ape. Inflation ist ein perfides Monster. Und die jetzige ist besonders übel. Nicht nur, weil sie die aktuellen Lebenshaltungskosten in einem rasanten Tempo mit Steigerungsraten in die Höhe treibt, wie de facto noch keine der Inflationsphasen in Deutschland seit der Währungsreform 1948. Selbst die beiden „Hochinflationen“ der 1970er-Jahre (6 bis 7,1%) wirkten sich auf Otto und Paula Normalo vorallem mittel- und langfristig keineswegs so gravierend aus wie die heutige.
Denn bei 3 bis 6 oder mehr Prozent Zinsen hielt sich im Unterschied zu jetzt die Entwertung von zurückgelegten Notgroschen, Sparguthaben, Lebensversicherungen und anderen Langzeit-/Altersvorsorgen durch die damaligen Inflationen in Grenzen. Da nun aber die Zentralbanken seit der 2009er Finanzkrise/Bankenrettung die Märkte mit Geld fluten und ein Null-Zins-Diktat praktizieren, frisst die Inflation seither das Angesparte und die so eifrig beschworene private Altersvorsoge ungebremst weg.
Im Grund können die Älteren Tag für Tag zusehen, wie auf diese Weise Teile der eigenen Lebensleistung, vielfach schon vor Jahrzehnten erbracht, nachträglich vernichtet werden. Und müssen die Jüngeren erleben, wie ihre Arbeit schnöde entwertet wird, weil ihnen die Inflation das, was sie von ihrem Arbeitslohn als Vorsorge für schlechte Zeiten und später beiseitelegen, einfach verbrennt.
Übrigens: Corona-Krise und Ukraine-Krieg verschärfen die Inflationsentwicklung natürlich gehörig. Begonnen hat sie aber schon lange vorher. 2009 nämlich, mit dem Einstieg der Zentralbanken in die Flutung der Welt mit Geld. Schon in den 2010er-Jahren warnten viele Finanzfachleute: Diese Art der Wirtschaftsförderung durch Unmengen von billigem Zusatzgeld sei eine Hochrisikopolitik. Schon kleine Verwerfungen im internationalen Wirtschaftsgeschehen könnten zu einer explosiven Inflationsentwicklung führen. So ist der Krug denn seit 2009 beständig vollgelaufen – bis ihn nun Seuche und Krieg schlagartig überlaufen und brechen ließen.
Andreas Pecht