ape. Es gibt in Deutschland gewiss einige zehntausend noch immer oder neuerdings wieder aktive einheimische Anhänger der ehemaligen Sowjetunion und des SED-Staates. Ich spreche nicht von Deutschrussen oder Auslandsrussen in Deutschland, sonder von jener (kleinen) politischen Strömung – früher rund um die DKP -, die seit jeher Teil des politischen Spektrums auch in Westdeutschland ist. Verfolgt man nun im Netz Argumentationen aus dieser Ecke zum Überfall Putins auf die Ukraine, so stößt man rasch auf drei zentrale Irrtümer bei diesen Leuten:
1. ALLES, was jedwede Politik der USA, der Nato, des Westens, der EU, Deutschlands stört, unterminiert, konterkariert wird von diesen Leuten ausnahmslos per se für gut und „links“ gehalten.
2. Diese Leute meinen, allein die Auflistung des in der Tat ziemlich langen Sündenregisters der Geschichte us-amerikanischer Außenpolitik relativiere und legitimiere jedwedes innen-und außenpolitische Handeln Russlands. Auch diese Haltung nennen sie „links“.
3. Offenbar gibt es unter diesen Leuten einige Zirkel, die glauben/hoffen, Putin bringe ihnen die vorgeblich sozialistische Sowjetunion zurück. Dieser Gedanke zeugt jedoch von Geschichts-, System- und Gegenwartsblindheit. Denn Pution denkt und handelt augenscheinlich nach einer Doktrin, die Elemente aus Zarismus, Stalinismus und oligarchischem Kapitalismus vereint. Wo da der „linke“Ansatz herkommen soll, bleibt rätselhaft.
Was gehört seit jeher zu den Maximen tatsächlichen linken Denkens (und gefragt sind jetzt mal nicht diejenigen, für die alles Linke ohnehin nur ein rotes Tuch ist)? Freiheit und Selbstbestimmungsrecht der Völker, Freiheit von Ausbeutung und Unterdrückung, Wahrung der Menschenwürde für jeden, auch und gerade die Ärmsten. Dies sind Grundmaßstäbe der Beurteilung, die in jedem Einzelfall zu erfolgen hat – und eben nicht stumpfe Blocktreue, unkritisches Vasallentum respektive daraus folgender Blindheit selbst für die ärgsten Missetaten (auch wenn sie von vermeintlich „linken“ Freunden begangen werden).
Andreas Pecht