Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Marx würde heute „Fridays for Future“ begrüßen

Die nachfolgende Bemerkung bezieht sich auf ein paar Strömungen am äußersten linken Rand des politischen Spektrums (ist mithin zur allgemeinen Diksussion eher ungeeignet).

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Schlimm ist, dass einige Zeitgenossen noch immer partout nicht begreifen WOLLEN oder mit aller gewalt verdrängen, was längst erlebbarer, vorallem nach systematischer Beobachtung, Messung sowie Hochrechnung wissenschaftlicher Goldstandard ist: Die jetzige und nächste Phase des Klimawandels wird primär durch zwei Faktoren geprägt: a) Fortschreitender Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur; b) Häufung chaotischer und ZU intensiver Wetterausschläge in jedwede Richtung.

Am schlimmsten aber ist es derzeit, wenn gerade Leute, die von sich meinen, in marxistischer Tradition zu stehen, in völliger Abkehr von der Untersuchungsmethodik des historischen Materialismus die jüngeren objektiven Bedingungen für die Gesellschaftsentwicklung mit der banalen Ignoranz kleinbürgerlicher Stammtische einfach abtun.

Bei einer tatsächlich marxistisch orientierten Analyse heutiger Realität wäre u.a. unbedingt dieser „neuen“ objektiven Bedingung Rechnung zu tragen (deren tendenzielle Wirkmacht übrigens bereits im Kommunistischen Manifest, im „Kapital“ und vor allem in Friedrich Engels „Bericht über die Lage der arbeitenden Klasse in England“ angedeutet wurde): Der Kapitalismus sowie der staatsmonopolistische Industrialismus haben die „natürlichen“ ( = ökologischen) Grundlagen der modernen Industrien, der von ihnen beförderten Art der Konsumption, ja der Weltzivilsation insgesamt in einem Ausmaß zerrüttet, das jede weitere Entwicklung des ökonomischen Unterbaus wie des gesellschaftlichen Überbaus, schon heute und ferner umso mehr, maßgeblich beeinflusst, ja alsbald sogar grundsätzlich in Frage stellen kann.

Alle vermeintliche „Gesellschaftsanalysen“, die dieses Faktum nicht einbeziehen oder ihm nur marginale Nebenbedeutung zumessen, sind schlechterdings, pardon, für den Arsch (auch völlig unmarxistisch). Was die Soziale Frage betrifft, so kann sie heute ernsthaft nur behandelt werden mit Blick auf ihre objektive Ankettung an und Wechselwirkung mit der ökologischen Frage.

Das ist übrigens im Denken und Fordern der neuen globalen sozialökologischen Jugendbewegungen (FfF) schiere Selbstverständlichkeit. Insofern steckt in diesen Bewegungen aktuell auch mehr Potenzial zu kapitalismuskritischem Nachdenken, als im verbissenen Vertreten einer seit Jahrzehnten nicht mehr hinsichtlich sich verändernder Realitäten aktualisierten Dogmatik.

Nein, werte Leute ganz links draußen, der Marxismus ist als historisch-materialistische Art der Weltbehandlung gewiss nicht tot. Aber anwenden müsst ihr ihn schon.

Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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