Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im April 2023

01.05.2023

Es müsste sich doch unter acht Milliarden Leuten ein geschickter Diplomat oder eine Diplomatin finden lassen, der oder die mit der irdischen Natur einen Vertrag aushandelt, wonach diese künftighin etwas verständisvoller mit den Belangen der Menschenspezies umgeht. Ihr ständig stures Beharren auf unausweichliche Gültigkeit von Naturgesetzen ist schließlich nicht besonders kooperativ.

Es wäre also eine Vereinbarung zu treffen, wonach sie, die Natur, sich verpflichtet, Rücksicht zu nehmen auf den Zwang des menschlichen Wirtschaftens zu ewigem Wachstum sowie Nachsicht zu üben mit den lebensartlichen Begehrlichkeiten nicht zuletzt der wohlhabenden Individuen dieser Spezies, immer mehr materielle Güter in ihren Besitz und Gebrauch zu bringen.

Ferner müsste der Vertrag eine Selbstverpflichtung der Natur enthalten, von nun an aggressive Reaktionen auf nachfolgend genannte Umstände modern-zivilisatorischer Bedingungen zu unterlassen: die Verwertung planetarer Material- und Flächenressourcen, die unvermeidliche Belastung von Luft, Wasser, Erde und Artenbestand. Schließlich müsste die Übereinkunft einen Passus enthalten, in dem die Natur der Menschheit einen Streckungs-Zeitrahmen von 5 bis 10 Generationen einräumt bis zum Abtrag vertraglicher Gegenleistungen in Form planetenweit wirksamer Nachhaltigkeitsumstellungen ihrer Lebensart.

Auf diese Weise könnte gewiss ein Win-win-Verhältnis zwischen Homo sapiens und irdischer Natur implementiert werden. Das muss doch, bitteschön, zu machen sein. Stellenausschreibung: Überragende diplomatische Fachkraft m/w/d für eine besondere Vermittlungsaufgabe gesucht. (*Ironie aus*)


30.04.2023

Liebe, liebste, lieblichste und leibliche bis leibhaftige Hexen, ich wünsche euch lebhaft-vergnügliche Flug- und Luststunden in dieser eurer Nacht. Ihr habt dafür meine volle Sympathie. Eine Bitte allerdings möcht‘ ich mitgeben zur Waldpurgiskonferenz: Lasst doch in dieser Saison mal den Unfug, mir in den Rücken zu schießen.


29.04.2023

Fürs verlängerte Wochenende verspricht der Wetterbericht meiner Frühstückszeitung in der Mittelrheinregion leichte Bewölkung, allerhand Sonne und kein Regen. Ich glaube es zwar erst, wenn ich’s realo erlebt habe, wünsche gleichwohl allerseits angenehme Tage. Und wer sich noch der alten und immer wieder aktuellen Tradition des 1. Mai verbunden fühlt als Feier-, Protest-, Demonstrationstag vor allem der Lohnabhängigen gegen Ausbeutung, Armut, Unterdrückung, Ungerechtigkeit in aller Welt, der und dem sei mein solidarischer Zuspruch übermittelt.

Lebensnaher Wochenendgruß aus der Malstube, weil es gelegentlich eben auch mal bei besten Beziehungen raucht im Karton, wie hier von zwei Tänzerinnen symbolisiert. Dann herrscht „dicke Luft“, so auch der Titel meiner eben fertig gewordenen jüngsten Malarbeit (50 x 60 cm, Acryl auf Leinwand).

Titel „Dicke Luft“. 50 x 60 cm, Acryl auf Leinwand. 29.04.2023 (c) Andreas Pecht

28.04.2023

„Das ist der geilste Scheiß des Jahrhunderts!“ Freund Walter ist kaum noch vom Computer wegzukriegen. Was er da treibt, oft die ganze Nacht? Er korrespondiert, laboriert, diskutiert – mit Maschinen. Er probiert, was allein schon die Hände eines Laien mit KIs (den sogenannten Künstlichen Intelligenzen) anfangen können, über die jetzt aufgeregt mal vor Begeisterung, mal vor Entsetzen pallavert wird.

