Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Die Tücken des Gartenbodentests (Verzählche)

ape. Alle zwei bis drei Jahre teste ich zum Ende oder nach Abschluss der Saison im Gemüsegarten den ph-Wert der Beeterde. So auch heute. Im Raum steht die Frage: Muss ich Kalk zugeben oder nicht? Dazu brauche ich kein Labor, sondern benutze das handelsübliche ph-Bodentestset von Neudorff. Auf der Packung steht „Bodentest ganz leicht und in drei Minuten“. Ersteres stimmt, den Test kriegt jeder Depp hin – sieht man vom Danebenkippen, Überlaufen, Verschütten ab, mit dem die ziemlich klein dimensionierten Utensilien des Testsets etwas zittrige Grobmotoriker wie mich plagen. Das mit den drei Minuten haut indes nicht hin.

Also: Man entnimmt an drei, vier Beetstellen in ca. 20 cm Tiefe kleine Erdproben, vermischt sie und bröselt davon einige Krümel ins winzige Reagenzglas des Tests. Füllhöhe 10 mm, kommandiert die Gebrauchsanleitung. Darauf schütte man aus dem beiliegenden Minifläschchen destiliertes Wasser bis zur Füllhöhe von 35 mm. (Das Wasser reicht angeblich für acht Tests; mehr als 4 habe ich wegen des klassischen Danebeneffekts noch nie geschafft.) Abschließend kommt ins Röhrchen eine der acht beiliegenden ph-Tabletten. Dann heißt es „schütteln bis die Tablette sich aufgelöst hat“.

Nun schüttelst du, und schüttelst, schüttelst, schüttelst – schüttelst dir einen ab, wirst aber den Verdacht nicht los, nie zum Ziel zu kommen. Denn die Pille hat sich nach fünf Schüttelminuten noch nicht aufgelöst, auch nicht nach zehn. Es ist sehr unbefriedigend. Erst nach 13 bis 15 Minuten und kurz vor Auftreten erster Symptome einer Sehnenscheidenentzündung ist kein gelblicher Brocken mehr in der braunen Erdbrühe auszumachen. Während die Feststoffe im Reagenzglas sich setzen, kann der Schüttler verschnaufen, um schlussendlich an der Färbung des sich klärenden Wassers den ph-Wert abzulesen. Beglückendes Finale der schüttlerischen Mühen: Alles gut, Erde prima.

Andreas Pecht

Kulturjournalist i.R.

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