Während diese Zeilen aus der Feder fließen (…Red´ nicht so einen Schmus, du hackst den Kram auch bloß in die Tastatur…) Mir ist aber jetzt nach Schmus: die Heizung bollert, ich habe trotzdem kalte Füße; überm Rheintal hängt tief ein hässliches Dach aus Grau, die Ränder festgezurrt an den umliegenden Höhen. Draußen regnet es. (…Wunderbar, so kriegt die Natur, was sie nötig braucht..). Mag sein, aber das Frühjahr vertut mit unterkühlter Tristesse allzu viele Tage, von denen wir uns frühe Sommerfreuden erhofft hatten.
Noch einmal: Während diese Zeilen aus der Feder fließen, zerrt das Sehnen nach Sommer am Gemüt. Gebe Gott (… ach ja, jetzt auf einmal…), dass in den Tagen, die zwischen Niederschreiben und Lektüre des Druckwerks liegen, eine Wende sich vollziehe, die der Wetter-Auguren düstere Prognose für die Saison 2005 außer Kraft setzt. Denn es gelüstet uns wieder nach jenen wunderbaren lauen Abenden, wie sie die Stadt, unsere Stadt, nur bieten kann, wenn des Tages Hitze zwischen den Häusern nachbrütet. (… Klar, am Straßenrand tief und tiefer ins Glas gucken, den Mädels nachstieren, mit der Nachbarin Süßholz raspeln, dass es Späne sprutzelt bis der Bagger kommt…)
Erinnerung/Vorfreude.
Der Weg zum Sommerabendglück führt über die Parkplatzsuche. Moselufer runter, Rheinufer rauf, zum Schloss rüber – schleichen, spähen, hupen, winken, warten, rangieren. Drumherum strömt es Richtung Stadt: Paare, Gruppen, Einzelgänger. Eilig dieser, er darf ein Date nicht verpassen. Gemächlich jene beiden, sie haben sich schon gefunden. Laut sich ihrer Kraft versichernd, die Jungs aus den Kasernen; noch zurückhaltend ihren Auftritt probend, die hübsch herausgeputzten Mädchen. Die Lücke auf dem Theaterparkplatz, der Weg hinüber ins Zentrum – durchs Dunkel der Torbögen unterm Rathaus fließt dem Hinzukommenden ein Raunen, Flirren, Summen, Sirren entgegen, wie es Hunderte, Tausende anrühren, die sich in Straßen und auf Plätzen den Freuden von ins Freie verlegten Cafés, Gasthäusern, Kneipen, Weinstuben und allgemeiner Geselligkeit ergeben.
Die Luft ist schwer, ölig fast von der nur langsam ablaufenden Schwüle. Die Stadt aalt sich in mediterraner Nonchalance. Schwitzend erblüht die Leichtigkeit des Seins; der Platz wird zur Plaza – und hinter der nächsten Häuserzeile möchte man einen abendlich leeren Strand an vor sich hin plätscherndem Meer vermuten, dessen schwärzer werdende Oberfläche eben das letzte Glutrot der untergegangenen Sonne verschluckt hat. (… Vergessen sind das nach Benzin und Pisse stinkende Parkhaus nebenan, das marode Kaufhaus, das Abbruch-Quartier und andere Herrlichkeiten …) Schweig, Banause!
Durch die Gassen strömt Gelassenheit. Die Menschen jung und älter gehen nicht, sie schlendern, bummeln, flanieren. Diesen ist´s einerlei, ob man sie betrachtet, über sie redet. Jene wollen betrachtet und besprochen sein, ihnen ist die Straße ein Laufsteg. So ein Sommerabend nimmt den Männern Härte, unterstreicht der Frauen Anmut. Er übergießt Schönheit mit mehr Schönheit, erhebt Durchschnittlichkeit in den Rang des Besonderen, und selbst graugesichtiger Verkniffenheit flicht er noch eine Blume ins Haar. (… Obacht, verehrte Leser, jetzt legt er erst richtig los, der Sommernachtsschwärmer…)
Der Abend gehört dem Cappuccino und dem Wein, dem zischenden Bier, der Zigarre oder der Eistüte. Und immer wieder gehört er auch dem genießenden Blick auf die Genüsse anderer. Männeraugen bleiben an Frauengestalten hängen, die schwindelig machen. Wie schwebend verweilen sie, wie tanzend ziehen sie weiter. Blicke ertrinken in Gläsern oder in den Gesichtern ihrer Gegenüber. Ein großes Wohlfühlen, ein Herzen und Streicheln erfüllt die Stadt – zärtlich und verspielt, neckend und frivol, unschuldig, aber voller Lust. Dies ist die Stunde des Werbens und Umschwärmens. Ihr wird die Stunde des Begehrens folgen, während der Hände einander finden, Kniee einander begegnen und Küsse sich auf den Weg machen. Am Ende werden Glückliche von nicht ganz so Glücklichen geschieden sein: Paare umschlungen davonziehen, Alleingebliebene ihnen lächelnd nachschauen und sich melancholisch an ihre Gläser klammern. Sommernachtsträume. (… Es ist schon ein arges Gesäusel, das du da von dir gibst, aber halt doch schöööön!…)