Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Guten Tag allerseits im Mai / Juni 2024


28.06.2024

Freitag ist’s. Also darf ich allerseits ein so oder so genuss- und lustreiches Hochsommer-Wochenende wünschen. Und dass es ohne Krawall-Unwetter abgehe. Allerdings lehrte mich die junge Wetterfee des heute-journals gestern ein neues Wort: Eine „Schwergewitterfront“ werde ab Samstagabend in den Westen/Südwesten Deutschlands hereinziehen. Ihre ältere Kollegin bei den Tagesthemen, Claudia Kleinert, sprach anschließend etwas zurückhaltender von „teils sehr ergiebigen, lang anhaltenden Niederschlägen mit eingelagerten Gewittern“.

 Als leichte Lektüre-Dreingabe zum Wochenendgruß darf ich meine heute erschienene Monatskolumne „Quergedanken“ (Folge 228) servieren. Sie steht unter der sprichwörtlichen Überschrift > „Wenn jemand eine Reise tut, dann …“. Passend zur beginnenden Ferienzeit geht es darin um meinen stattgehabten Urlaub an der Ostsee sowie den Umstand, dass es davon nicht ein einziges Foto gibt.


27.06.2024

Da hockst du ganz entspannt im Schatten des Haselgebüsch‘, streckts in der Schwüle alle Viere von dir und schmökerst dich hin zu fernen Welten. Plötzlich zischt es, macht gleich drauf gewaltig krawumm; von einem Moment auf den nächsten öffnen sich die Himmelsschleusen und stürzen gehörige Wassermassen hernieder. Es hat sich hinten ums Haus rum heimtückisch und unbemerkt eine kleine Gewitterzelle angeschlichen, die nun rotzt und protzt, als sei sie eine große Wetterfront.

Ob nun klein oder groß: Ich muss eilen, rennen, springen. Die Gartenstuhlkissen in die Küche schmeißen, die Trockenwäsche vom Ständer gleich hinterher, und vom Verandatisch die Decke ebenso. Schnell die Zuläufe zu den Regenfässern öffnen – halt, halt, zuerst rein ins Haus und rauf, dort stehen noch die Dachschrägenfenster senkrecht und munter flutet’s in meine Stube wie ins Schlafzimmer. Wieder zischt es, wieder kracht es, mehrfach setzt kurz das Radio aus wegen Stromausfalls.

Nach gut 10 Minuten ist der Spuk vorüber. Die Regenfässer sind dennoch übergelaufen; an der einen oder anderen Stelle im Haus muss aufgewischt werden. (Und ich denke einen Augenblick, was wohl gewesen wäre, hätte dieser Regen vier Stunden angehalten.) Als alles erledigt ist, rappelt unversehens das Smartphone, um mitzuteilen: „Unwetterwarnung! In drei Minuten erreicht eine Gewitterzelle mit Starkregen ihren Ort.“ Ah ja.


25.06.2024

Julian Assange ist frei. Das ist im Moment die Hauptsache. Wie der Deal mit der US-Justiz aussieht und was er für das Pressewesen bedeutet, wird man später beurteilen. Ich hoffe, dem Mann bleibt nach der jahrelangen Tortur genug Lebenskraft noch für ein bisschen Lebensfreude.


19.06.2024

Deutschland : Ungarn

Sehenswertes Spiel zwischen zwei gleichermaßen engagierten, zeitweise auf gleicher Augenhöhe agierenden Mannschaften. Etliche spannende bis taktisch raffinierte Spielzüge. Respekt für beide Teams. Ergebnis geht in Ordnung. 2 : 1 wäre auch vertretbar gewesen.


18.06.2024

Einerseits bei bester Laune, grummelt der weißhaarige Renter am frühen Dienstag andererseits doch auch missmutig vor sich hin. Letzteres gilt zwei aktuellen Umständen, von denen einer lokales Geschehen betrifft, der andere regionale Befürchtungen.
1. Seit 8. Juni mussten die Feuerwehren in der westerwäldischen Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach sage und schreibe 14 mal ausrücken, um Brände in umliegenden Wäldern zu löschen. Das war allemal, auch an diesem Wochenende wieder, Brandstiftung; ein irrer Feuerteufel treibt sein Unwesen. (Nachtrag Di 10.25 Uhr: Auch an diesem Morgen heulen erneut die Sirenen).
2. Und schon wieder ist Unwetteralarm ausgerufen. Ab Nachmittag zieht eine Gewitterfront auf, die laut Wetterfröschen im Westen und in der Mitte Deutschlands mit Starkregen, Hagelschlag, Sturm „örtlich sehr heftig“ ausfallen kann.

