ape. So im Frühnebel durch den Wald stapfen, ist eine feine Sache, aber nicht ganz ohne. Warum? Höret, was mir dieser Tage widerfahren.
Da wandere ich für mich hin sinnend durch herbstlich eingefärbte Baum- und leider auch Kahlschlaggefilde. Der Schritt eher gemächlich, denn das Auge schweift hüben wie drüben übers Blatt- und unters Strauchwerk, ob sich nicht doch ein Steinpilz fände. Vergebens. Plötzlich knallt es nahebei zweimal gehörig. G’schossen hot er, de Jager. Was mir natürlich einen argen Schreck in die Glieder treibt – obwohl die Schüsse offenbar nicht mir gelten: Weder bin ich erlegt, noch höre ich Kugeln um die Ohren pfeifen. Mein innerer Trompeter bläst dennoch mit dringlich scharfen Tönen zum geordneten, aber flotten Rückzug.
Dies aus gutem Grunde: Ich kenne den schon recht betagten Jägersmann, der an jenem Platze seit Jahrzehnten anzusitzen pflegt. Der Blitzartigkeit seines Urteils traue ich inzwischen noch weniger über den Weg als seiner Treffsicherheit. Das sind Umstände, die sich angesichts meiner eigenen Wald-Kleidung zur ernsten Lebensgefahr-Lage auswachsen könnten. Mein Unterkörper steckt in einer Camouflage-Hose, dürfte demnach zwischen Bäumen und Gesträuch bereits auf ein paar Meter Entfernung unsichtbar sein. Schlimmer aber noch: Meine atmungsaktive Wanderjacke ist rabenschwarz, mithin ein schwarzer Kittel. Und wie verhält es sich hierzulande mit Schwarzkitteln – gerade wenn sie so im Frühtau durch die Nebel wandeln? Zum Abschuss frei.
Moral von der Geschicht’: Es könnt’ gescheit sein, mir demnächst etwas zuzulegen, das ich gar nicht mag – ein kunterbuntes, neonfarbenes Wanderoutfit, wie es modisch modern ist. Vielleicht reicht es aber auch schon aus, die Warnweste aus dem Auto überzuziehen. Blöd nur, dass dann meine hiesigen alten Bekannte vom Schlage Reh, Bock, Fuchs, Hase, Schwildewein mich für ein losgelassenes Werbeplakat halten und schnellstmöglich das Weite suchen.
Andreas Pecht