So beginnt die heute im mittelrheinischen Magazin „Kulturinfo“ erschienene Folge 214 meiner Monatskolumne „Quergedanken“. Sie endet mit dem gescheiten Satz: Dann schalte den PC endlich ab und lass uns in den Biergarten gehen. > Ganzen Texten „Zauberlehrlinge ohne Meister“ lesen


26.04.2023

Manchmal fühlt sich mein Hirn (vom Gemüt ganz zu schweigen) in dieser Welt doch recht deplaziert. Zwei Beispiele:

1. Während (nicht nur) auf deutschen Straßen immer mehr Autos fahren, und die vor allem immer größer, schwerer, stärker werden, streitet die Zeitgenossenschaft wie besessen um neue Antriebstechniken dafür. Derweil rumort es in meinem Kopf ständig: Die eigentliche Entwicklungsfrage müsste doch lauten „Wie kommen wir zu kleineren und weniger Autos?“
2. Auch in Sachen Wärmewende verstehe ich die Welt nicht mehr. Kommen muss sie, das ist klar. Und mein Hirn denkt fortwährend: Warum streiten alle wie die Bürstenbinder um individuelle Wärmeerzeugungs-Techniken für Abermillionen Einzelhaushalte, statt sich über eine kollektive Generallösung zu unterhalten: Fernwärme-Netze, fast republikweit. Schließlich haben wir eine derart flächige Infrastruktur schonmal hingekriegt: Binnen rund drei Jahrzehnten waren nahezu jedes Kaff und die allermeisten Häuser an die Totalverrohrung des Öffentlichen Abwassersystems mit tausenden neu errichteter Klärwerke angeschlossen. Sowas ließe sich auch für die Wärmeversorgung schaffen – mit kommunalen Wärmekraftewerken auf Basis nachhaltiger Kombitechniken, wie sie kein Privathaushalt auch nur annähernd so effektiv zu nutzen vermag. Aber darüber redet im großen Pallaver kaum jemand. Ich begreif’s nicht.


25.04.2023

Harry Belafonte gestorben. So viele Erinnerungen an einen wunderbaren Musiker, einen Stifter von Lebensfreude, einen Kämpfer gegen Armut und Rassismus. RiP


24.04.2023

Nein, ich bin kein Parteigänger der Grünen. Und ja, ich liebe satirische Spöttelei. Was aber derzeit verbreitet an Grünen-Bashing betrieben wird, ist überwiegend eine Beleidigung für den Intellekt: Geistlos, geschmacklos, vorurteilsbesessen, hetzerisch, verlogen, dreckig – noch unter „Bild“-Niveau.


20.04.2023

Trauer um Barbara Pietjou. Die einstige Tänzerin und nachher Tanzpädagogin, Mitbegründerin des „Tanztheaters Regenbogen“, der Koblenzer Kulturfabrik und des Koblenzer Jugendtheaters ist diese Woche nach schwerer Krankheit 71-jährig gestorben. Sie war eine interessante, liebenswerte, engagierte und für die Kulturszene in Koblenz oft wichtige Persönlichkeit. Ich durfte mit ihr im Verlauf mehrerer Jahrzehnte manch spannendes Gespräch über Kunst und Kultur, Tanz/Ballett, aber auch den Gang von Politik und Welt führen.

Für Interessierte hier mein letzter Artikel, den ich 2017 über Barbara Pietjou geschrieben haben – ein kleines Lebensporträt anlässlich des damaligen 20. Geburtstages ihrer Koblenzer Tanz-/Ballettschule „Steps“. (Freier Lesetext) > Fast ein ganzes Leben im Dienste des Tanzes


16.04.2023

So verzettelt der Frühling sich heuer einführt, so verzettelt war auch meine jüngste Malphase. Es zog sich – wie immer bei mir, wenn Landschaft mit im Spiel ist. Da geht mir unterwegs öfter mal die Lust flöten. Jetzt aber wieder ein Wochenendgruß aus der Malstube. Entfernte Ähnlichkeiten mit real existierender Location und Person sind nicht ganz auszuschließen. Schönen Sonntag noch.