17.06.2024

Tach allerseits, ich bin wieder hier in meinem Revier – am gestrigen Spätnachmittag zurück im Westerwald nach zwei Wochen Urlaub auf der Ostseeinsel Poel. Es war eine gute Zeit, trotz durchgehend widriger Wetterverhältnisse. Strandtage waren keine drin, zu nass und zu kalt. Aber wir haben etliche interessante Fahrten die Küste entlang und ins Meck-Pomm-Hinterland gemacht – ganz ohne Navi (und ohne Smartphone), nur mit einer guten Karte, die uns die Welt der Neben- und Kleinststräßchen eröffnete. Und nein, Fotos gibt es keine: Wie seit mehr als 35 Jahren haben wir nicht ein einziges gemacht, stattdessen intensiv geschaut und wirken lassen. Die schönsten Bilder sind im Kopf gespeichert, und bei Gelegenheit können wir beschreiben und erzählen.

Wieder daheim, erster Rundgang ums Haus. Der Garten hat quasi Urwaldcharakter angenommen. Doch auf den ersten Blick: In den nächsten Tagen das Wuchergestrüpp beseitigt, dürfte es gleich allerhand zu ernten geben. Im Haus das übliche Gespensterphänomen: 14 Tage war niemand hier und hat sich nichts bewegt, dennoch liegt überall Staub. Möchte doch mal wissen, wer den klammheimlich in unserer Abwesenzeit tanzen lässt.


30.5.2024

Es will, verflucht, einfach kein Ende nehmen. Die nächste Starkregenfront rollt heran. Diesmal dürfte es übers Wochenende (beginnend am Freitag) vor allem den Südosten und Osten Deutschlands treffen. Unwettervorwarnungen (Regenmengen bis 100, örtlich bis 150 Liter pro Quadratmeter) sind ausgegeben für das östliche Baden-Württemberg, ganz Bayern (Schwerpunkt Allgäu bis Mittelfranken), große Teile von Sachsen und Thüringen, die östliche Regionen von Mecklenburg-Vorpommern.


29.5.2024

Es ist bisweilen etwas schwierig mit meiner Monatskolumne „Quergedanken“. Denn da liegen zwischen Redaktionsschluss und Erscheinen ein bis zwei Wochen. Was heutzutage eine halbe Ewigkeit sein kann, während der im günstigen Falle aktuellere Entwicklungen/Ereignisse im Zeit- und Weltgeschehen das gewählte Thema nur in einem leicht veränderten Licht erscheinen lassen. Im ungünstigen Fall ist die Realität dem Geschriebenen inzwischen meilenweit vorausgeeilt. Die jetzige Folge 227 (siehe Link) etwa ward schon vor dem Pfingstwochenende verfasst und final abgeliefert. Weshalb der aktuell naheliegende Bezug des Klimawandel-Themas zu den Sturzfluten und Überschwemmungen im Saarland, in der Südwestpfalz, im Kirner Land und im Moselraum darin nicht hergestellt werden konnte, sondern von der Leserschaft mitgedacht werden muss. > Quergedanken Nr. 227: „Schon vergessen? Wir haben Klimawandel“


25.5.2024

Der heutige Samstag war hierorts ein Wechselspiel zwischen strahlendem Sonnenschein und teils ziemlich düsteren Wolken. Aber: Es blieb trocken und ist auch am Abend noch angenehm warm. Gleichwohl zieht es mich jetzt vor die Glotze: Mal schauen, wie die Buben aus Kaiserslautern sich gegen Leverkusen schlagen. In der Pause, oder wenn mir das Spiel zu langweilige werden sollte, ziehe ich gewappnet hinaus in den Garten zur inzwischen allabendlichen Schlacht – gegen die Heerscharen der Schneckeninvasion.


