden nicht durchkommen)!
Mögen die Gaulands noch so laut in Blut-und-Boden-Manier krakeelen „wir holen uns unser Land und unser Volk zurück“, sie werden beides nicht bekommen, wenn wir es ihnen nicht ausliefern. Die Illusionen sind nun zerstoben. Wir sehen, Freiheit und Menschlichkeit sind auch hierzulande keine unverbrüchliche Selbstverständlichkeit.
Wir sehen ferner, was in den vergangenen 30 Jahren weithin vergessen war: Die Nagelprobe auf jedwede Gesellschafts-und Wirtschaftspolitik war und bleibt nicht ihr formelhafter, sondern letztlich ihr tatsächlicher Umgang mit Leben und Perspektiven der Nichtwohlhabenden, der Armen, der Abgehängten und Ausgegrenzten.
Wir sehen, dass der gerade für Deutschland so unselige Mechanismus bei einem – seit eh und je vorhandenen – kräftigen Minderheitenpotenzial noch prima funktioniert, die Schuld für allen Verdruss den vermeintlich Anderen, Fremden oder noch Ärmeren und ihren „Helfershelfern“ zuzuschieben.
Wir sehen schließlich: Der braune Schoß ist noch fruchtbar, und was er an Perstilenz gebiert, ist weiter ansteckend.
Manches am vermeintlich Neuen erinnert Ältere an die 1960er. Vielleicht müssen wir nun auch wieder an die damaligen Kämpfe anknüpfen, um zu beleben und zu verteidigen, was an Freiheitlichkeit und Sozialität erstritten worden war. Die Bedingungen sind heute komplizierter, aber auch besser – sofern wir die Illusionen beiseite legen.
Andreas Pecht