Titel: „Der Berg ruft“. 60 x 50 cm, Acryl/Gouache auf Leinwand. 16.04.2023 (c)Andreas Pecht

15.04.2023

Freude! Denn dieser 15. April anno 2023 ist für mich ein guter Tag. Einer der besten seit Jahrzehnten. Fast 50 Jahre meines Erwachsenenlebens habe ich darauf gewartet und gehofft, habe dafür gestritten, unzählige Kilometer demonstriert und hunderte Diskussionen darum geführt. Und ich werde nun keine davon mehr zum x-ten Mal erneut führen. Die Argumente waren und sind bis heute die immergleichen, wie auch die grundlegenden Faktoren der Unverantwortbarkeit für die Lebenden und kommende 30 000 Generationen Nachgeborene gleich geblieben sind. It’s over, und das ist gut so. Finis.


13.04.2023

Nachtgedanken.
Physikalische Gesetze sind manchmal ein Elend. Beispiel: Je schwerer und größer ein Gegenstand, umso mehr Energie muss für seine Fortbewegung aufgewandt werden. Heißt u.a.: Je schwerer und größer ein Automobil …. (Gilt auch für E-Autos).
Übrigens: Für die Bearbeitung selbst der simpelsten Anfrage oder des primitivsten Auftrages verbraucht eine KI der jüngsten Generation das Hundertfache bis X-tausendfache an Elektrizität einer bisherigen Google-Suche.


10.04.2023

Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Diktaturen ist nur ein Aspekt eines viel größeren Problems, was man schon vor dem Ukraine-Krieg zu Beginn der Corona-Pandemie sehen konnte und auch davor schon lange hätte sehen können: Die Weltwirtschaft hat sich systematisch wegbewegt von den Prinzipien der Diversität und der Redundanz, also von der Vielfalt und der doppelten oder mehrfachen Sicherstellung (etwa der Belieferung mit Rohstoffen, Halbfertigprodukten, Energie, der Lager- und Vorratshaltung, der teilweisen Selbstversorgung, der Lieferketten, der Wirtschaftskreisläufe etc.). Mit der einseitigen Fixierung auf die jeweils billigsten und/oder profitabelsten Wege, Verbindungen, Möglichkeiten, Produkte auf dem Weltmarkt sind wir bis auf die Ebene der Regionen hinunter Zug um Zug und ziemlich blind in die Falle weitgehend eindimensionaler Abhängigeiten gestolpert. Das ist so, als würde die Natur gezielt auf genetische Vielfalt/Artenvielfalt verzichten. Tut sie aber nicht, weil Diversität eben DAS Erfolgsmodell des Lebens schlechthin ist. Aber Homo oeconomicus („sapiens sapiens“) wusste es halt mal wieder besser.


07.04.2023

Es sei allseits ein schönes, erquickliches, langes Feiertagswochenende gewünscht.


Im vergangenen Jahr hatte ich die lichte Jahreszeit mit diesem kleinen Gemälde („Frühlingserwachen 1“, 50 x 50 cm, Acryl auf Leinwand) begrüßt. Heuer mache ich das gleich noch einmal – weil jüngst nichts Neues entstanden ist.