23.5.2024

Gespräch auf dem Supermarktparkplatz; ich lausche analogen Volkes Stimme. Drei Frauen mittleren Alters reden über Unwetterwarnungen. Und sie sind sich einig: „Wir haben hier mal wieder Glück gehabt und nix abgekriegt. Aber die armen Leut‘ im Saarland oder da in Kirn. Lieber dreimal zuviel als einmal zu wenig warnen.“ Ein älterer Mann mischt sich ein: „Mir geht diese ständige Panikmache auf die Nerven. Solche Hochwasser sind doch ganz normal, die gab’s schon immer.“ Die Antwort aus dem Damentrio kommt prompt: „Ja, ja, vor 40 Jahren oder vor 500. Und? Unser Problem ist doch, dass es inzwischen bei fast jedem etwas stärkeren Tief wieder irgendwo einen Ort knüppeldick erwischt.“ Eine andere Dame ergänzt: „Und jedesmal wenn solche Wettervorhersagen kommen, muss man fürchten, es könnte diesmal einen selbst treffen.“ „Stimmt doch, oder?“ ruft mir die erste Sprecherin übers Auto hinweg zu. Antwort meinerseits: „Richtig, die Menge und dichte Folge der Extremereignisse ist das Neue, das der Klimawandel mit sich bringt.“ Besagter Mann brummt noch was wie „Klimawandel; so ein Quatsch“ – und trollt sich. Das Trio wendet sich einem anderen Thema zu: Hochzeit in der Nachbarschaft.


21.5.2024

Es war an diesem Wochenende die letzte Premiere im Großen Haus des Theaters Koblenz, bevor dort ab 22. Juni die Handwerker für ein Jahr zwecks umfassender Sanierung die Regie übernehmen. Uraufgeführt wurde ein Schauspiel der jungen Dramatikerin Deborah Kötting mit dem Titel „Nach Peer Gynt“. Beziehungen zu Ibsens „Peer Gynt“ liegen damit auf der Hand. Doch handelt es sich nicht etwa um eine Neufassung des Klassikers von 1867. Köttings Stück interessiert sich vielmehr für die Nachwirkungen des in die große Welt verschwundenen Egomanen Peer auf die Daheimgebliebenen. > Meine Besprechung des zweieinhalbstündigen sehenswerten und nachdenklich machenden Abends (5700 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text)


19.5.2024

Am frühen Nachmittag des Pfingstsonntag denkst du: „Gott sei Dank ist das Schlimmste jetzt wohl durch.“ Dann kommt plötzlich die Nachricht aus der Nahe-Region: „Eben überrollt eine neue Flut Kirn und Umgebung.“ Verflucht nochmal!


17.5.2024

Die Wetternormalität neuer Zeit hat uns mal wieder erwischt: kleinräumig gänzlich verschiedene Lagen. Im nördlichen Rheinland-Pfalz rechtsrheinisch keine Spur von Unwetter. Hierorts im Unterwesterwald beispielsweise nur zeitweise ein bisschen Fieselregen, nichts sonst. Betulichkeit ringsum. Dann schaust du in die erweiterte Nachbarschaft, findest eine völlig andere Welt vor allem in der Südwestpfalz und im Saarland, teils im Nahe-Raum, teils an der Obermosel. Da melden etliche Orte Überflutungen der Jahrhundert-Kategorie, vereinzelt gar der Dimension „noch niemals zuvor erreicht“. Das Saarland ruft für den Regionalverbund Saarbrücken eine „Großschadenslage“ aus; für einige Gegenden im linksrheinischen südlichen Westen gelten mittlerweile die höchsten Unwetterwarnstufen, denn dort steigen die Pegel in einem fort und sind für die Nacht zum Samstag weitere ergiebige Regenfälle vorhergesagt. Glücklicherweise: Entwarnung für die Ahr, Prognose „mäßiges Hochwasser“ für Mittel- und Untermosel.


17.5.2024

Es sei nun allseits ein irgendwie doch angenehmes langes Pfingstwochenende gewünscht. Dies verbunden mit dem Appell nach „droben“: He, ihr Götter, die aktuelle Wetterfront dürft ihr behalten. Schickt stattdessen, wie’s Tradition ist, Geist herab. Muss ja nicht viel sein und heilig gleich gar nicht. Nur ein ganz klein wenig Vernunft wär‘ schon hilfreich für die Menschenwelt dieser Tage.


