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Prima Klima im neuen Wachstumsjahr
Kennen Sie den? Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine zum anderen: „Du siehst aber schlecht aus; was hast du denn?“ Antwortet der andere: „Menschen.“ Darauf der eine: „Ach so, mach dir nichts draus – das vergeht.“ Dies kleine Stückchen Realitätssatire wurde in der zweiten Hälfte des vergangenen 2006er-Jahres übers Internet verbreitet. Mit umwerfendem Erfolg:…
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Die Stille der Nacht wird abgeschafft
Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Lebkuchen und Marzipan stapeln sich seit Oktober in den Läden. Die Straßenbeleuchtung hat putzige Verstärkung bekommen. Die Dauerbeschallung in den Einkaufsmeilen wurde von kaufbelustigendem Fahrtstuhlpop auf kaufberauschende Herzerweichung durch „Kling-Still-Süß-Kindel-Tann-Glöck“ umgerüstet. Seit auf mittelrheinischen Straßen und Plätzen obendrein Brettlbüdlis wieder das Stück „Anno-dunnemals-Markt“ geben und Schwaden vom Glühwein frohes…
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Wer sich dabei Böses denkt
„Hi, Mister Querdenker, bist Du eigentlich immer oder nur beim Schreiben so mies drauf? Sicher, die Welt ist bekloppt, aber es gibt doch auch noch gute Nachrichten und Entwicklungen.“ Diese Kritik von Leserin Katharina trifft den Kolumnisten, der sich für ausgesprochen lebensfroh hält, hart. Nichts desto trotz, liebe Katharina, sei die Kritik als Anregung aufgegriffen.…
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Seit Adam baggert und Eva spinnt
„Was da mitschwingt, weiß doch kein Mensch mehr“, brummt Freund Walter, als er die Überschrift sieht. Da übertreibt er wohl, denn ein paar gebildete Altlinke wird es ja selbst am Mittelrhein noch geben. Und zumindest die sollten begreifen, dass hier nicht bloß auf den öffentlichen Geheimwunsch der TV-Eva (Herman) angespielt wird, vom Manne wieder als…
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Bildung verlangt das (streitbare) Miteinander der Wissenschaften
Schlussplädoyer in einem „Streit der Fakultäten“ anlässlich einer Feier zur Zertifikats-Vergabe an den ersten Teilnehmerjahrgang der Marienberger Akademie anno 2006 *** Dem nachfolgend abgedruckten Vortrag waren Einlassungen von Vertretern der Kunstgeschichte, der Theologie, der Philosophie und der Naturwissenschaften vorausgegangen. Ihnen war im Sinne eines Kantschen „Streits der Fakultäten“ die Aufgabe gestellt worden, (mit gebotenem Ernst,…
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Die alten Literaten und das Leben
Das war ein Schock, als der Sommer vom heißesten Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnung in die kälteste erste Augusthälfte seit Menschengedenken umschlug. Vor wie nach griff das Wetter gehörig ins Leben hinein, und wieder war des einen Lust des andern Plag: Sonnenglück hie, Hitzequal da; angenehme Kühle für diesen, Herbsttristesse für jenen. Man muss von…
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Von Patrioten und Patriötchen
Aus, aus, aus! Die Party ist aus! Deutschland ist nicht Fußballweltmeister. Weshalb Heerscharen schwarz-rot-goldener Landsleute eigentlich an der Weltlogik oder am eigenen Verstand (ver)zweifeln müssten: Hatten sie den WM-Gewinn durch die deutsche Mannschaft vorab doch zur naturgesetzlichen Selbstverständlichkeit erklärt. Wenn schon zu Selbstzweifeln nicht fähig, so wäre jetzt wenigstens das Eingeständnis vom kollektiven Größenrausch fällig.…
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Die Fähnchen flattern um uns rum
Haben Sie´s gesehen? Sogar die Bundeskanzlerin außer Rand und Band: den Oberkörper weit nach vorne geworfen; den rechten Arm nach seitlich-hinten verdreht, dabei dem polnischen Premier mit der reflexartig grapschenden Hand beinahe ins Gesicht patschend; ihre Augen quellen schier aus Höhlen; dem zuckend aufgerissenen Mund entringen sich erkennbar Schreie, Quiecker, Stöhner. So ward es vom…
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Ein Vivat auf die schönste Nebensache der Welt
Seltsam, dass in einem so sehr dem Sport zugetanen Land wie dem unsrigen Übergewichtigkeit eine Volkskrankheit ist. „Stop!“ schreit Walter: „Keine akademischen Spitzfindigkeiten, die mir doch bloß den Spaß am TuS-Aufstieg und an der WM vermiesen wollen.“ Der sonst so zurückhaltende Freund droht die Contenance zu verlieren. Das kommt von was? Vom Fußball. Diese Sportart…
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Ob Godot vielleicht am 1. Mai kommt?
„Bedenke, du bist nur ein Mensch!“ Ausgerechnet beim triumphalen Einzug in die Hauptstadt des Römischen Reiches bekamen die siegreich heimkehrenden Feldherrn in antiker Zeit diese Worte von einem Diener alle paar Minuten eingeflüstert, gewissermaßen hinter die Ohren geschrieben. Die Wirkung der erzieherischen Maßnahme auf die Helden war bekanntlich begrenzt: In vielen Fällen erwiesen sich erfolgreich…