ape. Mal ein kurzer, aber nachdenklicher Blick nach China. Dort sind vergangene Woche innerhalb einer Provinz in zwei Städten mit zusammen 18 Millionen Einwohnern 300 (sic!) Corona-Infizierte festgestellt worden. Nicht pro Tag, sondern in summa. Was einer Inzidenz von 100 000 zu 0,00irgendwas entspräche – und hierzulande ein allgemeines lauthalses Verlangen nach „öffnen, öffnen, alles öffnen!“ vervorrufen würde. Die Chinesen indes machen das genaue Gegenteil: in den betroffenen Gebieten alles zu.
Sie riegeln die beiden Millionenstädte vom Rest des Landes kategorisch ab; niemand raus, niemand rein – von streng kontrollierten Versorgungstransporten abgesehen. Sie verhängen über diese Städte einen Generallockdown, der uns hier wohl vom „Ende der Welt“ zetern ließe: Schulen/Unis zu, Fabriken zu, Öffentliche Verkehrsmittel stillgelegt, generelle Ausgangssperre rund um die Uhr (außer für Versorgungs- und Notfallgänge sowie zu den vorgeschriebenen Massentestungen) … Erklärtes Planziel: Den Seuchenausbruch im kleinsten Keim ersticken, um möglichst rasch – nach Tagen, längstens wenigen Wochen und nicht erst in Monaten – zur Normalität zurückzukehren.
Man kann das jetzt unter dem Aspekt „Diktatur“ diskutieren. Man könnte aber ebenso auf den Gedanken kommen: Wird hier nicht das epidemische Potenzial der Seuche wirklich ernst genommen und mit den Erfahrungen/Lehren aus dem Frühjahr im Kreuz richtig und konsequent gehandelt? Nach der Devise: Kurz und heftig, statt langamtig und weich, aber am Ende verlustreicher. Dem Virus ist piepegal, in welcher politischen Staatsordnung es sich ausbreitet. Allerdings muss es nun feststellen, dass das dort am schwierigsten ist, wo im „kurz und heftig“ Paroli geboten wird. Und ehrlich: Irgendwie will mir nicht einleuchten, warum eine freiheitliche Gesellschaft das im Notfall nicht ebenso gut hinkriegen können sollte.
Andreas Pecht