14.5.2024

So, gewählt wär‘. Erst zum zweiten Mal in meinem Leben per Brief – wegen Abwesenheit am Wahltag. Denn normalerweise gehört für mich der Besuch im Wahllokal (das bei uns auf dem Dorf tatsächlich ein Lokal ist) nebst Schwätzchen hier und da quasi rituell dazu. Wen/was ich gewählt habe unterliegt natürlich dem Wahlgeheimniss. Verraten werden darf dies: Braunes Gesocks nicht, die Personality-Partei der Frau W. auch nicht. Auf Ortsebene, wo es bei uns heuer keine Parteilisten und auch keine Kandidatenprogramme gibt, eben ein paar Nasen, die mir bekannt und für mich vertrauenswürdig sind.


7.5.2024

Den Polts ihr’n Gerhard hat heute Geburtstag. Der knortzigste unter den Knorrigen des deutschen Kabaretts wird, wia halt im richtigen Leben, 82. Das ist zwar kein rundes Jubiläum, aber was ist schon rund an diesem herrlich hinterfotzigen bajuwarischen Urviech. Und wie sagte er doch mal so trefflich:
„Demokratie ist ohne Humor nicht denkbar.
Humor ist die vielleicht wichtigste Quelle für
Gemeinschaftssinn und Trost. Humor macht
immun gegen Radikalismus. Humor in allen
seinen Facetten muss endlich ernst genommen werden.“


4.5.2024

Jetzt, da braune Saubanden verlogene Blau-Rede und Hassgeschrei zu blutiger Tat fortentwickeln, verstehen wir, dass die 102-jährige Holocaustüberlebende gestern bei der Filmpreisverleihung nicht übertrieb, als sie sagte: „So hat es damals auch begonnen.“ Schluss mit lustig.


2.5.2024

So leid es mir für alle in demokratischen Parteien engagierte Leute in meinem Bekantenkreis tut, die sich jetzt wieder den Ar… für ihren Verein aufreißen: Für mich persönlich ist Wahlkampf, wie er hierzulande (und anderwärts meist ebenso) geführt wird, seit jeher eine der langweiligsten Politveranstaltungen überhaupt. Ich kann einfach nichts anfangen mit diesem nach meinem Empfinden überwiegend phrasenhaft vereinfachenden, platten, gekünstelten, oft auf plakative Äußerlichkeiten reduzierten Getriebe. Sorry. Gleichwohl sei frohes Schaffen dabei gewünscht.


1.5.2024

„Wir alle brauchen Geschichten. Geschichten sind ein Grundbedürfnis wie essen, trinken und ein Dach über dem Kopf.“ Dies sagte einmal treffend Paul Auster. Der amerikanische Schriftsteller ist jetzt im Alter von 77 Jahren gestorben.



28.04.2024

Am Freitag hatte ich nach längerer Zeit mal wieder einen Abstecher in den Kritikerdienst gemacht: Saisonabschluss bei den Anrechtskonzerten des Koblenzer Musik-Instituts mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie. Spannendes Programm mit Morton Feldmans minimalistischer 4-Minuten-Miniatur „Madame Press….“, Haydns Trompetenkonzert und zum quasi krönenden Abendfinale und zugleich Spielzeitausklang Mahlers fünfte Sinfonie. In zeitgenössischem Idiom könnte man kurz und bündig ausrufen: „Es war ein geiles Konzert.“ Meine Kritik für die Rhein-Zeitung würdigt den Abend nach gut sechsstündiger Schreibarbeit etwas ausgreifender und gepflegter > Kritik lesen hier (kostenpflichtiger RZ-Text, 4600 Anschläge).


26.4.2024

Ins Haus steht uns kein vorzeitiger Sommereinbruch wie Ende März/Anfang April, sondern jetzt wohl mal ein echtes Frühlingswochenende – für das allseits viel Freude gewünscht sei. Als Beigabe aus der Schreibstube passt dazu die heute im mittelrheinischen Magazin „Kulturinfo“ erschienene Monatskolumne Quergedanken Nr. 226 unter der Überschrift „Komm, lieber Mai, und mache…“. Darin geht es um zwei uralte Frühlingsvolkslieder, die uns erstaunlicherweise etwas mitzuteilen haben über den aktuellen Klimawandel. > Quergedanken lesen hier


Guten Tag allerseits in den Vormonaten



Andreas Pecht

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