Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Lauter nackte Leute

Im Januar 2022 hatte ich fast ausschließlich Köpfe und Gesichter auf der Staffelei. Danach bekamen für eine Weile Körper den Vorrang. „Akte/Nackte“ war das Motto sein. Frauen bildeten den Schwerpunkt, wie es immer war in der Kunstgeschichte. Im Spätsommer 2021 hatte ich das schon einmal versucht, aber rasch entnervt aufgegeben. Weil: Ich finde, es ist einfach schwer für den Anfänger, der Empfindlichkeit weiblicher Proportionen gerecht zu werden. Hier also die jüngeren  Akt-Versuche.

Künstler (Männer) haben zu 90%  Frauen-Akte, Frauen-Teilakte, weibliche Nacktheit in Waschszenen, Badeszenen, Schäferszenen gemalt. Natürlich wirkt da die erotische Motivation (mit). Aber, wie ich beim Blättern durch meine Kunstbände fand, Künstlerinnen malen eben nicht vorzugsweise Männer-Akte, sondern widmen sich ebenfalls zumeist weiblicher Nacktheit. Meine sehr, sehr unsichere, provisorische These dazu: Das liegt u.a. an der ästhetischen Eigenart des Frauenkörpers – fließende, geschwungene, gerundete, harmonische Linien von Kopf bis Fuß und allen Seiten. Der Mann hingegen (Achtung, ich überspitze): vorwiegend quadratisch, praktisch.

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17. Juni 2023

Titel „Ein Paar“. (Inspiriert von Kirchner) Acryl auf Leinwand, 50 x 60 cm. 17.6.2023 (c) Andreas Pecht

Titel „Badende“. (Inspiriert von Kirchner) 50 x 70 cm, Acryl auf Leinwand. 9.6.2023 (c) Andreas Pecht

15. November 2022

Titel: „Badende“. 50 x 60 cm, Acryl auf Leinwand. (c) Andreas Pecht. 15.11.2022

15. September 2022

Nach „Sitzendes Mädchen“ 1910, Ölgemälde von Max Pechstein. Bei mir: Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm. 14.09.2022 (c) Andreas Pecht

18. August 2022

Titel: Regentanz am leeren Wasserfass (II). 50 x 50 cm, Acryl auf Leinwand. (Frei nach Noldes „Tanz ums goldene Kalb“ 1910). 18.8.2022 (c)Andreas Pecht

8. Juni 2022

„Das Mädchen von 1973“ habe ich dieses Bild betitelt (Acryl auf Leinwand, 40 x 60 cm).

Während es bei mir sonst von der Motiventscheidung bis zum fertigen Gemälde meist nur ein bis drei Tage dauert, hat dieses scheinbar so schlichte Bild einen mehrmonatigen Entwicklungsprozess hinter sich. Der begann im Februar als nähere Beschäftigung mit den Bronzeskulpturen der Bildhauerin Emy Roeder (1890 – 1971). Zwecks Übung in Sachen „Frauenakte“ fetrtigte ich von einigen Bleistiftskizzen an, so auch von der Skulptur „Mädchen mit aufgestütztem Knie, 1933“.  Bereits bei dieser ersten Adaption unterliefen mir, überwiegend unbeabsichtigt, mache Abweichungen in kleinen Details. Schließlich hatte ich zwei Bilder vor mir (Foto der Roeder-Skulptur und meine Skizze), die in den Grunzügen fast identisch waren, aber doch zwei verschiedene Frauen darstellten: Erstere mir völlig unbekannt, letztere irgendwie bekannt, ohne es genauer fassen zu können.

Das ließ mir nun keine Ruhe, weshalb ich nach einiger Zeit von meiner ersten Bleistiftskizze eine zweite anfertigte; dabei wieder etliche Körpernuancen, dann auch noch Gesichtzüge und Frisur verändernd. Das Rätsel blieb: Ich kenne diese junge Frau von irgendwoher. Wer aber ist oder war sie? Erst bei der dritten Bleistiftskizze, die letztlich Grundlage des Gemäldes wurde, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Bis dahin hatte ich die klassisch schräge Kopfhaltung mit den wie im Gebet geschlossenen Augen der Roeder-Skulptur beibehalten. In der dritten Skizze richtete ich den Kopf der Frau auf, öffnete ihr die Augen und ließ sie mich, den Malenden, direkt anschauen.

Eine so junge Frau, noch keine 20, die ihre Nacktheit und Sinnlichkeit mit derartiger Selbstverständigkeit und derart freiem Selbstbewusstsein trägt, die mit klugem Ernst und doch lächelnder Verspieltheit um ihre Anziehungskraft auf den Malenden weiß, ihm zugleich vorbehaltlos vertraut, ein solches Mädchen und ich waren uns 1972/73 sehr nahe gestanden. Und nun, da ich wusste, an wen mich die Bleistiftskizze erinnert, wurde die Arbeit am Farbgemälde erst richtig schwer; dutzendfach habe ich vor allem Kopf und Gesicht übermalt. Denn Fotos von ihr besitze ich nicht und die Erinnerungen sind nur vage, verschwommene Bilder von einer ebenso komplexen wie liebenswerten wie beeindruckenden Mädchen-Persönlichkeit – der meine Pinselei bestenfalls einen Hauch gerecht wird.


5. April 2022

Sommerfreuden – drei Grazien (inkognito). 40 x 50 cm, Acryl auf Leinwand. (c) Andreas Pecht

7. Februar 2022

Nein, das ist kein Pin Up Girl, sondern die antike Sagengestalt Andromeda. Vorlage für diese Arbeit war ein „Andromeda“ betiteltes Ölgemälde (65 x 99 cm) von Tamara Lempicka aus dem Jahr 1929. Die polnische Künstlerin (1889 – 1980) gilt als herausragende Malerin des Art déco. Form und Proportionen meiner Figur-Adaption entsprechen weitgehend der Vorlage, bei der Farbgebung bin allerdings einen anderen Weg gegangen. Das Original ist in Braun- und Ocker-Stufen gehalten, die Lippen sind dort knallrot. Meine „Andromeda in Blau“ = Aquarell auf Papier, dann auf Leinwand geklebt,  36 x 56 cm.

5. Februar 2022

Drei Aktstudien Bleistift auf Papier nach Farbgemälden von Pablo Picasso aus drei Schaffensperioden: stehend, 1906; sitzend 1921; liegend (Ausschnitt) 1955. Das ganze Blatt ist 48 cm hoch und 42 cm breit. Picassos Originale sind da von ganz anderen Ausmaßen: Die Stehende misst von Zeh bis zum kleinen Finger im Haar 185 cm, das Bild der Sitzenden 60 x 50,8 cm, und der von mir gewählte Ausschnitt der Liegenden dürfte im Original etwa 150 cm breit sein.


4. Februar 2022

Akt junger Frau stehend mit aufgestütztem Knie. (Bleistift auf Papier, 26 x 37 cm) Frei nach einer Skulptur von Emy Roeder.


4. Februar 2022

Weiblicher Akt Sitzende, Rückenansicht (Bleistift auf Papier, 30 x 24 cm). Frei nach einer Skulptur von Emy Roeder.


03. Februar 2022

Weiblicher Akt Liegende (Bleistift auf Papier 30 x 18 cm). Nach einer Skizze von Emy Roeder.


01. Februar 2022

Von mir betitelt „Nackte Tänzerin mit Maske“ (Bleistift auf Papier, 29 x 38 cm). Inspiriert durch eine Fotografie von Max Slevogts verschollenem Gemälde „Tänzerin in Grün“.

Andreas Pecht

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