04.04.2023

Nachfolgend der Anfangspassus meiner Kritik zur Uraufführung des neuen Stückes von Armin Petras: „Zwei Stunden und 20 Minuten ohne Pause sind nicht eben kurz, werden einem bei „blut wie fluss“ am Theater Bonn aber auch nicht lang. Armin Petras hat die Uraufführung des neuen Stückes aus der Feder seines Alter Ego Fritz Kater ohne viel Effektbrimborium inszeniert. In minimalistisch ausgestatteten, fast leeren Spielräumen von Tom Musch entsteht aus einem Dutzend Szenen eine von Nachdenklichkeit schwere Collage, die einige bedeutende Momente deutscher Geschichte seit 1946 mit Schicksalen gewöhnlicher Zeitgenossen verwebt. (….)“ > Zur kompletten Besprechung (4400 Anschläge, Lesezeit 3 Min., kostenpflichtiger RZ-Text)


01.04.2023

Die jüngste Folge meiner Kolumne „Quergedanken“ (Nr. 223 s.u.) hat einige Diskussionen ausgelöst, die sich, überspitzt formuliert, um den Gegensatz zwischen „bornierter Technik-/Fortschrittsfeindlichkeit“ und „blinder Technik-/Fortschrittsbegeisterung“ drehen. Zwar sehe ich so den Kolumnentext missverstanden, kann das aber nicht ändern. Weshalb noch eine kurze Ausführung nachgeschoben sein.

Im Grunde ist es doch ganz einfach: Fast jede in der Menschheitsgeschichte neu entwickelte Technik hat zwei Seiten, eine positive und eine negative. Dummerweise vergisst, übersieht, verdrängt, leugnet jeweiliger Epochenzeitgeist (oder Werbung, Geschäftsinteresse, Trendbegeisterung etc.) häufig diese Janusköpfigkeit „des Fortschritts“. Weshalb, ebenfalls dummerweise, oft erst nach einigen Jahren, gar ein, zwei, drei Generationen später deutlich wird, dass man sich zusammen mit den Vorteilen neuer Techniken und Produkte womöglich auch jede Menge Probleme eingehandelt hat. Probleme, die vielleicht hätten eingehegt oder vermieden werden können, wäre man frühzeitiger etwas kritischer, skeptischer, vorausschauender mit den Neuentwicklungen umgegangen. Beispiele: Dynamit, Fossilenergie, Atomkraft, Automobil, Fernsehen, Internet, Smartphone, KI …. Plastik, Pestizide, Kunstdünger ….

Es wäre m.E. vernünftig und könnte durchaus hilfreich sein, sich – wie bei jedem Medikament – auch bei neuen Techniken und Produkten frühzeitig Gedanken über Risiken, Neben- und Folgewirkungen (für die ganze Gesellschaft oder gewisse Teile davon) zu machen. Etwa darüber, was aus einer schönen Einzelerfindung in einer Werkstatt oder einem Labor werden kann, sobald sie massenhaft im Gigamaßstab zum Einsatz kommt und womöglich die ganze Lebensart der Menschheit dominiert.



31.03.2023

Die heute erschienene Folg 213 meiner Monatskolumne „Quergedanken“ wirft einen kurzen Blick auf ein seltsames Phänomen der Gegenwart: Da redet alle Welt ständig von „Alterung der Gesellschaft“, zugleich jedoch wird von der wachsenden Zahl der Alten ganz selbstverständlich erwartet, dass sie hinsichtlich der Technikentwicklung mitziehen wie Junge und sich geschmeidig einfügen in die Digitalisierung aller Lebenssphären. Natürlich sind eine Menge Senioren intellektuell durchaus in der Lage etwa die Funktionsweise eines Smartphones zu begreifen (oder es in hohem Alter noch zu lernen). Aber, um nur einen Faktor vorweg anzusprechen, es macht bespielsweise einen gewaltigen Unterschied, ob jemand mit flott fliegenden Daumen oder nur mit zittrigem, steifem Ein-Finger-Suchsystem vor schlechten Augen das Maschinchen bedient. > Dazu mehr unter der Überschrift „Hey Digitals, auch ihr werdet mal alt“ 



>>> „Guten Tag allerseits“ in den Vormonaten

Andreas Pecht

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