ape. Ich mag Leute, die einen Spleen haben, eine Marotte, eine Schrull, ein skurriles Hobby, eine absonderliche Passion oder seltsame Eigenart. Solange sie niemandem schaden oder einem mit überschießendem Missionierungsdrang ständig auf den Keks gehen. Am liebsten sind mir jene, die aus reinem Spaß an der eigenen Freud mit Feuereifer tun, was sie tun – ohne dabei auf irgendeinen Gewinn an Geld, Ansehen oder Meisterschaften zu spekulieren. Denen völlig gleichgültig ist, ob sie damit wie aus der aktuellen Welt gefallen wirken, und die nicht die Bohne interessiert, was Zeitgeist und Mitmenschen davon halten.
Viele Sammler etwa lassen sich solchem Menschenschlag zurechnen, egal wem oder was ihre Leidenschaft gilt: Briefmarken oder Münzen, Bierdeckeln oder Weinetiketten, alten Motorrädern, Traktoren oder Wasserkesselchen, Toilettenpapier, Kaffeetassen, Baumblättern oder Büstenhaltern jedweder Art aus aller Welt … Es gibt kaum etwas auf Erden, dass nicht irgendwo vom irgendwem hingebungsvoll gesammelt wird. Und bisweilen lässt sich feststellen, dass heute als sehr merkwürdig betrachtet wird, was gestern noch ein völlig normales Hobby war; beispielsweise das Sammeln von Briefmarken, Gartenzwergen, Hutansteckern oder Stockschildern.
Unter acht Milliarden Menschen findet sich wohl noch jeder denkbare wie kaum vorstellbare Spleen. Hier der Mann, der zum Liebesakt stets den Hut aufzieht oder grundsätzlich nur mit zwei verschiedenen Socken zur Arbeit geht. Dort die Frau, die nur mit Regenschirm das Haus verlässt, egal bei welchem Wetter. Da der Minister, der so recht glücklich erst wird beim Spiel mit der Modelleisenbahn, oder die Hardrockerin, die selig lächelnd allweil stundenlang mit dem Nagelscherchen ihre Bonsai-Bäumchen beschneidet …. Wie gesagt, ich mag Leute – in deren Leben es etwas gibt, bei dem sie nur für sich ganz bei sich sind. Einige finde ich sogar erst und einzig im Zustand ihrer Marottenpflege sympathisch.
Andreas Pecht